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Kirchenleiter der europaischen Mitgliedskirchen des Lutherischen


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 29 Sep 1999 20:31:06

Weltbundes (LWB) tagen in Meissen

Meissen (Deutschland)/Genf, 29. September 1999 (lwi) - Vom 26. bis 30.
September 1999 tagt die Kirchenleiterkonferenz der europaischen
Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB) in der Evangelischen
Akademie Meissen.

Vertreterinnen und Vertreter in kirchenleitenden Positionen von 38
Mitgliedskirchen aus uber 20 Landern Europas begleitet von
LWB-Ratsmitgliedern und Gasten aus anderen Weltregionen arbeiten zum
Thema: "Das Evangelium beim Anbruch des Dritten Millenniums".

Europa wurde von Gott im zu Ende gehenden Jahrhundert reich beschenkt.
Die Mauer und der eiserne Vorhang sind gefallen. Dafur sind wir dankbar.
Dennoch gibt es am Ende der 90er Jahre  bedruckende Ruckschlage. In
seinem Bericht betonte der LWB-Generalsekretar, Dr. Ishmael Noko, unter
anderem, dass sich der Friedenswille nicht durchgesetzt hat, der Respekt
vor menschlichem Leben und vor der uns anvertrauten Schopfung taglich
Ruckschlage erleidet, Familien zerbrechen, Gewalt gegen Frauen und
Kinder wachst, die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter klafft,
Korruption und Kriminalitat bluhen und die Einheit der Kirche durch
innere Streitigkeiten verhindert wird.

Am Ende der 'Dekade der religiosen Sehnsucht' stehen die Kirchen dieser
Region vor der Frage, wie sie dem Evangelium in dem sich wandelnden
Europa Gehor verschaffen. Landesbischof Volker Kress, Sachsen, vertrat
in seinem Referat unter dem Thema "Kirche der Zukunft, Zukunft der
Kirche" die Uberzeugung "dass sich Glaube und Kirchlichkeit nicht mehr
von selbst ergeben. Es muss hart darum gerungen werden." Die Kirche der
Zukunft sollte deshalb ein Raum sein, in dem verbindliche Verbundenheit
eingeubt und gelebt werden kann. Unsere Kirche konnte Heimat fur
Menschen sein, denen Heimat genommen wurde.

Kirche konnte auch jungen Menschen ein Gefuhl der Zugehorigkeit und
Geborgenheit bieten und Freiraum fur die Suche nach dem Sinn des Lebens
und der Ausgestaltung eigener Frommigkeit schaffen. Das hob die
Konferenz nach der Fallstudie von Dr. Paul Otto Brunstad, Norwegen,
hervor, der uber die Sehnsucht der Jugend nach Identitat und Zukunft
sprach.

Die Kirchen Europas erleben mit Bitterkeit, dass Gewalt gegen Frauen und
Frauenhandel in ihrer Region seit der so dankbar begrussten politischen
Wende erschreckende Ausmasse angenommen haben. Die LWB-Mitgliedskirchen
beginnen, das Schweigen um diese moderne Form der Sklaverei in Europa zu
brechen und das politische Bewusstsein fur die kriminellen
Machenschaften in diesem Zusammenhang zu schaffen. Sie treten dafur ein,
betroffenen Frauen Beratung und Begleitung in ihren Kirchen zu
ermoglichen.

 Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war der Vortrag uber "Das Handeln
der Zukunft und die Europaische Union (EU)" von Marc Lenders, Brussel.
Er unterstrich: "Wir sollten uns bewusst werden, dass Europa nicht mehr
das Zentrum ist, in dem die Entscheidungen fur die Welt getroffen
werden. Man sollte sich daruber im Klaren sein, dass die Auswirkungen
der Globalisierung alle Bereiche der Gestaltung und des Inhalts der
Europaischen Gemeinschaft betreffen werden."

Als Kirchen in unterschiedlichen sozialen und politischen Kontexten, als
Volks- und Minderheitskirchen, in denen Armut oder Reichtum herrscht,
haben die Mitgliedskirchen des LWB in Europa nochmals die Wichtigkeit
ihrer Partnerschaften miteinander betont.  In den osteuropaischen
Kirchen haben sich vollig neue Moglichkeiten fur Gemeindearbeit und
diakonische Dienste ergeben, die nur in gegenseitiger Hilfe genutzt
werden konnen.  Das gilt gleichermassen fur die zwischenkirchliche Hilfe
nach dem Kriegsgeschehen in Sudosteuropa und friedensstiftende
Massnahmen zwischen verfeindeten Ethnien. Die Kirchen bekundeten ihren
Willen, nach weiteren Moglichkeiten gegenseitiger Unterstutzung zu
suchen.

Ausdruck dieser Gemeinschaft waren Gottesdienste und Abendmahlsfeiern,
die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern gestaltet wurden. Die
Bibelarbeiten leitete Dr. Wilson Niwagila, Tansania.

Dankbar und voller Hoffnung sehen die kirchenleitenden Personlichkeiten
aus ganz Europa der fur den 31. Oktober 1999 in Augsburg vorgesehenen
Unterzeichnung der Gemeinsamen Offiziellen Feststellung (GOF) zusammen
mit der Gemeinsamen Erklarung zur Rechtfertigungslehre (GER) entgegen.
Sie begrussen die zwischen den evangelisch-lutherischen  Kirchen und der
romisch katholischen Kirche, vertreten durch den Papstlichen Rat zur
Forderung der Einheit der Christen und dem Lutherischen Weltbund,
erreichten Ubereinstimmungen in Grundwahrheiten der
Rechtfertigungslehre. Damit treffen die wechselseitigen
Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts nicht mehr.

Auch wenn in diesem Prozess bis jetzt noch nicht die volle
"Ubereinstimmung in allen Aspekten der Rechtfertigungslehre" erreicht
ist, so helfen die Ergebnisse, das uns aufgetragene Evangelium im
kommenden Jahrtausend gemeinsam in aller Welt zu bezeugen und auf dem
Weg zur Kirchengemeinschaft in Wort und Sakrament voranzukommen.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Barbara Robra
E-mail: br@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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