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WCC release on Indigenous Peoples


From smm@wcc-coe.org
Date 30 Aug 1996 02:51:44

Oekumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Veroeffentlichung frei
30 August 1996

                             OeRK VOR DER UNO:
                      BEVORMUNDET NICHT DIE URVOeLKER

Die Regierungen muessen akzeptieren, dass die Urvoelker selbst
die Tagesordnung fuer Initiativen bestimmen, die Jahrhunderte der
Unterdrueckung und Ausbeutung aendern sollen. In Wirklichkeit
aber werden die Ureinwohner haeufig erst zu einem spaeteren
Zeitpunkt einbezogen, "um ueber bereits formulierte politische
Massnahmen" zu diskutieren, was einer Bevormundung gleichkommt.

So lautete die Botschaft einer muendlichen Intervention des
Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK) vor der UN-Unterkommission
fuer die Verhuetung von Diskriminierung und den Schutz von
Minderheiten diese Woche in Genf, im Anschluss die
Veroeffentlichung des juengsten Berichts der UN-Arbeitsgruppe
ueber autochthone Bevoelkerungsgruppen. 

Die Intervention im Namen des OeRK erfolgte von Bischof Eugenio
Anaguaya Poma aus dem Aymara-Volk in Bolivien, der OeRK-Berater
fuer Fragen der Ureinwohner ist.

Poma fuehrte einige Beispiele fuer die Bevormundung der
Ureinwohner an, aus denen hervorgeht, wie deren Denkweise haeufig
missachtet wird.

Gesuche der UN-Arbeitsgruppe um eine Umbenennung in
"Arbeitsgruppe fuer Urvoelker" sind zurueckgewiesen worden, was
bedeutet, dass ihnen das "Recht auf eine eigene Namensgebung"
verweigert wird.

Die laufenden UN-Plaene fuer einen 'Internationalen Tag der
autochthonen Bevoelkerunsggruppen der Welt' respektieren den
"Prozess der kollektiven Entscheidungsfindung der Ureinwohner"
nicht.

Bischof Poma erklaerte, der OeRK begruesse die Forderung der
Arbeitsgruppe, das internationale Grossprojekt "Genomanalyse"
solange ruhen zu lassen, bis alle betroffenen Urvoelker
informiert worden sind und ihre Zustimmung zu dem Projekt gegeben
haben. Das Projekt, in dessen Rahmen die biotechnologische
Industrie sowie Wissenschaftler und Regierungen bei der
Kartierung menschlicher Gene zusammenarbeiten, hat weitreichende
ethische, kommerzielle und militaerische Konsequenzen und ist
"ein weiteres Beispiel fuer die unzulaengliche Konsultation der
Urvoelker, deren menschliche und andere Ressourcen ausgebeutet
werden".

Poma erklaerte vor der Unterkommission weiter, dass der OeRK die
Forderung der Arbeitsgruppe nach Ernennung eines
Sonderberichterstatters unterstuetze, der eine umfassende Studie
zur Anerkennung und Respektierung der Landrechte von Ureinwohnern
durchfuehren soll. Poma fuegte hinzu, die Studie muesse
allerdings "in sinnvoller Konsultation mit Ureinwohnern
durchgefuehrt werden", die selbst die Parameter festlegen
sollten.

Im Verlauf der Intervention verwies Bischof Poma wiederholt auf
die Art und Weise, wie die Urvoelker kolonialisiert worden sind.
Er schloss mit der Bemerkung: "Die Urvoelker koennen die Mauern
der Kolonisierung nicht von sich aus niederreissen. Sie draengen
darauf, aber die Staaten versuchen immer noch, den Status quo
aufrechtzuerhalten. Der Entkolonialisierungsprozess beginnt mit
der staatlichen Anerkennung, dass die von den Urvoelkern
vorgeschlagenen Alternativen legitim sind und an die Stelle des
Status quo treten koennen. Die Staaten setzen die Bevormundung
der Urvoelker ungebrochen fort, indem sie uns in Raete einladen,
wo ueber bereits formulierte politische Massnahmen diskutiert
wird, auf die wir nur minimalen Einfluss haben und die insgesamt
wenig veraendern."

Oekumenischer Rat der Kirchen
Presse- und Informationsreferat
Tel:  (41.22) 791.61.52/51
Fax:  (41.22) 798.13.46
E-Mail:  jwn@wcc-coe.org

Postfach 2100
CH-1211 Genf 2
  


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