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Ehemaliger LWB-Prasident Johannes Hanselmann gestorben


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 04 Oct 1999 11:49:55

Von der lutherischen und der okumenischen Gemeinschaft geehrt

GENF, 4. Oktober 1999 (LWI) - Mit dem Tod des ehemaligen Prasidenten des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Altbischof Dr. Johannes Hanselmann, am 2.
Oktober 1999 hat der LWB einen Menschen verloren, der bedeutend zur
lutherischen und okumenischen Gemeinschaft beigetragen hat.

Johannes Hanselmann, der im Alter von 72 Jahren starb, war von 1975 bis
1994 Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Von 1987 bis
1990 stand er dem LWB als Prasident vor, von 1978 bis 1987 war Hanselmann
Vizepraident des LWB.

In seiner Wurdigung des verstorbenen Kirchenfuhrers beschreibt der
LWB-Generalsekretar, Dr. Ishmael Noko, Bischof Johannes Hanselmann "als
zuerst und grosstenteils einen Pastor, mit einer bemerkenswerten Fahigkeit
zuzuhoren. Er genoss den Respekt der lutherischen und der okumenischen
Gemeinschaft."

Noko fugt hinzu: "In den letzten Monaten tauschten Bischof Hanselmann und
ich schriftlich unsere Gedanken uber die Bedeutung der Unterzeichnung der
Gemeinsamen Erklarung zur Rechtfertigungslehre aus und hofften, einander in
Augsburg Ende des Monats zu sehen, worauf er sich sehr freute. Er spielte
eine wichtige Rolle bei der Forderung der Zielsetzung der Gemeinsamen
Erklarung. Wenn deren Geschichte geschrieben sein wird, wird Bischof
Hanselmanns Rolle in seiner ganzen Bedeutung offensichtlich werden."

Als das lutherisch/romisch-katholische Projekt, das zu der Gemeinsamen
Erklarung zur Rechtfertigungslehre fuhrte, in ein entscheidendes Stadium
eingetreten war und Diskussionen daruber gefuhrt wurden, ob die Erklarung
ihr Ziel erreicht habe und offiziell bestatigt werden konne, wurde
Hanselmann von anderen deutschen emeritierten Bischofen gebeten, bei der
Suche nach einem positiven und zufriedenstellenden Ergebnis mitzuhelfen.
Das hat er getan.

Der LWB-Generalsekretar, Dr. Ishmael Noko, stellt fest, dass Hanselmann den
LWB auch durch eine heikle Ubergangsperiode mit intensiven Diskussionen
uber das Wesen des Weltbundes als eine Gemeinschaft gefuhrt habe. "Sein
theologischer Beitrag, seine Starke und seine seelsorgerlichen Fahigkeiten
machten es dem LWB moglich, da zu stehen, wo er heute ist. Wir danken Gott
fur sein Leben und mochten seiner Frau, Ruth Hanselmann, und ihrer Familie
unserer Gebete versichern," sagt Noko in seinem Nachruf.

Hanselmann wurde am 9. Marz 1927 in Ehingen/Ries, Deutschland, geboren.  Er
studierte von 1946 bis 1949 Theologie und Philosophie an der Universitat
von Erlangen. Von 1949 bis 1950 studierte er am Wittenberg -Seminar in
Springfield, Ohio (USA), wo er mit einer Arbeit uber theologische
Anthropologie den Magistergrad erwarb. Zwischen 1950 und 1951 schrieb er an
der Hartford Seminary Foundation (Connecticut) seine Doktorarbeit uber
Heideggers Fundamentalontologie und ihre theologischen Implikationen.

1950 wurde Hanselmann ordiniert und diente als Vikar in Coburg und spater
als Pastor in einer Gemeinde in Grup am Forst. 1966 wurde er nach
Westberlin berufen, um in der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg
das "Haus der Kirche" zu leiten. 1974 wurde er Oberkirchenrat fur den
Kirchenkreis Bayreuth. Er war Stellvertretender Leitender Bischof der
Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD). Der
verstorbene Bischof war Prasident des Kuratoriums der Lutherischen Stiftung
fur okumenische Forschung in Strassburg.

1987 wurde Johannes Hanselmann als neunter Prasident des LWB seit der
Grundung im Jahre 1947 gewahlt, er folgte in diesem Amt dem ungarischen
Bischof Zoltan Kaldy, der im Mai 1987 starb. Befragt nach dem Beitrag des
Luthertums in einem okumenischen Kontext, sagte Hanselmann, je profilierter
die lutherische Theologie sei, desto mehr konne man zu der okumenischen
Bewegung beitragen, besonders was die Rechtfertigungslehre, Gesetz und
Evangelium, die zwei Reiche und das lutherische Konzept der Freiheit
betreffe.

Der damalige deutsche Kanzler Dr. Helmut Kohl, gratulierte Hanselmann 1987
zu seiner Wahl als LWB-Prasident und sagte, der Weltbund habe einen
"ruhigen, ausgeglichenen, versohnlichen Theologen als seinen Fuhrer
gewahlt."

Der verstorbene Bischof wird am 7. Oktober 1999 bestattet. Der
Trauergottesdienst findet um 11.00 Uhr in der St. Matthauskirche in Munchen
statt, die Beisetzung erfolgt um 14.30 Uhr auf dem Munchner Nordfriedhof an
der Ungerstrasse.

Hanselmann hinterlasst seine Witwe Ruth und ihre vier Kinder, drei Sohne
und eine Tochter.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet sich
in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen, Theologie,
humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte
von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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