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Ökumenischer Dialog geht weiter


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org
Date 10 Dec 1999 06:01:22

Reply-to: FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org

LWB-Präsident Dr. Christian Krause von Papst Johannes Paul II. empfangen 
 
Rom (Italien)/Genf, 9. Dezember 1999 (lwi) - Als "ein Hoffnungszeichen am
Ausgang dieses Jahrhunderts" bezeichnete der Präsident des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Landesbischof Dr. Christian Krause, die Unterzeichnung der
Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg
und das damit verbundene "neue gemeinsame Bekennen in Grundwahrheiten unseres
Glaubens". Krause, der am 9. Dezember zu einer Privataudienz von Papst
Johannes Paul II. in Rom empfangen wurde, forderte, "die Hände, die wir uns in
Augsburg gereicht haben, dürfen wir nicht wieder loslassen." Der Weg nach
Augsburg habe gezeigt, so Krause, "wie kostbar unsere Gemeinschaft ist, aber
auch wie sensibel und verletzlich." Der LWB-Präsident erinnerte an die
Gemeinsame Erklärung, in der sich beide Dialogpartner verpflichtet haben, den
Dialog über die offenen Fragen fortzusetzen. "Wir hoffen, dass wir auch dort,
wo noch kein Konsens besteht, vorankommen und ein gemeinsames Grundverständnis
entwickeln werden", betonte Krause, der sich zusammen mit einer Delegation vom
8. bis 11. Dezember 1999 auf Einladung des Papstes sowie des Päpstlichen Rates
zur Förderung der Einheit der Christen zu Gesprächen in Rom aufhält. 
 
Papst Johannes Paul II. bewertete die Gemeinsame Erklärung in seinem Grusswort
als "Meilenstein auf dem nicht leichten Weg der Wiederherstellung der vollen
Einheit unter den Christen". Die Gemeinsame Erklärung zur
Rechtfertigungslehre, die am 31. Oktober 1999 vom Lutherischen Weltbund und
der römisch-katholischen Kirche unterzeichnet wurde, hält einen "Konsens in
Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre" fest. Damit wurde ein Schlussstrich
unter den fast 500-jährigen Streit um die Rechtfertigungslehre gezogen, der im
16. Jahrhundert zur Kirchenspaltung geführt hatte. Papst Johannes Paul II.
betonte am 9. Dezember in Rom, dass sich Katholiken und Lutheraner seit dem
Zweiten Vatikanischen Konzil "erheblich nähergekommen" seien. "Trennende
Schranken" seien geduldig abgetragen und gleichzeitig auch die "sichtbaren
Bande der Einheit gestärkt" worden. 
 
Für Papst Johannes Paul II. stellt die Gemeinsame Erklärung "ohne Zweifel eine
sichere Basis für weitere ökumenische Schritte dar." Sie rege dazu an, so der
Papst, "die theologische Forschung auf ökumenischem Gebiet fortzuführen und
die Hindernisse abzubauen, die der innig ersehnten Einheit am Tisch des Herrn
noch entgegenstehen." Die volle Einheit sei ein Ziel, so der Papst, "für das
es sich einzusetzen lohnt. Sie ist ein Ansporn für das geistliche Tun der
ganzen Kirche." 
 
Papst Johannes Paul II. würdigte das ökumenische Miteinander, das "sowohl auf
internationaler als auch auf nationaler Ebene zwischen Katholiken und
Lutheranern stetig gewachsen" sei. Gerade die Zusammenarbeit im caritativen
und gesellschaftlichen Bereich sei mittlerweile sehr eng, so der Papst. Er sei
überzeugt, "dass die guten Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und
dem Lutherischen Weltbund eine Grundlage bilden, auf der alle weiteren Gespr
che zur Lösung der noch offenen Fragen aufbauen können." 
 
