wfn.org | LWB-Generalsekretaer Ishmael Noko: Klaerungsprozess ist noetig

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Ishmael Noko haelt an Gemeinsamer Erklaerung trotz katholischer
 Vorbehalte fest

Genf, 9. Juli 1998 (lwi) -  Der Lutherische Weltbund (LWB) wird an seiner
Annahme der "Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre" festhalten,
obwohl die roemisch-katholische Kirche in Punkten von wesentlicher
Bedeutung Vorbehalte angemeldet hat. "Wir muessen uns jetzt die noetige
Zeit nehmen, um die Implikationen der roemisch-katholischen Antwort in
bezug auf die oekumenische Bedeutung der  Gemeinsamen Erklaerung' zu
klaeren und zu beurteilen", betonte Noko gegenueber Journalisten und
Journalistinnen am Donnerstag, 25. Juni, in Genf. Waehrend Kardinal Edward
Idris Cassidy und Bischof Pierre Duprey vom Paepstlichen Rat zur Foerderung
der Einheit der Christen auf einer Pressekonferenz in Rom die "Antwort der
katholischen Kirche auf die Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre
zwischen der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund"
praesentierten, lud der LWB beinahe zeitgleich zu einer Pressekonferenz in
Genf ein, auf der der LWB-Generalsekretaer die folgende Stellungnahme
abgab.

Erklaerung des Generalsekretaers des Lutherischen Weltbundes,
Ishmael Noko, Genf, 25. Juni 1998

Ich habe die Antwort der roemisch-katholischen Kirche auf die "Gemeinsame
Erklaerung zur Rechtfertigungslehre" erhalten. Und ich erkenne in dieser
Antwort die Bestaetigung, dass ein hoher Grad an Uebereinstimmung erzielt
wurde im Blick auf die Rechtfertigungslehre.

Zum ersten Mal seit der Reformationszeit haben die roemisch-katholische
Kirche und die lutherischen Kirchen auf hoechster Ebene auf eine gemeinsam
entwickelte Erklaerung, die "Gemeinsame Erklaerung" geantwortet.

Der LWB leitet seine Autoritaet, zu einer solchen Frage zu sprechen, von
seiner Verfassung ab, die ihm die Moeglichkeit gibt, die Kirchen in
Angelegenheiten, die ihm von ihnen uebertragen werden, zu vertreten.

Mit diesem Prozess wurde er durch mehrere Beschluesse des LWB-Rates und
einem Beschluss der Neunten Vollversammlung im Jahre 1997 beauftragt. Der
Prozess der "Gemeinsamen Erklaerung" wurde in enger Verbindung mit den
Mitgliedskirchen durchgefuehrt, in denen nach lutherischer Tradition die
Lehrautoritaet angesiedelt ist.

Die Rechtfertigungslehre, die zentrale Aspekte unseres Glaubens zum
Ausdruck bringt, stand im Zentrum eines intensiven Prozesses, der durch
gemeinsame Studienarbeit und koordinierte Urteilsbildung zwischen unseren
beiden Gemeinschaften gepraegt war. Die Bestaetigung eines "Konsenses in
den Grundwahrheiten" in bezug auf die Rechtfertigungslehre ist ein
wichtiger Schritt vorwaerts, was die Beziehungen zwischen unseren Kirchen
betrifft.

Gleichzeitig wirft die Antwort der roemisch-katholischen Kirche insgesamt
grundlegende Fragen  hinsichtlich unseres Verstaendnisses der offiziellen
Position der roemisch-katholischen Kirche zu den in der "Gemeinsamen
Erklaerung" formulierten Uebereinstimmungen auf.

Wir muessen uns jetzt die noetige Zeit nehmen, um die Implikationen der
roemisch-katholischen Antwort in bezug auf die oekumenische Bedeutung der
"Gemeinsamen Erklaerung" zu klaeren und zu beurteilen.

Aufgrund der in der "Gemeinsamen Erklaerung" dargestellten
Uebereinstimmungen hat der Lutherische Weltbund erklaert, dass die
Lehrverurteilungen in den lutherischen Bekenntnisschriften die Lehre der
roemisch-katholischen Kirche, wie sie in der "Gemeinsamen Erklaerung"
dargelegt ist, nicht treffen.

Ich erkenne in der roemisch-katholischen Antwort, dass in wesentlichen
Punkten Vorbehalte angemeldet werden; somit ist die Basis, auf der
gemeinsam erklaert werden koennte, dass die gegenseitigen
Lehrverurteilungen der Reformationszeit nicht mehr treffen, unklar
geworden. Dennoch hoffe ich, dass in der Zeit vor uns in diesen
wesentlichen Punkten Klarheit erzielt werden kann, so dass die volle
Intention der "Gemeinsamen Erklaerung" zum Tragen kommen kann.

Auch wenn die "Gemeinsame Erklaerung" selbst feststellt, dass bestimmte
Fragen weiterer Klaerung beduerfen, und trotz der Tatsache, dass die
roemisch-katholische Kirche in Punkten von wesentlicher Bedeutung
Vorbehalte angemeldet hat, bleibt der Lutherische Weltbund seinem Beschluss
zu der "Gemeinsamen Erklaerung" und der Fortsetzung gemeinsamer Bemuehungen
auf der Suche nach einem tieferen gemeinsamen Verstaendnis des Evangeliums
verpflichtet.

Gemaess dem vom LWB-Rat vor einer Woche angenommenen Beschluss werde ich
Beratungen mit dem LWB-Praesidenten und dem Exekutivkomitee aufnehmen, um
festzulegen, wie in Koordination mit der roemisch-katholischen Kirche der
Prozess der "Gemeinsamen Erklaerung" angemessen abgeschlossen werden kann.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/