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Angola: Krieg verschlimmert humanitaere Krise


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 23 Mar 1999 11:56:54

LWB besorgt um Sicherheit von Mitarbeitern und Programmen

HUAMBO, Angola/GENF, 23. Maerz 1999 (lwi) - Huambo, die zweitgroesste Stadt
in Angola, war frueher einmal bekannt fuer ihre Architektur und die von
dort exportierten tropischen Pflanzen. Heute stehen in dieser Stadt
hauptsaechlich Ruinen oder von den Kaempfen beschaedigte Gebaeude.  Die
Strassen seien von Schlagloechern uebersaet, und die Bevoelkerung sei
veraengstigt, hungrig und ohne Hoffnung, heisst es in einem Bericht des
Koordinierungsbueros fuer humanitaere Angelegenheiten der Vereinten
Nationen (OCHA).

Wie die meisten von der Regierung Angolas kontrollierten
Provinzhauptstaedte ist die etwa 500 km suedoestlich von der Hauptstadt
Luanda gelegene Stadt Huambo mit ihren rund 300.000 Einwohnern im
Belagerungszustand und von der Aussenwelt abgeschnitten, da die
Zufahrtsstrassen nicht befahrbar sind, die Peripherie vermint und die
feindliche Armee der Rebellenbewegung  (Nationalunion fuer die voellige
Unabhaengigkeit Angolas /UNITA) unter Jonas Savimbi nur noch 30 km entfernt
ist.

Nach einer Begegnung mit dem Koordinator fuer humanitaere Angelegenheiten
der Vereinten Nationen und Vertreter des Welternaehrungsprogrammes,
Francesco Strippoli, bestaetigte die Referentin fuer Fluechtlingsfragen der
LWB-Abteilung fuer Weltdienst (AWD), Roswitha Dinger, dass sich die
humanitaere Lage in diesem suedafrikanischen Land seit Anfang Maerz
staendig verschlechtert habe.

Der LWB/AWD-Beauftragte in Angola, John Damerell, hatte schon zuvor betont,
dass die Sicherheit der Nothilfeprojekte des LWB/AWD fuer die im Lande
Vertriebenen  in Nzaji (Nordprovinz Luanda), Saurimo (Suedprovinz Luanda)
und Luena (Moxico) ein besonderes Anliegen sei.

Mit dem LWB-Programm in Angola wird etwa 60.000 Vertriebenen im Land
geholfen. Damerell berichtet jedoch, dass die Zahl der Beduerftigen auf
etwa 200.000 geschaetzt werde. Unter anderem erhalten diese Menschen
Obdach, Wasser und sanitaere Einrichtungen, Basisgesundheitspflege,
Nahrungsmittelverteilung und Lagerverwaltung.  Mittel fuer das Projekt
kommen vom LWB, vom Amt der europaeischen Gemeinschaft fuer humanitaere
Hilfe (ECHO), dem Koordinierungsbuero fuer humanitaere Angelegenheiten
(OCHA), dem kanadischen Hilfswerk fuer internationale Entwicklung (CIDA)
und "Kirchen helfen gemeinsam" (ACT).

ACT ist im LWB und im Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) angesiedelt.
Die Aufgabe dieser Organisation ist die Koordination der Nothilfe eines
weltweiten Netzwerkes von Kirchen und deren Partnerorganisation. Der LWB
ist das wichtigste ACT-Mitglied in Angola.

Da aufgrund des Abschusses von zwei Flugzeugen die UN-Fluege nach Angola
eingestellt wurden, ist das LWB-Programm stark beeintraechtigt, denn "wir
sind zu 100 Prozent auf  Transport auf dem Luftwege fuer unseren
Brennstoffbedarf sowie andere Artikel ausser Nahrungsmitteln in das Gebiet
angewiesen", sagt Damerell. Er weist darauf hin, dass private
Transportmittel auch nicht empfehlenswert sind, da die UNITA unter dem
Vorwand, es werden Regierungstruppen und Versorgung eingeflogen, diese
abschiessen koennte. Dies sei schon mit einigen Privatflugzeugen geschehen.

