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Lutherische Kirche Finnlands tritt fuer Wohlfahrtsstaat ein


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 25 Mar 1999 08:27:54

Bischoefe wollen "einen Staat, der die Schwachen schuetzt"

HELSINKI, Finnland/GENF, 25. Maerz 1999 (lwi) - Alle neun Bischoefe der
Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands (ELKF) haben sich deutlich
fuer die Beibehaltung des Wohlfahrtsstaates in Finnland ausgesprochen.

Gemaess dem ELKF-Informationszentrum ist eine gemeinsame Stellungnahme
ueber Sozialethik mit dem Titel "Auf dem Weg zum Allgemeinwohl - eine
Stellungnahme der Bischoefe zur Wohlfahrtsgesellschaft" erschienen, mit
dem die Bischoefe eine Diskussion ueber die Grundlagen der
Wohlfahrtsgesellschaft und den auf ihr lastenden Druck, sie zu
veraendern, einleiten wollen.

Die Stellungnahme erschien kurz vor den Parlamentswahlen in Finnland im
Maerz, und darin schreiben die Bischoefe: "Die nordische Gesellschaft,
die ihre soziale Verantwortung wahrnimmt, ist eine Errungenschaft, die
nicht aufgegeben werden darf. Wir brauchen einen Staat, der die
Schwachen schuetzt und fuer Gerechtigkeit eintritt."

Nach Meinung der Bischoefe kann Finnland bei der Schaffung eines
weltweiten wirtschaftlichen Reguliermechanismus die Initiative
ergreifen. "Die internationale Finanzwelt braucht einen Mechanismus, der
sie daran hindert, durch die Gesellschaft erzielte Gewinne einfach an
die Aktionaere weiterzugeben und es der Gesellschaft zu ueberlassen, die
Probleme zu loesen. Um die schaedlichen Folgen der Marktkraefte in
Schranken zu halten, brauchen wir sowohl eine moralische als auch eine
politische Groesse, die ueber alle staatlichen und kulturellen Grenzen
hinweggeht", stellen sie fest.

In ihrer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren die Bischoefe die
unregulierte Marktwirtschaft und den Neoliberalismus. Sie fordern
ausgepraegtere globale Mechanismen und Strukturen, die die Wirtschaft
regulieren, da es verantwortungslos sei, die Gesellschaft nur auf der
Grundlage von Wirtschaftswachstum aufbauen zu wollen.

Im Verlauf einer feierlichen Veranstaltung zur Erscheinung der
Stellungnahme in Buchform sagte Erzbischof Jukka Paarma: "Wir machen uns
grosse Sorgen, da wir hoeren, was die Leute sagen, und die Zeichen
sehen, dass der Wohlfahrtsstaat gestrafft oder sogar abgebaut werden
soll."

Er verwies darauf, dass die "einzige tragbare Gesellschaftsform die ist,
in der alle Buerger und Buergerinnen Vollmitglieder der Gesellschaft
sind. Der Staat ist dafuer verantwortlich, fuer genuegend grundlegende
Sicherheit fuer alle Buerger und Buergerinnen zu sorgen". Die Bischoefe
betonen, dass die Kirche sich nicht nur um die kuemmern muesse, die
nicht in Genuss des sozialen Hilfsnetzes kommen, sondern auch die
Zusammenarbeit zwischen dem Volk und der Gesellschaft staerken solle.

"Fuer Lutheraner sollten die Mitglieder der Gesellschaft versuchen, sich
in die Situation von hilfsbeduerftigen Personen zu versetzen.
Andererseits hat die Gemeinschaft die Verantwortung, Eigennutz
entgegenzutreten und einen gewissen Druck auszuueben, damit die Ertraege
unter so viel Menschen wie moeglich verteilt werden", stellen die
Bischoefe zum Schluss fest.

Die ELKF, eine LWB-Mitgliedskirche hat ueber vier Millionen Mitglieder
in acht Dioezesen, was etwa 86 Prozent der Bevoelkerung entspricht.

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Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redakteurin: Pauline Mumia
E-mail: pmu@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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