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Finnland: Ethische Richtlinien fur Investitionen


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 01 Sep 1999 09:41:27

Bedeutung uber die Kirche hinaus

Turku (Finnland)/Genf, 31. August 1999 (lwi) - Die
Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands (ELKF) hat ethische Richtlinien
fur Investitionen der Kirche und ihrer einzelnen Gemeinden erarbeitet.

Wie das kirchliche Informationszentrum der ELKF berichtet, wird die
ethische Beurteilung der Investitionen der Kirche insgesamt und ihrer
wirtschaftlich unabhangigen Gemeinden in Wirtschaftsunternehmen als
besonders wichtig hervorgehoben.

Entscheidungen uber Investitionen sollen erst nach eingehender
wirtschaftlicher und ethischer Prufung getroffen werden. Die ELKF, eine
der Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), ist eine der
ersten Institutionen im Land, die sich mit ethischen Richtlinien fur
Investitionen befasst. Die Richtlinien wurden von einer Arbeitsgruppe
unter Vorsitz von Bischof Jorma Laulaja (Lapua-Diozese) erarbeitet.

Die Arbeitsgruppe vertritt die Auffassung, dass die Problematik der
ethisch verantwortbaren Investitionen die lutherische Kirche in gleicher
Weise wie andere Gremien und Organisationen in der Gesellschaft
betrifft. Die Richtlinien konnen deshalb auch uber die Kirche hinaus
Anwendung finden.

Wie die finnische Kirche in ihrer Stellungnahme unterstreicht, musse die
Kirche ihre Investitionen auf einer ethisch verantworteten Grundlage
vornehmen. Die einzelnen Schritte einer Anlageentscheidung werden
jeweils einer ethischen Bewertung unterzogen. Im Konfliktfall wird den
ethischen Werten der Vorzug vor den okonomischen Werten gegeben. Dabei
wird bewusst ein geringerer Ertrag in Kauf genommen, wenn dafur die
ethischen Ziele unterstutzt und gestarkt werden. Das Handeln der Kirche
muss ihren grundlegenden Werten entsprechen.

Zwar soll nach Meinung der ELKF die Kirche genugend Gewinn aus ihren
ethisch verantwortbaren Investitionen erwirtschaften, doch mussen die
Anlageobjekte so ausgewahlt werden, dass uber den dabei zu erzielenden
Ertrag hinaus wichtige gesellschaftliche Werte gefordert werden. Die
Kirche raumt jedoch ein, dass die ethische Bewertung von Unternehmen
keine leichte Aufgabe sei. Es sei z.B. fast unmoglich, die vielfaltigen
Aktivitaten transnationaler Unternehmen angemessen zu erfassen.

Der ELKF liegt daran, dass ihre Investitionen Unternehmen fordern, die
Gesundheitsfaktoren wie gesunde Nahrungsmittel, eine sichere Produktion
wie auch die Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld berucksichtigen.
Auch der Umweltschutz und der Energieverbrauch mussen im Auge behalten
werden.

Die finnische Kirche erklart, dass soziale Gerechtigkeit, Bildung und
Ausbildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur wesentliche Aufgaben der
Gesellschaft seien. Ausgehend von den Menschenrechten mussen mogliche
Investitionen die Gleichberechtigung von Menschen, die sich in ihrer
Religion, ihrem Geschlecht und der Hautfarbe unterscheiden,
respektieren, die Arbeitsbedingungen berucksichtigen und den Einsatz von
Kinderarbeit ausschliessen.

Gemeinden legen ihr Geld an, um ihre grundlegenden Aktivitaten auch in
Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen aufrechterhalten zu konnen.
Zinsertrage werden auch fur grossere, einmalige Vorhaben eingesetzt, wie
z.B. fur Baumassnahmen. Ein Grossteil der Einnahmen einer
Kirchengemeinde kommt aus Steuergeldern, die von Jahr zu Jahr sehr
unterschiedlich ausfallen konnen. Von den 587 Gemeinden der ELKF
benotigen 180 Unterstutzungen fur die Basisdienste aus dem Zentralfond
der Kirche.

Bei den Geldanlagen der Kirche handelt es sich vor allem um Mittel des
Pensionsfonds der ELKF-Angestellten. Der Fond betragt zur Zeit uber 1,6
Milliarden Finnmark (FIM; USD 290 Millionen). Nach den Pensionsplanen
werden 13,1 Milliarden FIM (USD 2,4 Milliarden) benotigt, um den
Verpflichtungen zu entsprechen, fur die der Pensionsfond aufkommen muss.
Das Defizit betragt etwa 11,5 Milliarden FIM ( USD 2 Milliarden). 1998
betrugen die gesamten Haushaltsmittel der Kirchengemeinden ungefahr 4
Milliarden FIM (USD 727 Millionen).

Die Arbeitsgruppe der Kirche schlagt vor, die ethischen Prinzipien fur
die Investitionen des kirchlichen Pensionsfonds jahrlich zu uberprufen.
Uber Vorschlage zur Veranderung des rechtlichen Rahmens soll seperat
entschieden werden.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
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gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
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***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
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