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Aufruf (2)


From Sheila MESA <smm@wcc-coe.org>
Date 05 Jun 1998 04:44:50

Oekumenischer Rat der Kirchen
Fuenfzigjaehriges Bestehen des OeRK
und Achte Vollversammlung
Feature-Reihe Nr.  7 (zweiter Teil)
5.  Juni 1998

EIN AUFRUF ZUR UMKEHR
von Miriam Reidy

Die Dekade stellte unangenehme Fragen. So zum Beispiel: Sind die
Kirchen im Blick auf Einstellungen und praktisches Verhalten gegenber
Frauen den Gesellschaften voraus oder hinken sie ihnen hinterher? Und
sie sprach brennende Probleme an: die Grenzen, die der Beteiligung von
Frauen an der Kirchenleitung, in der Theologie und in bezug auf das Amt 
gesetzt sind; die Weltwirtschaftskrise und ihre gravierenden Folgen fr
das Leben von Frauen; Gewalt gegen Frauen sowohl in der Kirche als
auch in der Gesellschaft; Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Die Dekade hat sehr viel -nicht immer positive -Aufmerksamkeit erregt. An
manchen Orten wurden Dekade-Veranstaltungen heftig kritisiert. Ob
daran der nachhaltige Widerstand gegen die volle Gleichbereitigung und
Partnerschaft von Frauen und M„nnern in der Kirche abgelesen werden
kann oder ob dies etwas anderes ausdrckt, ist umstritten.

Die Dekade hat zweifellos auf die Frauen eingewirkt. Sie gab Frauen als
einzelnen und als Gruppen Mittel an die Hand und beflgelte sie in einigen
F„llen, neue Programme anzuregen, die ihre Anliegen zur Sprache
bringen. Sie gab ihnen Gelegenheit, sich solidarisch miteinander zu
zeigen, und ermutigte sie, in Anwesenheit von M„nnern offen ihre
Gedanken und Gefhle zum Ausdruck zu bringen. Sie bot ein Forum, auf
dem bestehende Spannungen an die Oberfl„che gebracht, Unterschiede
anerkannt und gemeinsame Anliegen identifiziert werden konnten. Sie
regte zu drei gr”sseren Tagungen orthodoxer Frauen an, bei denen die
Probleme in ihren eigenen Kirchen er”rtert wurden, insbesondere die
Themen Frauen in der Theologie, das dienende Amt der Frauen, Familie.

Die Dekade stellte eine prophetische Herausforderung dar: die biblische
Wahrheit anzuerkennen, dass Frauen und M„nner als ebenbrtig
erschaffen und von Gott gesegnet wurden (1. Mose 27-28), und zu
best„tigen: "Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch
Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in
Christus" (Gal 3, 28) -und danach zu handeln!

Aber hat die Dekade in den Kirchen zu einer wahren Umkehr gefhrt?
"Es gab Orte," so heisst es in dem Bericht Lebendige Briefe, "wo
Kirchen mit Verwunderung auf die Dekade reagierten, weil sie (...)
pl”tzlich merkten, dass Geschlechter-und Gemeinschaftsfragen nicht
einfach nur "Frauenthemen' sind, sondern Anliegen der ganzen
Gemeinschaft von Frauen und M„nnern, das heisst, der Kirche." Und der
Bericht geht auf einige "Zeichen der Hoffnung" ein, die Beispiele fr eine
solche Umkehr sind.

Der Bericht macht deutlich, dass die Dekade als ein Aufruf zur Solidarit„t
mit den Frauen zumindest so viele Probleme aufgeworfen hat wie sie
positive Ergebnisse erbracht hat, so vielen Widerstand offenbarte wie
sie ™ffnung fr Ver„nderungen erkennen liess, so viel Festhalten an
Privilegien und Macht an den Tag brachte wie sie Bereitschaft zum Teilen
offenlegte, und dass sie mit ihrer Botschaft der Befreiung auf mehr taube
Ohren stiess als auf Mut, dieser Botschaft zuzuh”ren.

"Die meisten Kirchen und Kirchenfhrer reagierten auf die Dekade eher
so wie die M„nner im oberen Raum gegenber den Frauen, die vom
Garten heraufgeeilt waren, um ihre Geschichte vom weggerollten Stein
zu erz„hlen. (...) Fast alle taten das, was die Frauen ihnen berichteten,
als "leeres Geschw„tz' ab." 

