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Bombenanschlag auf Kathedrale...


From smm@wcc-coe.org
Date 02 Oct 1996 06:02:31

Oekumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Veroeffentlichung frei
1. Oktober 1996

BOMBENANSCHLAG AUF KATHEDRALE DES OeKUMENISCHEN PATRIARCHATS
OeRK FORDERT NACHDRUeCKLICH RASCHE REAKTION UND
RUFT AUF ZU RELIGIOeSER TOLERANZ

Auf Kathedrale und Wohngebaeude des Oekumenischen Patriarchats in
Istanbul wurde in der Nacht des 30. September ein Bombenanschlag
veruebt. Bei dem Anschlag wurde von den Bewohnern niemand
getoetet oder verletzt, aber an dem historisch wertvollen
Gebaeude entstand erheblicher Sachschaden.

Die Geschichte Konstantinopels (des heutigen Istanbul) als Sitz
eines Patriarchats begann im Jahre 330; 520 wurde sein Oberhaupt
zum oekumenischen Patriarchen. Nach dem Schisma zwischen Rom und
Konstantinopel im 11. Jahrhundert wurde der Patriarch unter allen
Patriarchen der orthodoxen Kirchen zum primus inter pares. In den
20er Jahren gehoerte der damalige Patriarch zu den ersten, die
sich an der Entwicklung der oekumenischen Bewegung beteiligten,
und wirkte auch bei der Gruendung des OeRK mit.

Konrad Raiser, der Generalsekretaer des OeRK, reagierte prompt
auf die Nachrichten ueber den Bombenanschlag und wandte sich in
einem Schreiben an Mecmettin Erbakan, den Ministerpraesidenten
der Tuerkei, in dem er nachdruecklich eine rasche Reaktion auf
diesen Anschlag forderte. Berichten zufolge bemuehten sich die
tuerkischen Behoerden, eine extremistische Gruppierung fuer
diesen Anschlag verantwortlich zu machen.

"Wir ... wissen, dass die Regierung der Tuerkei alles in ihrer
Macht Stehende unternehmen wird, um die Verbrecher, die sich
gegen die gestzlichen Bestimmungen des Landes und gegen Ihre
guten Absichten vergangen haben, vor Gericht zu stellen", schrieb
Raiser.

Unter Hinweis auf den durch voelkerrechtliche Vertraege
garantierten Schutz der physischen Unversehrtheit des
Oekumenischen Patriarchats berief sich Raiser auf das von der
Tuerkei bekindete "Bestreben ..., die religioese Toleranz in
Ihrer Gesellschaft under Beweis zu stellen".

"Die Existenz und das ungehinderte Leben und Zeugnis des
Patriarchats in dieser altehrwuerdigen Stadt, mit der beide,
Islam und Christentum, eng verbunden sind, sind nach unserer
Ueberzeugung eine Ehre fuer die Tuerkei und ein wertvolles Gut
fuer Ihre Gesellschaft," schrieb Raiser. In seinem Brief bot er
umfassende Unterstuetzung des OeRK an, um zu gewaehrleisten, dass
"dem Patriarchat der ihm gebuehrende Respekt uneingeschraenkt
entgegengebracht und es kuenftig gegen weitere Akte der
Intoleranz und Aggression geschuetzt wird".

In einem weiteren Schreiben an den Oekumenischen Patriarchen
Bartholomaios aeusserte sich der Generalsekretaer des OeRK
erleichtert darueber, dass Menschenleben verschont geblieben
sind, bekundete aber zugleich seine "tiefe Bestuerzung" ueber den
Sachschaden, der an den Gebaeuden des Patriarchats entstanden
ist, sowie ueber "die neue Verunsicherung, die von diesem
aggressiven Akt ausgeht".

Raiser schloss, der OeRK stehe auch weiterhin unbeirrbar zum
"Oekumenischen Patriarchat als Symbol und Wirklichkeit inmitten
der anhaltenden Unsicherheit infolge des wiederauflebenden
religioesen Extremismus".

*****
Der Oekumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von
inzwischen 330 Kirchen in ueber 100 Laendern auf allen
Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die
roemisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet
aber mit dem OeRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die
Vollversammlung, die ungefaehr alle sieben Jahre zusammentritt.
Der OeRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell
gegruendet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht
Generalsekretaer Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in
Deutschland.

Oekumenischer Rat der Kirchen
Presse- und Informationsreferat
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Fax:  (41.22) 798.13.46
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