From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Dokumentation: Erklaerung aus Anlass der Unterzeichnung


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 21 Aug 1998 11:05:13

der Grundsatzvereinbarung ueber die Zusammenarbeit zwischen dem
Ernaehrungsprogramm  der Vereinten Nationen (WFP) und dem Lutherischen
Weltbund (LWB)

von LWB-Generalsekretaer Ishmael Noko
6. August 1998, Rom

Heute unterzeichnen wir diese Grundsatzvereinbarung aus folgenden Gruenden:

- erstens um unsere langjaehrige Zusammenarbeit bei der Linderung
menschlicher Not, die durch von Menschen verursachte Katastrophen und durch
Naturkatastrophen verursacht wurde, zu untermauern;

- zweitens um unser gemeinsames Engagement fuer eine Verbesserung der
Lebensbedingungen der armen, ausgegrenzten und anfaelligen
Bevoelkerungsgruppen zu bekraeftigen und

- drittens um durch unsere Zusammenarbeit und Solidaritaet mit den
Leidenden eine deutliche Botschaft an diejenigen zu richten, die fuer
Kriege und Konflikte zwischen Nachbarn und zwischen ethnischen und
religioesen Gruppen verantwortlich sind, welche zu Zwangsvertreibung, Armut
und Elend fuehren.

Diese Grundsatzvereinbarung untermauert und erweitert eine bereits
bestehende und effektive Beziehung zwischen den beiden Organisationen im
Aussendienst.

Da wir nun die Vereinbarung unterzeichnen, stellen wir fest, dass die Zahl
der Katastrophen weltweit zugenommen hat und dass diese komplexer geworden
sind und ihre Loesung schwieriger geworden ist.

Aufgrund der globalen Klimaveraenderungen (insbesondere des
El-Nino-Effekts) haben Duerren, Ueberschwemmungen und verheerende Braende
zugenommen. Waehrend es frueher in einem Sieben- bis Zehnjahreszyklus zu
Duerren kam, muessen wir heute fast jedes Jahr gegen Duerren und ihre
Folgen kaempfen, vor allem in Gebieten, in denen das Oekosystem stark
beeintraechtigt worden ist oder nicht mehr in der Lage ist, den
Beduerfnissen einer wachsenden Bevoelkerung gerecht zu werden.

Heute ist es nicht mehr  ungewoehnlich, dass verschiedene Arten von
Naturkatastrophen gleichzeitig oder nacheinander geschehen. Auf Duerren
folgen haeufig Ueberschwemmungen oder umgekehrt, und die kumulativen
Auswirkungen dieser Katastrophen lassen den Gemeinschaften kaum Zeit, sich
wieder zu erholen.

Wir unterzeichnen diese Grundsatzvereinbarung auch zu einer Zeit, da neue
und weitergehende Konflikte und andere vom Menschen verursachte
Katastrophen die humanitaeren Aufgaben immer groesser machen und zu den
Naturkatastrophen noch hinzukommen. Beispiele dafuer sind die Situationen
in Aethiopien/Eritrea und im Sudan, wo widrige natuerliche Bedingungen
aufgrund von Konflikten noch verschlimmert und die Menschen noch staerker
in Mitleidenschaft gezogen wurden. In manchen Laendern machen
zusammenbrechende oder ineffektive soziooekonomische und politische Systeme
viele Katastrophensituationen noch komplexer, als sie ohnehin schon sind,
und verstaerken die Schwierigkeiten bei Wiederaufbau und Entwicklung.  Dass
Katastrophen auch von Menschen verursacht werden und welche Auswirkungen
sie auf Bevoelkerungsgruppen haben, ist fuer uns ein besonderes Anliegen.
Vor weniger als einem Monat fand hier in Rom die Konferenz ueber die
Einrichtung eines internationalen Strafgerichtshofes statt, die ein Statut
fuer ein solches Gericht annahm, das die Bestrafung einiger menschlicher
Handlungen vorsieht, die Katastrophen verursachen oder noch verschlimmern. 
Ich stelle insbesondere fest, dass die Definition von Kriegsverbrechen,
fuer die das Gericht zustaendig sein wird, fuer interne Konflikte und
internationale Konflikt gilt und sich bewusst auch auf Angriffe gegen die
Zivilbevoelkerung, die Aushungerung von Zivilisten als Kriegsmittel
(zumindest im Falle internationaler Konflikte) und die Befehle zur
Vertreibung der Zivilbevoelkerung erstreckt. Ferner ist es fuer uns, die
wir unlaengst in Ruanda Aussendienstpersonal verloren haben, ein gewisser
Trost, dass auch Angriffe gegen Personen, die humanitaere Hilfe leisten
oder auf Friedensmissionen unterwegs sind, als Kriegsverbrechen in die
Zustaendigkeit dieses Gerichts fallen.  Es ist jedoch sehr bedauerlich,
dass der Einsatz von Antipersonenlandminen nicht in die Definition von
Kriegsverbrechen aufgenommen wurde angesichts dessen, dass diese Waffen,
die keine Unterschiede zwischen den Opfern machen, ungeheures und
dauerhaftes Leid verursachen und dass die oeffentliche Meinung immer
staerker auf ein voelliges Verbot dieser Waffen draengt.