Wie geht es nun weiter? Die Dekade hat enorme Hoffnungen geweckt,
die gr”sstenteils unerfllt geblieben sind. Es wird befrchtet, dass
Frauenprogramme jetzt, da die Dekade zu Ende ist, und angesichts
abnehmender Finanzmittel wieder zurckgefahren oder ganz eingestellt
werden. Diejenigen, die sich fr die volle Gleichberechtigung und
Partnerschaft von Frauen und M„nnern in der Kirche einsetzen, werden
alles tun, um dies zu verhindern. Es ist daher eine wichtige Aufgabe fr
die Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmer, "neue" Herausforderungen
fr das neue Jahrtausend zu formulieren, damit die Dynamik der Dekade
erhalten bleibt.

Christliche Frauen auf der ganzen Welt haben deshalb ein Dokument
ausgearbeitet, das die Weiterbeobachtung der Lage der Frauen fordert
und den Kirchen sowie dem ™RK ein Aktionsprogramm vorschl„gt. Das
Dokument mit dem Titel "Aufgabenkatalog der Frauen fr das 21.
Jahrhundert" wird auf dem Festival fertiggestellt und dann der
Vollversammlung vorgelegt, die es anschliessend an die Kirchen
weiterleiten soll.

In einer Plenarsitzung w„hrend der ™RK-Vollversammlung soll die
Einwirkung der Dekade auf das Leben der Kirchen beurteilt und sollen die
Kirchen aufgefordert werden, anzuerkennen, dass viele der Anliegen
auch ber 1998 hinaus ihre ungeteilte Aufmerksamkeit erfordern. Wie
kann man in einer 90mintigen Veranstaltung berzeugen und
inspirieren? Wie l„sst sich ein Gleichgewicht herstellen zwischen den
positiven Ergebnissen, die herausgestellt werden und die
Selbstzufriedenheit ausl”sen und eine "Rckkehr zur Tagesordnung"
bewirken k”nnten, und dem Aufruf zur Busse, der an die Kirchen
gerichtet wird und der auf Ablehnung und Widerstand stossen k”nnte?

Die Plenarsitzung soll in drei Phasen ablaufen: die Erinnerung -an die
K„mpfe der Frauen in den letzten zehn Jahren; die Gegegenwart -in der
Frauen wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Gewalt, Rassismus und
Ausgrenzung erfahren; und die Vorausschau -auf weiterbestehende
Aufgaben. Wasser, das die Frauen von den Feiern in ihrem Land
mitbringen und das auf dem Festival zusammenfliessen wird, soll als
zentrales Symbol dienen. Die Sitzung wird mit einer Aufforderung an alle
Delegierten schliessen,  ihr pers”nliches Leben zu „ndern und
Impulsgeber fr Ver„nderungen in ihren Kirchen zu werden. 

"Die Dekade begann mit einem Aufruf der Frauen, den Stein
wegzurollen," sagt Aruna Gnanadason, die das ™RK-Frauenprogramm
koordiniert. "Die Steine sind noch da.

Aber die Stimmung hat sich grundlegend ge„ndert: Die Frauen strmen
jetzt in den oberen Raum und fordern die M„nner zur Umkehr auf."

(2,251 W”rter)
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Miriam Reidy geh”rte zum Redaktionsstab des frheren
™RK-Monatsmagazins One World und ist jetzt Koredakteurin fr die
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Bei Verwendung des Artikels muss Miriam Reidy als Autorin angegeben
werden. Der Artikel darf nur von der Redaktion gekrzt werden, wenn
dies vermerkt wird. Bitte schicken Sie uns fr jede Ver”ffentlichung
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k”nnen bei Zugang zum Internet (www) direkt von unserer Homepage
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Der Bericht Lebendige Briefe (1997, 2-8254-1243-0, 60 Seiten, Sfr 8.90,
US$5.95, œ3.95) kann beim ™RK-Verlag bestellt werden). Bitte bestellen
Sie per E-Mail ber die folgende Adresse: lmf@wcc-coe.org

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