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LWB-Hilfsprogramm unterstuetzt Obdachlose und Bauern in Honduras


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 23 Dec 1998 10:34:21

Hurrikan  Mitch" begrub ganze Stadtteile unter Schlamm und Wasser

Tegucigalpa (Honduras)/ Genf, 21. Dezember 1998 (lwi) - Zwei Maenner
graben im Schlamm. Nach einer Weile ziehen sie mit vereinten Kraeften ein
Stueck Wellblech heraus.  Wir suchen brauchbares Baumaterial, um unsere
Haeuser aufzubauen", erklaeren sie den Vertreterinnen des Lutherischen
Weltbundes (LWB) aus Genf. Nach dem Hurrikan  Mitch" haben Roswitha
Dinger, Referentin fuer Fluechtlinge in der Abteilung fuer Weltdienst und
fuer Lateinamerika zustaendig, und Marlise Egli, Mitarbeiterin fuer die
Projektabwicklung und -begleitung in der Abteilung fuer Mission und
Entwicklung, Honduras besucht. Sie informierten sich vor Ort und berichten
ueber die Folgen des tropischen Sturmes, der Ende Oktober ueber
Mittelamerika hinweggefegt war und mit sintflutartigen Regenfaellen in
weiten Teilen von Honduras, Nicaragua und El Salvador Ueberschwemmungen
und Schlammlawinen ausgeloest hatte.

Die Hauptstadt Tegucigalpa liegt auf Huegeln und wird von dem Fluss
Choluteca geteilt. Die Reichen wohnen auf den Anhoehen. Unten im Tal
wohnten dichtgedraengt die aermeren Leute. Niemand weiss bis heute, wie
viele ihr Leben dort verloren haben. Der Fluss, normalerweise fuenf bis
sieben Meter breit, hatte ueber eine Breite von etwa 500 Metern alles mit
sich gerissen, Haeuser, Baeume, Tiere und Menschen. Von einigen Haeusern
sieht man nur noch das Dach. Wo einmal ein Autohaendler gewesen sein muss,
ragen zerquetschte und umgedrehte Autos aus dem Schutt. Selbst die
Betonbruecke hielt nicht stand. Die Mitte ist abgestuetzt. Das Gelaender
haengt herunter, die Wasserleitungen unter der Fahrbahn sind unterbrochen.

Es riecht nach Schlamm und Verwesung. Junge Leute mit Mundschutz, Schueler
und Studenten sowie Freiwillige, schaufeln in Schichten den Schlamm weg.
Fast vier Wochen nach der Katastrophe liegt der Schlamm noch meterhoch in
den Haeusern und um sie herum. Die jungen Leute der Aufraeumungsbrigaden
sind froehlich bei der Arbeit. Manche tragen T-Shirts von der oertlichen
Zeitung mit der Aufschrift: "Wir arbeiten fuer ein neues Honduras". Die
Schulen sind bis Ende Februar geschlossen, Studierende sozialer Faecher
bekommen ihre Beteiligung an den Aufraeumungsarbeiten als Praktikum
angerechnet.

Als einziges Gebaeude in Flussnaehe blieb das Krankenhaus fuer die sozial
Schwachen unbeschaedigt stehen. Aber der Schlamm gelangte bis zur zweiten
Etage. Die Fenster wurden durch die reissenden Wassermassen teilweise
eingedrueckt. Aus einem Fenster haengt ein Baum heraus. Die Helfer haben
das Mobiliar herausgeschafft, verdreckte Betten, Nachttische, Lampen
stehen auf der Strasse.

Pastor Guillermo Flores, Praesident der Christlich-Lutherischen Kirche von
Honduras (ILCH), berichtet, dass die Regierung die Kirchen beauftragt hat,
sich um die Obdachlosen zu kuemmern. Viele der ehemaligen Anwohner,
berichten die Einheimischen, sind bei Verwandten untergekommen, aber auch
in 20 Auffanglagern in der Stadt untergebracht. Landesweit gibt es 562
solcher provisorischen Unterkuenfte in Kirchengebaeuden und Schulen. Doch
die Kirchen teilen nicht den Optimismus der Regierung, dass diese Leute
innerhalb von zwei Monaten woanders untergebracht werden koennen. Die
Kirchen bestehen darauf, dass es Aufgabe der Regierung ist, diesen Leuten
schnellstens eine andere, menschenwuerdige Bleibe zu verschaffen.

Roswitha Dinger und Marlise Egli planten mit den Vertretern der ILCH das
Soforthilfeprogramm, mit dem insgesamt 700 Familien geholfen werden soll,
ihren Lebensunterhalt wieder aufzubauen. Dazu gehoeren auch die Verteilung
von Lebensmitteln gegen Arbeit und die Vergabe von Kleinkrediten. Zusammen
mit der ILCH haben sie diskutiert und abgewogen, wo die Hilfe am
noetigsten ist. Dabei wurden auch andere Partnerorganisationen und die UN
konsultiert, um neueste Informationen zu bekommen und Ueberschneidung der
Hilfe zu vermeiden.

Die ILCH betreut auch laendliche Gemeinden im Norden des Landes. Die
verstreuten Doerfer liegen hier in einer Ebene zwischen zwei Fluessen, die
jetzt einen See bilden. Niemand weiss, wann das Wasser zurueckgeht.Viele
Kleinbauern, die nur ihren Lebensunterhalt erwirtschaften, haben ihre
Ernte verloren. Mindestens sechs Monate lang muessen die Geschaedigten mit
Lebensmittellieferungen versorgt werden. Voraussichtlich wird die
schlimmste Zeit im Maerz und April 1999 kommen, bevor die naechste Ernte
zu erwarten ist. Soforthilfe muss daher neben Wiederaufbauhilfe fuer
Haeuser auch Verteilung von Saatgut einschliessen.

Die letzten offiziellen honduranischen Zaehlungen sprechen von 7.079
Toten, 12.303 Verletzten und 9.014 Vermissten. 1.393.669 Menschen sind von
der Katastrophe direkt betroffen. 215 Bruecken sind zerstoert. Diese
Zahlen werden sich wahrscheinlich erhoehen, wenn man erst wieder Zugang zu
den abgeschnittenen Orten haben wird.

Industriebetriebe, Bananen- und Zuckerrohrplantagen sind zerstoert,
Getreidefelder unfruchtbar, weil der Humusboden weggeschwemmt wurde oder
in Kuestennaehe durch einfliessendes Meerwasser versalzt ist. Der
Fischfang ist in den verschmutzten Fluessen unmoeglich. All dies
hinterlaesst Tausende von Arbeitslosen. Selbst um das arme Land wieder auf
den Stand vor  Mitch" zu bringen, werden Millionen US-Dollars und viel
internationale Unterstuetzung gebraucht.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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