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[George Conklin <gconklin@wfn.org>]

Ökumenischer Rat der Kirchen
Pressemitteilung
Zur Veröffentlichung frei
11. Juni 1998

ÖRK WARNT VOR NEUEM FLÄCHENBRAND
IM KONFLIKT ZWISCHEN ÄTHIOPIEN UND ERITREA

In einem Schreiben an den Ministerpräsidenten von Äthiopien und den
Präsidenten von Eritrea hat der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der
Kirchen, Pfr. Dr. Konrad Raiser, davor gewarnt, dass der gegenwärtige
Konflikt zwischen den beiden Ländern *zu einem neuen Flächenbrand*
eskalieren könnte. Der volle Wortlaut des Schreibens von Dr. Raiser an den
Ministerpräsidenten der Demokratischen Bundesrepublik Äthiopien Meles
Zenawi und den Präsidenten von Eritrea Isayas Afewerki lautet wie folgt:

*Unser Schreiben wird diktiert von unserer tiefen Besorgnis über den
Grenzkonflikt, der zwischen Ihren beiden geachteten Ländern ausgebrochen
ist, sowie von der Sorge über das Leid, das er über die  Bevölkerung beider
Länder bringt, und die Zerstörung von Teilen der Infrastruktur, die für das
wirtschaftliche und soziale Wohlergehen beiderVölker von zentraler
Bedeutung sind.

Wir haben die erfolgreichen Bemühungen bewundert, mit denen Ihre beiden
Regierungen die früheren Auseinandersetzungen zwischen Ihren beiden Ländern
durch kluge und friedliche Verhandlungen beigelegt haben. Dadurch haben Sie
ein Modell geschaffen und Afrika und der Welt gezeigt, dass es möglich ist,
dem Spaltpotential des kolonialen Erbes mit afrikanischen Ansätzen der
Konfliktlösung wirksam zu begegnen.

Wir haben die Rolle geschätzt, die Ihre beiden Regierungen im Prozess um
den Zwischenstaatlichen Entwicklungsdienst (IGAD) gespielt haben, wo sie
sich erneut um eine friedliche Beilegung des langjährigen Konflikts am Horn
von Afrika bemüht haben. 

Wir waren deshalb zutiefst bestürzt über die Nachricht, dass Ihre beiden
Länder in einen bewaffneten Konflikt über eine bedeutende, aber relativ
geringfügige und vorhersehbare Auseinandersetzung über den Grenzverlauf
zwischen Ihren beiden Staaten eingetreten sind. Wir bedauern zutiefst, dass
frühere Verhandlungsbemühen in dieser Frage gescheitert sind und dass zu
den Waffen gegriffen wurde.

Sie leben in einem Teil der Welt, der bereits stark unter bewaffneten
Auseinandersetzungen gelitten hat. Der jetzige Konflikt droht, zu einem
neuen Flächenbrand zu werden. Wir appellieren daher mit Nachdruck an Sie,
einen unverzüglichen Waffenstillstand auszurufen, alle bewaffneten
Streitkräfte aus der unmittelbaren Konfliktzone abzuziehen und an den
Verhandlungstisch zurückzukehren. Die UNO, die OAU und Dritte haben ihre
Bereitschaft zu erkennen gegeben, Sie in diesem Prozess zu unterstützen.
Doch allein Ihr guter Wille kann diesem Konflikt ein Ende setzen und einen
regulären Verhandlungsrahmen für die noch offenen und potentiell spaltenden
Streitpunkte zwischen Ihren beiden Staaten schaffen.

Der Ökumenische Rat der Kirchen, seine Mitgliedskirchen und die mit ihm
zusammenarbeitenden humanitären Einrichtungen haben Ihnen und Ihrem Volk in
all den tragischen, leidvollen Jahren zur Seite gestanden. Wir bleiben auch
weiter als Freunde an Ihrer Seite und sind bereit, jeden Beitrag zur Lösung
des gegenwärtigen Konflikts zu leisten, zu dem Sie uns in der Lage sehen.

Möge der Gott des Friedens und der Barmherzigkeit Ihre Schritte jetzt auf
Seinen Wegen leiten.*

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Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von inzwischen 332
Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen
christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine
Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan
ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der
ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der
Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

Ökumenischer Rat der Kirchen
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