From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Evangelische Kirche in Oesterreich aeussert sich zum Papstbesuch


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 05 Jun 1998 20:53:38

 Papstamt nicht als oekumenisches Amt der Einheit geeignet

Wien (Oesterreich)/Genf, 4. Juni 1998 (lwi) - Im Vorfeld des Besuchs von
Papst Johannes Paul II. im Juni in Oesterreich hat die
Evangelisch-Theologische Fakultaet der Universitaet Wien im Einvernehmen
mit der Evangelischen Kirche im Mai ein Symposion zum Thema "Braucht die
Kirche ein Amt der Einheit?" veranstaltet. Darueber hinaus haben die
Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses (A.B.) und die
Evangelische Kirche Helvetischen Bekenntnisses (H.B) gemeinsam eine
Stellungnahme veroeffentlicht, in der sie unter anderem darauf hinweisen,
dass "das Papstum weder biblisch noch in der Geschichte der ersten
Christengemeinden begruendet" ist.

Unter anderem verweist die Stellungnahme des Evangelischen Oberkirchenrates
A. und H.B. auf die Oekumene-Enzyklika "Ut unum sint", in der Johannes Paul
II. auch zur Diskussion ueber die Ausuebung des Papstamtes auffordert.
"Seine Aussagen", so die Kirchenleitung, "beziehen sich jedoch allein auf
die Ausfuehrung des Papstamtes, nicht auf grundsaetzliche Fragestellungen
wie die Unfehlbarkeit oder den Jurisdiktionsprimat." Beides verhindere nach
evangelischer Ansicht aber die Einheit der Kirchen.

 "Nach evangelischer Ueberzeugung ermoeglichen nur konziliare Strukturen
Einheit. Eine konziliare Gemeinschaft der Konfessionen ist eine biblisch
angemessene und realistische Moeglichkeit, die Einheit der universalen
Kirche darzustellen. Voraussetzung ist, dass sich die Kirchen trotz
konfessioneller und theologischer Vielfalt als Teile der einen Kirche
Christi anerkennen, gemeinsam Gottesdienst und Abendmahl feiern und
Strukturen fuer den gemeinsamen Dienst an den Menschen schaffen. Der Papst
als Oberhaupt der roemisch-katholischen Kirche ist in eine solche
konziliare Gemeinschaft zu integrieren", heisst es in der Erklaerung.

In einer an die Tagung anschliessende Pressekonferenz erklaerte der
lutherische Oberkirchenrat Johannes Dantine, der katholischen Kirche sei es
unbenommen, ihre Kirchenstrukturen und Aemter nach ihrer Ueberzeugung zu
gestalten. Das roemisch-katholische "Petrusamt" mit seinem Anspruch auf den
Jurisdiktionsprimat und auf Unfehlbarkeit sei jedoch "in keiner Weise
geeignet, das Amt der Einheit zu sein". Es sei wuenschenswert, dass die
Kirche zu den grossen Fragen der Welt mit einer Stimme spreche, so Dantine,
erfreulicherweise sei "das Reden von sozialer  Gerechtigkeit in unserer
Gesellschaft mit einer Stimme moeglich".

Der Oberkirchenrat erinnerte auch an Differenzen zwischen den Kirchen, die
auf 'aussertheo- logischen Faktoren' beruhten. In diesem Zusammenhang
nannte er unter anderem die Frage der Frauenordination.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home