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Auf dem Weg zur Unterzeichnungsfeier


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org (FRANK IMHOFF)
Date 25 Oct 1999 14:25:25

Gottesdienste in Augsburg

Genf, 25. Oktober 1999 (lwi) - Jede Feier besteht aus zwei Teilen: der
Vorbereitung und der Feier selbst. Die Feier erhalt ihren besonderen
Charakter und ihren Reichtum an Bedeutung und Inhalt, wenn wir uns
sorgfaltig und in Ruhe auf sie vorbereiten. Die Vorbereitungen fur diese
historische Unterzeichnungsfeier sind praktischer und spiritueller Art.
Man kann sagen, dass die individuellen und gemeinsamen Vorbereitungen
fur diese Feier so wichtig sind wie die Feier selbst. Durch sie lernen
und erfahren wir etwas uber das Wesen Gottes, der uns in Jesus Christus
rechtfertigt.

Das Samstagabendgebet hat Christen traditionell auf den
Sonntagsgottesdienst vorbereitet. In Augsburg werden wir diesem alten
Brauch folgen. Die Unterzeichnungsfeier beginnt am 30. Oktober in der
Kirche St. Ulrich und Afra mit einer okumenischen Abendandacht. Diese
Abendandacht gibt den Mitgliedern der Gemeinde die Gelegenheit, fur die
Unterzeichnung zu beten und sich spirituell auf den Empfang der
reichlichen Gaben Gottes vorzubereiten. Die Abendandacht wird ein
meditativer Gebetsgottesdienst mit besonderem Bezug auf Jesus Christus,
das Licht der Welt und den ewigen Sabbat sein. Sie findet in der
Grabeskirche der Schutzheiligen der Diozese Augsburg, St. Ulrich
(gestorben 973), St. Afra (gestorben 304) und St. Simpert (gestorben
807), statt. Diese Basilika nimmt in der Kirchengeschichte der Stadt
Augsburg einen besonderen Platz ein, denn sie markiert die alteste
Erwahnung einer christlichen Gemeinde dort.

Am Sonntag, 31. Okober, geht die Unterzeichnungsfeier mit der
Bussliturgie weiter, die im romisch-katholischen Dom abgehalten wird.
Dieser Dom bietet einen festlichen mittelalterlichen Rahmen fur die
Feier. In diesem kurzen Gottesdienst bekennen wir gemeinsam, dass wir in
unseren Kirchen und in unserem Leben nicht immer den Weg der Einheit
gewahlt haben. Wir bitten um Vergebung, auf dass wir gemeinsam mit
reinem Herzen feiern und lobpreisen konnen.

Die Gemeinde begibt sich dann in einem feierlichen, von Gebeten und
Liedern begleiteten Zug vom Dom zur lutherischen Kirche St. Anna, wo die
Unterzeichnung stattfindet. Dieser feierliche Zug erfolgt gemass
ortlichen lutherischen und romisch-katholischen Traditionen.

Neben der Rechtfertigung wird es bei der Feier um Danksagung und Taufe,
das Sakrament der Rechtfertigung, gehen, wobei gegenwartige und kunftige
Standpunkte besonders berucksichtigt werden. Die liturgische Form wird
okumenisch sein und kann deshalb sowohl von Lutheranern als auch von
Katholiken als die ihre anerkannt und nachvollzogen werden. Deren
Hauptaspekte sind: das Wort Gottes, das Gedenken an die Taufe, das
Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und das Friedenszeichen.

Die St. Annakirche ist ein geschmuckter, heller und relativ kleiner Bau.
Gemeinsam mit den genannten anderen Kirchen bietet sie einen festlichen
Rahmen fur die Feier. Ihre Geschichte geht bis ins 14. Jahrhundert
zuruck. Seither haben in dieser Kirche auch andere bedeutende
kirchenhistorische Ereignisse stattgefunden. Die Kirche hat eine
besondere Atmosphare, die durch die Strenge des gotischen Stils und die
Helle und Pracht der Farben der Renaissance und des Barocks erzeugt
wird. Es gibt Altare auf der Ost- und der Westseite der Kirche. Fur den
Gottesdienst werden wir den dritten, nicht fest installierten Altar
nutzen, einen in der Mitte der Kirche stehenden Tisch. Die
Unterzeichnung wird an einem getrennten Tisch neben diesem Altar
vorgenommen. Bei der Feier werden die Mitglieder der Gemeinde einander
gegenubersitzen und -stehen. Die Atmosphare wird den Charakter der
Gemeinschaft haben, insbesondere wenn die Menschen sich um den Altar
versammeln. Dies wird eine andachtige Feier mit Furbitten, Danksagungen,
Lobpreisungen, Busse und Anbetung sein.

Die Gemeinsame Erklarung zur Rechtfertigungslehre ist ein bedeutendes
Zeichen der christlichen Einheit. Die im Blick auf die Unterzeichnung
abgehaltenen Gottesdienste sind bereits als solche ein Ausdruck der
christlichen Einheit. Das Zusammenkommen und die gemeinsame liturgische
Leitung legen Zeugnis ab fur den lebendigen apostolischen Glauben und
offenbaren der Welt die Kirche Christi.

Wir bitten herzlich um Gebete fur die Unterzeichnungsfeier.

Gnadiger Gott,
wir freuen uns uber die Unterzeichnungsfeier,
die du uns geschenkt hast.
Wir beten fur alle, die diese Feier moglich gemacht haben,
und fur alle, die an der Unterzeichnungsfeier teilnehmen.
Moge diese Feier deine heilige Kirche bereichern
und der Menschheit Hoffnung bringen.
Moge die ganze Welt wissen,
dass du Gott bist
und dass wir dein Volk sind
durch Jesus Christus unseren Herrn
Amen.

(Dieser Text wurde von Pfr. Dr. Paivi Jussila verfasst. Sie ist
Studienreferentin fur Gottesdienst und Gemeindeleben beim Lutherischen
Weltbund (LWB) und Koordinatorin fur die Vorbereitungen der
Gottesdienste in Augsburg.)

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegrundet, zahlt er inzwischen
128 Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Landern angehoren. Das LWB-Sekretariat befindet
sich in Genf (Schweiz). Das ermoglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem
Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) und anderen weltweiten christlichen
Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in
Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. okumenische Beziehungen,
Theologie, humanitare Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitrage konnen kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt
werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
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