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Im Gedenken an das Edikt von Nantes sich den heutigen Fragen stellen


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 11 Mar 1998 15:28:10

Feierstunde im Palast der UNESCO

Paris (Frankreich)/Genf, 10. Maerz 1998 (lwi) - Fuer ein offenes und
grosszuegiges Frankreich hat sich der Praesident des Franzoesischen
Evangelischen Kirchenbundes (FPF), der lutherische Pastor Jean Tartier,
anlaesslich einer Feierstunde zum Gedenken an die Unterzeichnung des Edikts
von Nantes am Mittwoch, 18. Februar, im Palast der UNESCO in Paris
ausgesprochen.

Vor 400 Jahren, im April 1598, unterzeichnete der franzoesische Koenig
Heinrich IV. nach mehrjaehrigen Verhandlungen das Edikt von Nantes und
leitete damit nach 36 Jahren blutiger Religionskriege die Anerkennung der
Gewissens- und Religionsfreiheit - wenn auch mit Einschraenkungen - ein. 
"Zum ersten Mal", so Fritz Westphal fuer die Lutherische Welt-Information
(lwi), "wurde in Europa so etwas wie religioeser Pluralismus anerkannt,
unabhaengig vom Prinzip 'cuius regio, eius religio'". Das Edikt von Nantes
wurde allerdings im Jahr 1685 von Koenig Ludwig XIV. widerrufen.  In seiner
Ansprache wies Tartier zudem auf das Schicksal der franzoesischen
Glaubensfluechtlinge hin und erinnerte an die Solidaritaet, mit der die
Hugenotten in anderen Laendern aufgenommen wurden. "Die franzoesischen
Protestanten wuerden sich untreu werden, wenn sie neben der Aufgabe des
sich Erinnerns und der Aktualisierung nicht auch an die Solidaritaet denken
wuerden", betonte Tartier in Gegenwart von Staatspraesident Jacques Chirac
und Vertretern der Religionsgemeinschaften in Frankreich.

Ebenso wie Tartier betonte auch der Praesident der Reformierten Kirche
Frankreichs (ERF), Michel Bertrand, das geschichtliche Erbe und die daraus
erwachsenden Verpflichtungen fuer den franzoesischen Protestantismus. Es
koenne, so Bertrand, fuer den franzoesischen Protestantismus nicht darum
gehen, die Vergangenheit zu verklaeren, vielmehr muesse man sich den
heutigen Fragen stellen: "Wie ist es moeglich, in einem Land den oft
gegensaetzlichen Anspruechen verschiedener Gemeinschaften Rechnung zu
tragen, ohne sie ins Ghetto spezifischer Rechte und Pflichten einzusperren,
wie es das Edikt von Nantes damals getan hat? ... Wie kann man zu einer oft
konfliktgeladenen Pluralitaet stehen, ohne die gemeinsame Zielsetzung aus
den Augen zu verlieren - oder, um es mit einem den Protestanten gelaeufigen
Ausdruck zu sagen, die Einheit in versoehnter Verschiedenheit zu leben?"
Vom 21. bis 22. Maerz findet in Nantes die Vollversammlung des
Franzoesischen Evangelischen Kirchenbundes statt.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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