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Deutsche Kirchen fordern gemeinsam Streichung der Auslandsschulden


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 23 Dec 1998 10:36:02

Soziale und oekologische Kriterien als Voraussetzung fuer einen
Schuldenerlass genannt

Genf, 21. Dezember 1998 (lwi) - Mit einem gemeinsamen Wort haben
evangelische und katholische Kirchen in Deutschland zur Entschuldung der
armen Laender aufgerufen. Unter dem Titel  Internationale Verschuldung -
eine ethische Herausforderung" schlagen der Rat der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD) und die Katholische Bischofskonferenz auch
Bedingungen vor, an die eine Stundung oder Streichung der Auslandschulden
gekoppelt sein muesste.

Die Auflagen, mit denen die Schuldnerlaender zu
Strukturanpassungsmassnahmen gezwungen werden, sollten nicht allein
volkswirtschaftliche Daten wie Handelsbilanzdefizite oder Inflationsrate
beruecksichtigen, sondern muessen auch soziale und oekologische
Verbesserungen anstreben. Auch die Verringerung der Analphabetenrate und
die Verbesserung im Bildungs- und Gesundheitssystem koennen zur Bedingung
fuer die Stundung der Schulden gemacht werden, heisst es. Rechtsstaatliche
und demokratische Strukturen, Verringerung der Korruption und
Kapitalflucht, eine soziale marktwirtschaftliche Ordnung in Verbindung mit
der Oeffnung zum Weltmarkt, hohe Investitionen in die Bildung breiter
Bevoelkerungsgruppen, Beschraenkung der Ruestungsausgaben,
Monopolkontrolle und eine Agrarreform fuegen die Kirchen dem Katalog der
Kriterien hinzu.

Entschuldete Laender, die keine internen Reformen durchfuehren, besitzen
auf den internationalen Kapitalmaerkten keine Kreditwuerdigkeit", heisst
es weiter. Von Bedingungen ausgenommen bleiben muesse jedoch Soforthilfe
in Krisen, die das Leben der Bevoelkerung eines Landes bedrohen.

Um die internationale Schuldenkrise zu loesen, muessten auch die reichen
Laender Veraenderungen in ihrer eigenen Wirtschaft durchfuehren, heisst es
in dem Gemeinsamen Wort. Sie muessten beispielsweise Protektionismus und 
ausufernde Subventionen fuer schwaechere Wirtschaftszweige" abbauen, die
den Entwicklungschancen armer Laender im Weg stehen. Die Kirchen erinnern
an die  besondere Verantwortung" der reichen Laender, die auch aus der
Tatsache hergeleitet wird, dass  Glaeubiger - Staaten und Banken - in
frueheren Jahren nicht selten viel zu leichtfertig Kredite an arme Laender
vergeben haben".

Eine Entschuldung sei historisch nicht neu. Erfahrungen auch in
europaeischen Laendern zeigten, dass eine konsequente Entschuldung von
Staaten keine Utopie sei, wenn ein  ernsthafter politischer Wille
besteht". So wurden durch das Londoner Schuldenabkommen von 1953 der vom
Zweiten Weltkrieg geschwaechten Bundesrepublik Deutschenland die
Auslandsschulden weitgehend entlassen.

Das Gemeinsame Wort, das am 21. November veroeffentlicht wurde, erinnert
an das im Alten Testament umrissene Erlass- oder Jubeljahr, mit dem alle
49 Jahre Schulden erlassen und Land frueheren Besitzern zurueckgegeben
werden sollte. Das Wort zitiert fruehere Stellungnahmen wie  Die
Bewaeltigung der Schuldenkrise" und Gemeinwohl und Eigennutz" seitens der
evangelischen Kirche und die Papstenzykliken  Tertio Millennio adveniente"
und  Centesimus Annus" auf katholischer Seite.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Karin Achtelstetter
E-mail: ka@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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