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Ehemaliger Prasident Tansanias, Mwalimu Nyerere, verstorben


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 22 Oct 1999 06:36:19

Lutherischer Weltbund wurdigt Verstorbenen als vorbildlichen Staatsmann

GENF, 21. Oktober 1999 (lwi) - Der Lutherische Weltbund (LWB) bezeichnete
den ehemaligen tansanischen Prasidenten Mwalimu Julius Nyerere als
Staatsmann, der seine Botschaft immer anhand von Beispielen vermittelte und
dabei nie den Weg der Konfrontation wahlte, sondern durch Ruhe, Wurde,
Ehrlichkeit und Mitgefuhl uberzeugte.

Nach dem Tod von Mwalimu Nyerere am 14. Oktober 1999 in einem Londoner
Krankenhaus wandte sich der LWB-Generalsekretar, Dr. Ishmael Noko, in einem
Kondolenzschreiben an den Prasidenten Tansanias, Benjamin Mkapa, und die
Bevolkerung dieses ostafrikanischen Landes. Noko hob hervor, dass der
Weltbund in Nyerere "ganz bestimmt einen Lehrer (mwalimu), aber auch einen
Freund" gefunden hatte.

"In einer Initiative voller Mitgefuhl bot er Anfang der 80er Jahre den
Fluchtlingen in Tansania, die das Gebiet der Grossen Seen verlassen hatten
und die der LWB unterstutzte, die Staatsburgerschaft an, was diesen neue
Hoffnung gab," heisst es in dem Schreiben Nokos.

Der Generalsekretar des LWB erinnert an die Teilnahme Mwalimus an der
LWB-Konsultation uber "Ein gerechtes Afrika" im Jahre 1994 und fugt hinzu,
dass der tansanische Prasident "wie immer eine Perspektive einbrachte, die
sich auf die Menschen und ihr Leben als Mitglieder afrikanischer
Gemeinschaften konzentrierte".Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im
Weltbund erinnern sich daran, dass Nyerere als Prasident von Tansania 1977
zur LWB-Vollversammlung in Dar Es Salaam sprach, so Noko. Er gab auch einen
erinnerungswurdigen Empfang fur die Delegierten.  Der Generalsekretar fugt
hinzu: "Er hat uns so und auf ganz verschiedene Weise begleitet."

Nyerere fuhrte sein Land, damals Tanganjika, im Jahre 1961 zur
Unabhangigkeit von Grossbritannien. Er war der erste Prasident dieses
Landes und trat von der Fuhrung des Landes 1985 zuruck. Damit war er einer
der postkolonialen afrikanischen Fuhrer, die ihr Amt freiwillig
niederlegten. Wahrend seines Ruhestandes beteiligte er sich an internen und
regionalen politischen Initiativen und befasste sich vor allem mit
Versohnung und Friedensstiftung. 1998 wurde festgestellt, dass er an
Leukamie litt und zur Behandlung in ein Londoner Krankenhaus gebracht.
Dort starb er Mitte Oktober an einem Schlaganfall.

In Trauer uber seinen Tod gedenkt der LWB ehrend der Tatsache, dass der
verstorbene afrikanische Staatsmann Geburtshilfe fur einen modernen
tansanischen Staat leistete, der ethnische Probleme zu uberwinden suchte
und nach wie vor ein Beispiel fur viele Gebiete Afrikas ist, in denen
ethnischer Hass wutet.

Der LWB anerkennt auch die Hauptrolle, die Nyerere im Prozess der
Entkolonisierung und Befreiung Afrikas, vor allem in Angola, Mosambik,
Namibia und Simbabwe spielte, indem er gegen die Apartheid kampfte, eine
politische Losung in Sudafrika anstrebte und die Diktatur in Uganda
beendete. 1963 entschloss er sich gemeinsam mit anderen afrikanischen
Fuhrern zur Grundung der Organisation fur Afrikanische Einheit (OAU) und
wies damit den Weg zur afrikanischen Einheit und Solidaritat, betont Noko
in seinem Schreiben.

Und im "Ruhestand" setzte sich Nyerere fur den Frieden in Burundi ein, er
vermittelte bei Gesprachen uber die Beendigung des Burgerkrieges in diesem
Land. Er bestand auch unentwegt auf der Bedeutung der Ethik in allen
Bereichen offentlicher Politik und befasste sich unermudlich mit der Kluft
zwischen reichen und armen Landern und Menschen. Wahrend er die South
Commission (und deren Nachfolgeorganisation, des Intergovernmental South
Centre) leitete, war er bahnbrechend bei der Forderung von Kooperation und
Solidaritat unter den Entwicklungslandern, indem er Entwicklungsstrategien
uberprufte und Alternativen vorschlug.

Mwalimu Nyerere war ein afrikanischer Staatsmann, "dessen Meinungen
international respektiert wurden und dessen Botschaft eine Botschaft des
Friedens, der Stabilitat, Entwicklung und Wurde war," so Noko. "Ich bete
dafur, dass seine Lehren immer in den Herzen bleiben und im Leben der
Tansanier, aller Afrikaner und aller Menschen auf der Welt zum Ausdruck
kommen," schloss der LWB-Generalsekretar.

Am 21. Oktober 1999 fand eine Totenmesse zum Gedenken Seiner Exzellenz,
Julius Nyerere, in der Eglise Catholique Romaine de Langue Anglaise Jean
XXIII, Genf, statt.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet sich
in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen, Theologie,
humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte
von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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