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Neues Religionsgesetz für Macau in 1999


From "Christian B. Schäffler" <APD_Info_Schweiz@compuserve.com>
Date 23 Dec 1998 08:55:09

23. Dezember 1998
Adventistischer Pressedienst (APD)
Christian B. Schaeffler, Chefredakteur
Fax +41-61-261 61 18
APD@stanet.ch
CH-4003 Basel, Schweiz

Neues Religionsgesetz für Macau in 1999

Macau/APD   Das chinesische Territorium unter 
portugiesischer Verwaltung, Macau (auch Macao genannt), 
das am 20. Dezember 1999 in die Volksrepublik China 
übergeht, hat seit Sommer 1998 ein neues Religionsgesetz. 
Das neue Gesetz, das vom offiziellen Mitteilungsblatt Macaus 
(Nr. 31 vom 3.8.1998) veröffentlicht wurde, ist am 7. Juli 
1998 von der gesetzgebenden Versammlung gebilligt und vom 
Gouverneur Vasco Rocha Vieira am 24. Juli als Gesetz Nr. 
5/98/M mit dem Titel "Religions- und Kulturfreiheit" 
promulgiert worden. Es besteht aus vier Kapiteln: Allgemeine 
Prinzipien, Individuelle Religionsfreiheit, Religiöse 
Konfessionen und Religionsgeheimnis, sowie einem Abschnitt 
mit Schlussbestimmungen.

Obwohl das neue Gesetz von den Religionsgemeinschaften 
unterschiedlich bewertet wird, besteht kein Zweifel daran, 
dass es ein Mindestmass an Freiheit garantiert, so zum 
Beispiel die Freiheit der religiösen Konfessionen, 
Versammlungsfreiheit, Erhaltung von Kult- und 
Ausbildungsstätten, freien Religionsunterricht, 
Veröffentlichung lehramtlicher Inhalte, geistliche Betreuung 
der Angehörigen verschiedener Konfessionen. Das Gesetz 
garantiert Einzelpersonen bzw. Familien die Freiheit, sich einer 
Konfession anzuschliessen oder aus ihr auszutreten, sowie das 
recht auf Ausübung der eigenen religiösen Überzeugung und 
die freie Wahl des religiösen Unterrichts für die Kinder ohne 
Auswirkung auf staatsbürgerliche Rechte und Pflichten. Das 
Gesetz legt die bürgerrechtliche Gleichberechtigung von 
religiösen Organisationen und Verbänden und Vereinigungen 
im allgemeinen fest.

Obschon das Konzept der Religionsfreiheit ausdrücklich bereits 
im "Basic Law" aus dem Jahre 1993 erwähnt wird, sind die 
neuen Normen von grosser Bedeutung für die Zeit nach dem 
20. Dezember 1999.

Bei einer Analyse des neuen Gesetzes, so schreibt die 
Zeitschrift "China heute" in ihrer neuesten Ausgabe (6/1998), 
kann man gewisse Unterschiede zur gegenwärtigen Praxis 
erkennen, zum Beispiel was die Anmeldung von 
Eheschliessungen anbelangt, die ausschliesslich beim 
Standesamt oder bei der katholischen Kirche stattfinden kann. 
Ausserdem wurden Zweifel darüber laut, dass das neue 
Gesetz möglicherweise religiöse Minderheiten nicht in 
ausreichendem Mass schütze (d.h. die römisch-katholische 
Kirche bevorzuge) oder die Verfassungsfreiheit in einer neuen 
politischen  Situation nicht gewähren könne.

Die mit dem chinesischen Festland verbundene Halbinsel 
Macau wurde im 16. Jahrhundert von portugiesischen 
Seefahrern als Stützpunkt für den Seiden- und Goldhandel mit 
Japan und China gegründet. 1951 wurde das Territorium 
portugiesische Überseeprovinz. Am 1.12.1975 zog Portugal 
sein Militär ab, am 17.2.1976 erhielt die Exklave als 
Territorium von Macau volle innere Autonomie. 1966 
schlossen China und Portugal ein Abkommen, das die 
Rückgabe von Macau mit rund 400'000 Einwohnern an China 
im Jahre 1999 vorsieht. Rund 50 Prozent der heutigen 
Haushalteinnahmen Macaus stammen aus den Erlösen der 
Spielkasinos.

Das Christentum kam 1557 durch die Jesuiten nach Macau. 
Bereits 1576 wurde die Diözese Macau errichtet, die der 
römisch-katholischen Kirche während Jahrhunderten als 
Ausgangsbasis für die missionarische Tätigkeit in Japan und 
China diente. Im Jahre 1600 war Macau zu 95 Prozent 
katholisch, 1990 war diese Zahl auf nur noch 9% Katholiken 
zurückgegangen.

Die protestantische Präsenz ist in Macau immer klein 
gewesen.  Heute sind nur etwa 1,8 Prozent der Einwohner 
Protestanten und gehören verschiedenen Kirchen an: 
Baptisten (1'500), Chinesische Evangelische Kirche (1'050) 
und Siebenten-Tags-Adventisten (1'000).


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