Die Unterzeichnung dieser Grundsatzvereinbarung ist eine rechtzeitige
Anerkennung dessen, dass zunehmend haeufige und zunehmend komplexe
Katastrophenfaelle durch gemeinsame Strategien bekaempft werden muessen. Es
besteht eindeutiger Bedarf an einer engen Koordination bei der Ausarbeitung
angemessener Strategien fuer die Behandlung zunehmend unvorhersehbarer und
gefaehrlicher Situationen. Fuer viele arme Laender ist ein Teufelskreis von
Katastrophen inzwischen etwas Alltaegliches geworden, wodurch die
anfaelligsten Gruppen der Welt noch staerker in Armut und Elend gestossen
werden. Humanitaere Krisen stellen fuer uns alle ernsthafte
Herausforderungen dar. Sie wirken sich auf die eine oder andere Weise auf
alle Menschen aus. Die ganze Menschheit und alle nationalen und
internationalen Institutionen sind zu einer Zusammenarbeit aufgerufen, um
diese zu ueberwinden.  In diesem Zusammenhang ist der staendige Rueckgang
der offiziellen Entwicklungshilfe eine ernsthafte Herausforderung, ueber
die wir uns in einem Geist der Solidaritaet mit den leidenden Menschen
Gedanken machen muessen. Diesem negativen Trend und der Verlagerung des
Schwerpunktes auf direkte Auslandsinvestitionen auf Kosten der offiziellen
Entwicklungshilfe muss Einhalt geboten werden, wenn menschliche Not
angemessen bekaempft werden soll.

Wir muessen immer noch ernsthaft die Frage stellen, warum ueber 800
Millionen Menschen heute in der Welt hungern muessen. Das Recht auf Nahrung
ist ein anerkanntes und unveraeusserliches Menschenrecht.

Der Einsatz fuer dieses menschliche Grundrecht muss in unseren gemeinsamen
Bemuehungen praktischen Ausdruck finden. Wir muessen Wege finden, um gegen
die Grundursachen menschlichen Leids anzugehen. Wir muessen uns mit den
politischen Situationen befassen, die Armut und Hunger verewigen. Und wir
muessen die Individuen, Gruppen und Systeme blossstellen, die menschliches
Leid fuer politische oder strategische Zwecke ausbeuten.

Mit dieser Grundsatzvereinbarung erkennen wir an, dass eine gemeinsame
Anstrengung der einzige Weg ist, um das staendig wachsende Elend effektiv
zu bekaempfen und die Menschenwuerde zu foerdern. Wir glauben, dass die
Chance besteht, diese Welt lebenswerter zu machen, wenn gemeinsame
Anstrengungen unternommen werden. Wir bekraeftigen unser Engagement fuer
humanitaere Ziele und Verhaltenskodexe. Durch unsere humanitaere Hilfe und
Entwicklungsarbeit werden wir unsere Bemuehungen fortsetzen, Frieden,
Gerechtigkeit und Versoehnung zu foerdern.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home