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WCC release on Ogoni Report


From smm@wcc-coe.org
Date 07 Jan 1997 08:40:51

Oekumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Veroeffentlichung frei
3. Januar 1997

OGONI - DER KAMPF GEHT WEITER: OeRK VEROeFFENTLICHT BERICHT

"Der De-facto-Belagerungszustand im Ogoniland haelt an. Die
Soldaten schuechtern weiter ein, vergewaltigen, nehmen fest,
foltern, schiessen und pluendern." So lautet eine der
Schlussfolgerungen in dem Bericht des Oekumenischen Rates der
Kirchen (OeRK) mit dem Titel "Ogoni - der Kampf geht weiter".

Der von der OeRK-Einheit III "Gerechtigkeit, Frieden und
Schoepfung" veroeffentlichte Bericht gibt einen Ueberblick ueber
die Geschichte und die gegenwaertige Situation des Ogoni-Volkes
in Nigeria. Verfasserin ist Dr. Deborah Robinson vom
OeRK-Programm zur Bekaempfung des Rassismus, die Ogoniland Anfang
1996 besucht hat.

Pfr. Dr. Sam Kobia, der Direktor der Einheit III, erklaert in
seinem Vorwort zu dem Bericht, der Fall der Ogoni sei Ausdruck
einer "sozio-politischen Malaise", die ganz Nigeria betreffe. Die
Ogoni haetten es gewagt, ihre Rechte einzuklagen und "dafuer
sogar den Tod in Kauf zu nehmen", und sie "werden am staerksten
durch das Militaer unterdrueck".

Laut Kobia enthaelt der Bericht "handfeste Beweise und nicht
blosse Behauptungen". Hierzu gehoeren "Augenzeugenberichte ueber
Oelverseuchung, Einleitung von Oel in Wasserlaeufe sowie
Umweltverschmutzung, Gasausbrueche, Erdoelueberlandleitungen
kreuz und quer durch Ogoniland, die massive Praesenz von
Militaerpersonal sowie Interviews mit Leuten, deren Leben dadurch
beeintraechtigt wird.

Kobia haelt den Bericht fuer eine moralische Aufforderung an die
internationale Gemeinschaft, etwas zu unternehmen: "Jetzt ist die
Zeit, Solidaritaet zu zeigen."

Rechtsansprueche des Ogoni-Volkes und Gegenansprueche des
Shell-Konzerns werden unter die Lupe genommen. Im Mittelpunkt
stehen Umweltverschmutzung, Unfaelle, Entschaedigung sowie die
Frage, ob weiter Erdoel in dem Gebiet gefoerdert wird oder nicht.
In einer Reihe von Faellen stellt der Bericht die Shell-Version
der Vorfaelle in Frage, wie z.B. im Zusammenhang mit der
Oelverseuchung 1970 in Ebubu.

Der Bericht geht auch ausfuehrlich auf die Rolle der
nigerianischen Behoerden bei der Unterdrueckung des Ogoni-Volkes
ein und enthaelt Zeugenaussagen ueber Festnahmen, Misshandlungen
und Folter.

Robinson hoerte wiederholt von Belaestigungen und Festnahmen
kirchlicher Verantwortlicher. Ein Geistlicher sagte aus, dass den
Pastoren manchmal gesagt werde, was sie predigen und beten
sollten.

Unter den insgesamt 28 Empfehlungen, die der Bericht enthaelt,
wird die nigerianische Regierung aufgefordert, die Demokratie
wiederherzustellen, die 19 Ogoni und alle anderen politischen
Gefangenen freizulassen und fuer eine angemessene Bestattung die
Leichname der 9 Ogoni herauszugeben, die im November 1995
gehaengt wurden. Der bekannteste der Gehaengten war Ken
Saro-Wiwa. Der OeRK-Bericht enthaelt dessen Schlussrede vor dem
Militaergericht, das ihn und die anderen 8 Maenner zum Tode
verurteilte.

Der Shell-Konzern wird in dem Bericht nachdruecklich
aufgefordert, die Verantwortung fuer die Oelverseuchung in Ebubu
zu uebernehmen, bestehende Oelverschmutzungen zu beseitigen und
die Saeuberungsarbeiten von einer unabhaengigen Gruppe
ueberwachen zu lassen.

Shell wird des weiteren aufgefordert, Druck auf die nigerianische
Regierung auszuueben, damit diese die 19 Ogoni freilaesst und im
Ogoniland Bewegungs- und Versammlungsfreiheit garantiert. Der
Konzern soll auch gegen Menschenrechtsverletzungen in Nigeria
protestieren.

Der OeRK wird eindringlich gebeten, einen Fonds fuer Verteidigung
und Rechtshilfe fuer politische Gefangene einzurichten und fuer
die Lieferung von dringend benoetigten Arzneimitteln fuer
politische Gefangenen sowie fuer die zwei nur spaerlich
eingerichteten Krankenstationen im Ogoniland zu sorgen.

Der Bericht wird auf der bevorstehenden Kommissionstagung der
Einheit III (13.-19. Januar in Nairobi) eroertert und Vorschlaege
fuer OeRK-Aktionen werden an den Zentralausschuss weitergeleitet,
der im September 1997 tagen wird.

(Im Dezember 1996 kuendigte der OeRK eine Zuwendung in Hoehe von
US$ 13 000 an die Bewegung fuer das Ueberleben des Ogoni-Volkes
(MOSOP) an. Es ist die dritte solche Zuwendung aus dem
Sonderfonds zur Bekaempfung des Rassismus.)

Der Bericht ist auf Anfrage erhaeltlich.

Deborah Robinson steht fuer Interviews zur Verfuegung.

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Der Oekumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von
inzwischen 330 Kirchen in ueber 100 Laendern auf allen
Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die
roemisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet
aber mit dem OeRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die
Vollversammlung, die ungefaehr alle sieben Jahre zusammentritt.
Der OeRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell
gegruendet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht
Generalsekretaer Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in
Deutschland.

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