Humanitaere Unterstuetzung in den Provinzen wird ferner durch die
Versetzung der UNO-Beobachter (MONUA) aus der Provinz nach Luanda
unterbunden, da dies bedeutet, dass die Provinzen nicht mehr mit Treibstoff
versorgt werden. Die Regierung Angolas bat die Vereinten Nationen, das
Mandat von MONUA, das am 26. Februar auslief, nicht zu erneuern, aber
sowohl die humanitaeren Organisationen der Vereinten Nationen als auch die
Nichtregierungsorganisationen (NGOs) durften bleiben. WFP und NGOs "muessen
diese Aufgaben uebernehmen, damit das System funktioniert", so Damerell.

In seiner Situationsanalyse von Angola betont der LWB/AWD-Vertreter, dass
bei der Durchfuehrung des Angolaprogrammes des LWB/WD sowohl die politische
als auch die militaerische Situation und die Sicherheit  und "vor allem die
Sicherheit und das Wohlergehen unseres Stabs und unseres Eigentums"
staendig beobachtet werden.

Die sich verschlechternde Sicherheitssituation bedeutet auch, dass LWB-Stab
nicht in weiter entfernte Projektgebiete reisen kann. Hilfsgueter muessen
eingeflogen werden. Laut ACT benutzen die Flugzeuge bei der Landung eine
"Korkenzieher"technik, um moeglichen Beschuessen weniger ausgesetzt zu sein.

Der Krieg setzte im Dezember letzten Jahres mit erneuten Kaempfen wieder
ein, womit das Friedensabkommen (Lusaka-Protokoll der Vereinten Nationen)
verletzt wird. Laut Strippoli sind seit April letzten Jahres ueber 600.000
Menschen im Land vertrieben worden, und diese Zahl werde noch zunehmen.
"Ich bin ausserordentlich pessimistisch, da das Land weiterhin von Kaempfen
und erneuten Vertreibungen heimgesucht wird", sagte er. "Andererseits
machen wir uns nicht nur um die Vertriebenen Sorgen, sondern auch um die
Situation der Bevoelkerung in den grossen belagerten Staedten im
allgemeinen."

Nach Berichten der Verantwortlichen der Vereinten Nationen in Angola haben
humanitaere Organisationen nur zu einer Haelfte des Landes Zutritt, und
eine vollstaendige Aufschluesselung der Zahl der Notleidenden ist
schwierig. Aber aus von OCHA dem Sicherheitsrat in den letzten Monaten
vorgelegten Zahlen geht hervor, dass ungefaehr 30 Prozent der Bevoelkerung
Angolas kein sauberes Trinkwasser hat; ungefaehr 40 Prozent koennen keine
Gesundheitsdienste in Anspruch nehmen, und nur sechs Prozent der dafuer in
Frage kommenden Bevoelkerung besuche die Schule bis zum 12. Lebensjahr. Die
Zahlen des Weltkinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF) zeigen,
dass in Angola eine Kleinkindersterblichkeit von beinahe 30 Prozent und
eine Muettersterblichkeit von 1.280 bei 100.000 Lebendgeburten herrscht.
Diese Situation sei eine der "schlimmsten auf der ganzen Welt", hiess es
weiter.

Angesichts der Tatsache, dass die Beobachter dort nicht mehr taetig sind,
sagte Strippoli: "Wir beobachten die Situation in Angola jetzt von dem
Standpunkt aus, dass jede/r Angolaner/in Recht auf Hilfe hat." Er wies auch
darauf hin, dass die Kosten fuer Transport und andere logistische
Vorkehrungen bestimmt steigen werden, da aufgrund der ernsthaften
Verschlechterung der Sicherheitsbedingungen Nahrungsmittel und andere
Hilfsgueter nach Huambo und in andere Gebiete eingeflogen werden muessen.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Pauline Mumia
E-mail: pmu@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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