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Polen: Sonntag zwischen Glauben und Profitdenken
From
"Christian B. Schäffler" <APD_Info_Schweiz@compuserve.com>
Date
30 Aug 1998 03:43:16
August 29, 1998
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
CH-4003 Basel, Schweiz
POLEN: SONNTAG ZWISCHEN GLAUBEN UND PROFITDENKEN
98/08/02
Warschau/Polen, (APD) Eine repräsentative Umfrage der
konservativen Warschauer Zeitung "Rzeczpospolita" hat kürzlich
ergeben, dass die meisten Polen zwar am Sonntag gerne einen
Einkaufsbummel machen würden - doch arbeiten an diesem
"heiligen Tag", das möchten sie dann lieber doch nicht.
Die Polen zeigen sich heute gespalten, bei dem derzeit im Land
heftig diskutierten Thema "Sonntagsarbeit", berichtet ein
Feuilletonbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Empirische Erhebungen zum Kaufverhalten der Polen an Sonntagen
schienen angebracht, nachdem das polnische (katholische)
Episkopat unlängst die um sich greifende Entweihung religiöser
Feiertage verurteilt und der Regierung vorgeworfen hatte, mit
ihrer Politik den materiellen Nutzen dem seelischen Wohl der
Menschen vorzuziehen. Den lauten Parolen der katholischen
Kirche setzt "Rzeczpospolita" ernüchternde Daten entgegen:
Diejenigen, die sonntags nicht in den Supermarkt gingen, täten
dies grösstenteils nicht aus religiösen Gründen, sondern eher
deshalb, weil ihnen während der Woche genügend Zeit zum Einkauf
zur Verfügung stehe oder weil in ihrem Wohngebiet am Sonntag
die Kaufhäuser geschlossen blieben.
Und im polnischen Wochenmagazin "Polityka" differenziert der
prominente Historiker Janusz Tazbir die Haltung von katholischen
und protestantischen Geistlichen zum Thema Arbeit am Sonntag aus
historischer Sicht mit dem Fazit, auch die katholische Kirche
habe im Laufe der Geschichte zu dieser Problematik sehr
unterschiedliche und teilweise widersprüchliche Positionen
bezogen.
So verwundere es kaum, dass der Vatikan inzwischen verlauten
lasse, Papst Johannes Paul II. verdamme so lange die Öffnung
der Läden am Sonntag nicht, solange die religiöse Dimension
dieses Tages bei den Gläubigen nicht in Vergessenheit gerate.
Mit dieser "elastischen Haltung", stellt Tazbir nüchtern fest,
komme die Kirche den Interessen des Handels entgegen, der nach
immer höheren Umsätzen strebe.
Tue 11/14 19:04 igc3 (16351) newsoutput mbox wfn.news: sent (4000,1904,0)
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