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Gemeinsame Erklaerung: Wuerdigung und Anfragen vom Schweizer


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 20 Feb 1998 14:35:47

Evangelischen Kirchenbund
Erstaunen ueber Theologen- und Theologinnenstreit in Deutschland

Bern (Schweiz)/Genf, 19. Februar 1998 (lwi) - Der Schweizer Evangelische
Kirchenbund (SEK), der Zusammenschluss aller reformierten und
methodistischen Kirchen in der Schweiz, hat die Gemeinsame Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre (GE) zwischen Lutheranern und Katholiken begruesst.
"Im Kontext traditioneller Faith-and-Order-Oekumene ist die Gemeinsame
Erklaerung ein beachtliches Dokument. Wenn man bedenkt, dass mit der
Rechtfertigungslehre nicht weniger als das Herzstueck reformatorischer und
insbesondere lutherischer Theologie zur Diskussion steht, muss die in der
GE erreichte Verstaendigung ueber diese Frage als erstaunlich gewertet
werden", betont die SEK in ihrer Stellungnahme.

Die teilweise besonders in Deutschland geaeusserte Befuerchtung, die GE
koennte unter allem  innerprotestanische Kirchengemeinschaften, wie zum
Beispiel die Leuenberger, gefaehrden, kann der SEK nicht teilen: "Selbst
wenn wir den in der GE dargestellten Grundkonsens noch nicht als eine fuer
uns tragfaehige Bruecke der Verstaendigung mit der roemisch-katholischen
Kirchen beurteilen wuerden - was nach dem oben Gesagten nicht der Fall ist
-, waere das noch kein Grund, uns nicht darueber zu freuen, wenn andere
Schwesterkirchen innerhalb der Leuenberger Kirchengemeinschaft diese
Bruecke als tragfaehig genug ansaehen und sie fuer sich benuetzen wuerden."
Trotz dieser grundsaetzlich positiven Aufnahme stellt der SEK auch
kritische Anfragen an die GE. So wirft er dem Dokument eine
"vergangenheitsfixierte Problemwahrnehmung" vor: "Hier werden mit Akribie
und Leidenschaft Probleme geloest, die u. E. heute so kaum jemand mehr hat,
geschweige denn verstehen kann."  Nach Auffassung des SEK muss eine
oekumenische Verstaendigung ueber die Frage nach der rechten Lehre im
"Denk- und Sprachhorizont heutiger Menschen erfolgen".

"Erstaunen" loest beim SEK zudem die in Deutschland anhaltend heftige
Kontroverse um die GE aus. Der Streit erinnere an die Feststellung des
evangelischen Theologen Fulbert Steffensky, dass "'die sogenannten
kirchentrennenden Fragen die Fragen der Bischoefe und der theologischen
Spezialisten sind. Es sind nicht die Fragen des Volkes'".

Der SEK stellt in diesem Zusammenhang einen markanten "Unterschied zwischen
deutscher lutherischer Kultur und schweizerisch reformierter Kultur" fest:
"An unserem Kirchesein und an unserem Ringen darum, unserer heutigen
Verantwortung als Zeugen des Evangeliums in einem zunehmend postmodernen,
zugleich saekularisierten und multireligioesen Umfeld gerecht zu werden,
geht diese Debatte vollstaendig vorbei." So billigt der SEK der GE im Fazit
eher eine Bedeutung auf "einer symbolischen Ebene" zu, "denn das hier
vorliegende Modell oekumenischer Arbeit ist fast ausschliesslich auf die
Loesung abstrakter theologischer Probleme der Vergangenheit fixiert, deren
praktische, inhaltliche Relevanz fuer heute uns minimal zu sein scheint".

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@wcc-coe.org
http://www.lutheranworld.org/


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