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Belastete Vergangenheit erfordert Umkehr in Lehre und Praxis


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 25 Nov 1998 20:06:48

Oesterreichische Generalsynode verabschiedet Schuldbekenntnis zum
Holocaust

Wien (Oestereich)/ Genf, 23. November 1998 (lwi) - Die Generalsynode der
Evangelischen Kirchen Augsburgischen (A.B.) und Helvetischen Bekenntnisses
(H.B.) in Oesterreich hat eine Erklaerung zur Mitschuld der Christen und
Kirchen am Holocaust verabschiedet. In dem Papier mit dem Titel "Zeit zur
Umkehr - Die Evangelischen Kirchen in Oesterreich und die Juden"
versichert die Synode den Israelitischen Kultusgemeinden und den Juden in
Oesterreich, dass die Kirchen die Erinnerung an die Leidensgeschichte des
juedischen Volkes wachhalten, ihre Lehre, Predigt, Unterricht, Liturgie
und Praxis auf Antisemitismen ueberpruefen sowie jeglichem
gesellschaftlichen und persoenlichen Antisemitismus wehren wollen. Sie
suchen in der Beziehung zu Juden und Kultusgemeinden "einen gemeinsamen
Weg in eine neue Zukunft".

"Der Anteil und die Mitschuld von Christen und Kirchen am Leiden und Elend
von Juden ist nicht laenger zu leugnen", heisst es angesichts des 60.
Jahrestages der Pogromnacht, in der am 9. November 1938 juedische Buerger
von den SS-Truppen des Naziregimes misshandelt wurden und ihr Besitz
zerstoert und entwendet worden war. "Mit Scham stellen wir fest, dass sich
unsere Kirche fuer das Schicksal der Juden und ungezaehlter anderer
Verfolgter unempfindlich zeigten", heisst es in der Erklaerung weiter.

Die evangelischen Christen "verwerfen den Inhalt" der Spaetschriften
Martin Luthers, in denen er die Vertreibung und Verfolgung der Juden
forderte. "Diese unsere belastete Vergangenheit verlangt nach einer
Umkehr, die die Auslegung der Heiligen Schrift, die Theologie, die Lehre
und die Praxis der Kirche umfasst." Ausdruecklich abgelehnt wird die
Mission unter Juden: "Da der Bund Gottes mit seinem Volk Israel aus lauter
Gnade bis ans Ende der Zeit besteht, ist Mission unter den Juden
theologisch nicht gerechtfertigt und als kirchliches Programm abzulehnen."
Der Dialog mit dem Judentum sei "grundsaetzlich zu unterscheiden" von
einem Dialog der Christen mit anderern Religionen.

Die Generalsynode hatte bereits 1965 und die Evangelische Kirche H.B. 1996
eine Grundsatzerklaerung zu diesem Thema verabschiedet.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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