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Gunnar Staalsett - neuer Bischof von Oslo wird am 24. Mai


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 16 Apr 1998 09:03:42

in sein Amt eingefuehrt
Vision einer offenen Volkskirche

Oslo (Norwegen)/Genf, 16. April 1998 (lwi) Der ehemalige Generalsekretaer
des Lutherischen Weltbundes (LWB), Gunnar Staalsett, wird am 24. Mai in
sein neues Amt als Bischof von Oslo eingefuehrt. Der 63jaehrige war am 27.
Maerz dieses Jahres von der norwegischen Regierung zum Nachfolger von
Bischof Andreas Aarflot ernannt worden. Aarflot hatte 21 Jahre lang das
Bischofsamt in der norwegischen Hauptstadt inne und war gleichzeitig als
Vorsitzender der Bischofskonferenz der Norwegischen Kirche "primus inter
pares".

Staalsett hatte bei den vorausgegangenen Kirchenwahlen im Februar das
zweitbeste Resultat erzielt. Die meisten Stimmen hatte der 56jaehrige
Bischof von M re, Odd Bondevik, auf sich vereinigen koennen. Die
norwegische Regierung ist allerdings an das kirchlich ermittelte
Wahlergebnis und an die Rangfolge der Bischofskandidaten auf der
Vorschlagsliste nicht gebunden. Obwohl auch der norwegische Minister fuer
kirchliche Angelegenheiten, Jon Lilletun, Bondevik unterstuetzt hatte,
entschied sich die norwegische Regierung dann doch fuer Staalsett.

Staalsett, sei, so die norwegische Kultusministerin Anne Enger Lahnstein
gegenueber der norwegischen Kirchenzeitung "Vaart Land", der besserere
Garant fuer eine offene und tolerante Volkskirche. Da es in Norwegen keinen
Erzbischof gibt, hat der Bischof von Oslo traditionsgemaess den Vorsitz der
Bischofskonferenz inne. Da die Bischoefe und die Bischoefin den
Vorsitzenden aber selbst ernennen, steht die offizielle Ernennung
Staalsetts zum Vorsitzenden noch aus.

*Noko ueber seinen Vorgaenger: Er bringt Weltoffenheit, Frieden und
Gerechtigkeit in das Amt ein

LWB-Generalsekretaer Ishmael Noko begruesste die Ernennung Staalsetts und
wuerdigte dessen "wertvolle Erfahrungen als Pastor, Lehrer, Theologe und
Oekumeniker" sowie sein Engagement fuer Frieden, Gerechtigkeit und
Versoehnung.

"Er wird", so Noko, "Weltoffenheit in die gegenwaertige Diskussion in
seiner Heimatkirche bringen. Seine internationalen Erfahrungen als
Friedensvermittler, seine Kenntnis der internationalen Szene, seine
Freundschaft mit zahlreichen kirchenleitenden Persoenlichkeiten, Theologen
und Theologinnen weltweit wird eine Bereicherung in seinen bischoeflichen
Verpflichtungen sein."

*Norwegen - eine multikulturelle und multireligioese Gesellschaft

In einem ausfuehrlichen Interview mit der "Vaart Land" unterstrich der neue
Osloer Bischof seine Ueberzeugung, dass die Norwegische Kirche eine offene,
evangelische Volkskirche werden solle und dass sich dies auch in der
Leitungsstruktur niederschlagen muesse. "Eine Volkskirche sollte eine
Kirche fuer alle Getauften sein. Zuviele Kirchenmitglieder werden von der
Kerngruppe als kirchenfern eingestuft und konsequenterweise haben viele
Menschen diese Einschaetzung auf ihr Verhaeltnis zur Kirche uebertragen",
sagte Staalsett. Sein Ziel sei es, die Menschen dabei zu unterstuetzen,
"ihren Weg zurueck zur Kirche, in die sie hineingetauft wurden, zu finden".
87,9 Prozent der norwegischen Bevoelkerung gehoeren der Norwegischen Kirche
an.

Mit Blick auf die Staatskirche schloss Staalsett nicht aus, dass die
existierende Struktur, allerdings mit einigen notwendigen Veraenderungen ,
auch in Zukunft die Staat-Kirchen-Beziehungen in Norwegen praegen werde:
"Zunaechst muessen wir der Tatsache Rechnung tragen, dass Norwegen mehr
denn je eine multireligioese und multikulturelle Gesellschaft ist. Dies
muss seinen Ausdruck auch im Verhaeltnis des Staates zu unserer Kirche
finden." Als Beispiel nannte Staalsett die verfassungsmaessig garantierte
Religionsfreiheit, die in dem an den staatlichen Schulen erteilten
Religionsunterricht seiner Meinung nach nicht ernsthaft umgesetzt werde. So
solle der Religionsunterricht an staatlichen Schulen nicht konfessionell -
lutherisch - gebunden sein.

Vielmehr sollten alle religioesen Gemeinschaften oeffentlich dabei
unterstuetzt werden, Religionsunterricht entsprechend ihrer konfessionellen
Ausrichtung zu erteilen. Auf seine Erfahrungen als LWB-Generalsekretaer
anspielend, sagte Staalsett: "Es ist schon verwunderlich, dass wir fuer die
Norwegische Kirche Privilegien einfordern, die unsere Schwesterkirchen in
anderen Laendern nicht haben und nicht einmal haben moechten."

Gunnar Staalsett hatte eine Vielzahl von Positionen in der Kirche inne: Von
1970 bis 1977 war er Generalsekretaer des norwegischen Kirchenrates fuer
oekumenische und internationale Beziehungen, von 1982 bis 1985
Generalsekretaer der norwegischen Bibelgesellschaft, von 1985 bis 1994
LWB-Generalsekretaer und schliesslich seit 1994 Rektor des Seminars fuer
Praktische Theologie an der Osloer Universitaet. Als Politiker hatte er von
1977 bis 1979 den Vorsitz der norwegischen Zentrumspartei inne. Er ist
zudem Vorsitzender der norwegischen kirchlichen Hilfsorganisation. Von 1985
bis 1991 und wiederum seit 1994 gehoert Staalsett dem norwegischen
Friedensnobelpreiskomitee an.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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