Landesbischof Krause forderte dazu auf, die Kräfte der Christenheit zu bündeln
und eine weitere Spaltung zu verhindern. Beide "historischen Kirche" hätten
dazu "eine gemeinsame Verantwortung". Krause betonte: "Das, was uns verbindet,
ist stärker als das, was uns trennt." Vor diesem Hintergrund wünsche er sich,
erklärte der LWB-Präsident, "in einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit
die wechselseitige Anerkennung als Schwesterkirchen und für unsere
Gemeindeglieder die Möglichkeit der wechselseitigen gastweisen Teilnahme an
Eucharistie und Abendmahl." 
 
"Wir hoffen an dieser Jahrhundertschwelle auf einen grossen und ernsthaften
geistlichen Aufbruch, eine entschlossene Konzentration auf Jesus Christus,
damit die christliche Botschaft kraftvoll in die Menschen dringt und unsere
Kirchen und Gemeinden Müdigkeit und Verzagtheit überwinden", so das Oberhaupt
von weltweit 58 Millionen Lutheranern. Für ihn sei die Anteilnahme der Jugend
in Ost und West an den geistlichen Bewegungen und an den Kommunitäten dafür
ein gutes Zeichen. "So können wir am Reichtum und an der Vielfalt anderer
Traditionen partizipieren und voneinander lernen", erklärte Krause. 
 
Als nächsten Höhepunkt des ökumenischen Miteinanders nannte Papst Johannes
Paul II. die Gebetswoche für die Einheit der Christen, bei der er "die Heilige
Pforte in Sankt Paul vor den Mauern feierlich eröffnen werde." Insgesamt sei
die gemeinsame Feier des grossen Jubiläums "eine Chance, um unser gemeinsames
Zeugnis im Glauben zu vertiefen", so der Papst. "Gerade die Welt von heute
sehnt sich danach, dass die Christen näher zusammenrücken." 
 
Die insgesamt 40-minütige Begegnung, die mit einem ersten Gespräch unter vier
Augen begann, sei von einer offenen und persönlichen Atmosphäre in gutem
gegenseitigen Verständnis geprägt gewesen, erklärte LWB-Präsident Dr.
Christian Krause nach dem Treffen. "Wir haben uns vor allem mit zwei Themen
befasst. Das eine war die eucharistische Gemeinschaft bzw.
Abendmahlsgemeinschaft. Zum anderen ging es um das Millennium, welche M
glichkeiten und Schwierigkeiten wir haben, das Jahr 2000 miteinander zu
begehen", so Krause. 
 
Zur Delegation des Präsidenten des Lutherischen Weltbundes gehörten der
Bischof von Helsinki, Prof. Dr. Eero Huovinen, LWB-Ratsmitglied und
Vorsitzender des Kuratoriums des Instituts für Ökumenische Forschung in
Strassburg; Pfr. Norbert Denecke, Mailand, Vizedekan der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien; Agneta Ucko, Stellv. Generalsekret
rin des LWB; Pfr. Sven Oppegaard, Assistierender Generalsekretär des LWB für 
kumenische Angelegenheiten, und Pfr. Dieter Rammler, Wolfenbüttel, Pers
nlicher Referent von Landesbischof Dr. Krause. Der Delegation gehörten von
katholischer Seite an: Bischof Walter Kasper und Dr. Matthias Türk vom P
pstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen. Auf dem Programm stehen
neben der Privataudienz beim Papst u.a. auch eine Begegnung mit dem
Vorsitzenden des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen,
Kardinal Edward Idris Cassidy. 
 
* * * 
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegründet, zählt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Ländern angehören. Das LWB-Sekretariat befindet sich in
Genf (Schweiz). Das ermöglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen
Rat der Kirchen (ÖRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der
LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. ökumenische Beziehungen, Theologie, humanitäre Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit. 
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des Lutherischen
Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veröffentlichtes Material gibt, falls dies
nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder
seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi" gekennzeichneten Beiträge können
kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden. 
 
*** 
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION  
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