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Herausforderungen an das christliche Zeugnis in einem


From FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org
Date 20 Jan 2000 10:28:49

Reply-to: FRANK_IMHOFF.parti@ecunet.org

multireligivsen Kontext 
LWB-Konsultation diskutiert die christliche Mission auf dem amerikanischen
Kontinent 
 
Sco Leopoldo (Brasilien)/Genf, 20. Januar 2000 (lwi) - Die TeilnehmerInnen
einer Konsultation des Lutherischen Weltbundes (LWB) haben ihre MitchristInnen
im LWB und in der ganzen Welt aufgerufen, zum Wiederaufbau dessen beizutragen,
was seit den Anfdngen der Mission in anderen Religionen und Kulturen zerstvrt
wurde. Diese Aufforderung erging vor dem Hintergrund der vielen
Herausforderungen, mit denen das christliche Zeugnis in einem multireligivsen
Kontext zunehmend konfrontiert ist. 
 
Die Konsultation mit dem Thema "Christentum und andere Glaubensrichtungen auf
dem amerikanischen Kontinent" fand vom 29. November bis 3. Dezember 1999 im
brasilianischen Stadt Sco Leopoldo statt und wurde von der Abteilung f|r
Theologie und Studien (ATS) des LWB organisiert.  
 
Bei ihrem Zusammentreffen verpflichteten sich 21 LutheranerInnen und eine
Presbyterianerin aus Nord- und Lateinamerika, Afrika und Asien weiterhin dazu,
ihre MitchristInnen einzuladen, mit "unseren Schwestern und Br|dern" in
traditionellen indigenen Religionen einen Dialog voranzutreiben. Als Ziel
formulierten die TeilnehmerInnen, dass Gesprdche mit traditionellen indigenen
Religionen nicht erst an zweiter oder dritter Stelle hinter den Gesprdchen mit
den sogenannten "grossen" Religionen stehen. 
 
Es folgt der vollstdndige Text der Botschaft der Konsultation: 
 
Christliches Zeugnis im multireligivsen Kontext 
 
Botschaft von der LWB-Konsultation in Sco Leopoldo, Brasilien 
29. November - 3. Dezember 1999 
 
Auf Einladung des Lutherischen Weltbundes (LWB) trafen einundzwanzig
LutheranerInnen und einer Presbyterianerin, vorwiegend aus Nord- und
Lateinamerika (Argentinien, Bolivien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Guyana,
Nicaragua, USA, Venezuela), aber auch aus Afrika und Asien in Sco Leopoldo
zusammen, um |ber die Freuden und Herausforderungen des christlichen
Zeugnisses in einer Welt zu diskutieren, in der das Christentum nicht ldnger
die religivse und kulturelle Landschaft auf dem amerikanischen Kontinent
dominiert. 
 
Als LutheranerInnen, als Laien und Geistliche, Mdnner und Frauen, bem|hen wir
uns, unsere evangelische und vkumenische Tradition, unser Verpflichtetsein
kontextuellen Theologien gegen|ber ernst zu nehmen, Zeugnis zu geben in der
Komplexitdt der verschiedenen religivsen, ethnokulturellen und
soziovkonomischen Kontexte des Lebens auf dem amerikanischen Kontinent. Wir
beteten und sangen gemeinsam, lasen miteinander die Bibel, assen zusammen und
nutzten die Mvglichkeiten, die sich uns boten, etwas |ber die Heimat der
anderen zu erfahren und mit Gott in Christus zu leben. Gemdss dem Thema der
Konsultation "Christentum und andere Glaubensrichtungen auf dem amerikanischen
Kontinent" lasen und diskutierten wir, und hielten die folgenden Referate: 
 
Christian Witness in Multi-faith Contexts: Today's Reality  
                             (Pfr. Dr. Hance A.O.Mwakabana) 
(Christliches Zeugnis im multireligivsen Kontext: Die heutige Realitdt) 
 
Christianity and Other Faiths in North America: What is God's Desire for All
of Us Together?  
                             (Pfr. Arthur Leichnitz) 
(Christentum und andere Glaubensrichtungen in Nordamerika: Was ist Gottes
Wille f|r uns alle gemeinsam?) 
 
Christianity and Other Faiths in Latin America: The Voice of God in Other
Faiths: Indigeneous Religiosity in Latin America as a Challenge for
Christianity 
                             (Prof. Dr. L. Carlos Hoch und Pfr. Dr. Peter
Nash) 
(Christentum und andere Glaubensrichtungen in Lateinamerika. Die Stimme Gottes
in anderen Glaubensrichtungen. Indigene Religiositdt in Lateinamerika als eine
Herausforderung f|r das Christentum) 
 
Christianity and Other Faiths in the Americas in a Global Context:  
1. Christianity and Other Faiths: The African Experience 
                             (Prof. Dr. Isabel Apawo Phiri) 
(Christentum und andere Glaubensrichtungen auf dem amerikanischen Kontinent in
einem globalen Kontext: 1. Christentum und andere Glaubensrichtungen: Die
afrikanische Erfahrung) 
 
2. Paradigm Shift of the Theology of Mission Towards a  Reconciliation of
Society: The Asian Experience 
                             (Pfr. Dr. Thu En Yu) 
(2.Paradigmenwechsel von der Missionstheologie hin zur Versvhnung der
Gesellschaft hin: Die asiatische Erfahrung) 
 
Religious Pluralism in the Americas: Its Theological and Missiological
Implications for Christian Witness in the 21st Century 
                             (Prof. Dr. Winston.D.Persaud) 
(Religivser Pluralismus auf dem amerikanischen Kontinent: Seine theologischen
und missiologischen Auswirkungen auf das christliche Zeugnis im 21.
Jahrhundert) 
 
Christian Witness vs Theologies and Ideologies of Hostility 
                             (Pfr. Dr. Emmanuel Grantson) 
(Christliches Zeugnis gegen|ber Theologien und Ideologien der Feindseligkeit) 
 
Promoting Religious Harmony: A Case Study 
                             (Lilian Comproe & Rev. Ewald van Ommeren) 
(Fvrderung religivser Harmonie: Eine Fallstudie) 
 
Walking by Faith: Witness and Dialogue in the Multi-faith Americas 
                             (Pfr. Dr. Carol S.LaHurd) 
(Leben im Glauben: Zeugnis und Dialog auf dem multireligivsen amerikanischen
Kontinent) 
 
Confessing Christ in a Multi-faith/Multi-cultural Context 
                             (Pfr. Roy K.Thakurdyal) 
(Christus in einem multireligivsen/multikulturellen Kontext bekennen) 
 
Issues in Pastoral Ministry in a Multi-faith/Multi-cultural Context 
                             (Pfr. Nancy V.Kelly) 
(Fragen zu Seelsorge in einem multireligivsen/multikulturellen Kontext) 
 
Unser Gastland, Brasilien, eignet sich gut als Beispiel f|r die
multireli-givse/multikulturelle Realitdt die f|r Nord- und Lateinamerika
typisch ist. Brasilien nimmt die lutherischen, rvmisch-katholischen und
Waldenser Nachkommen deutscher und italienischer Einwanderer des S|dens auf,
die um das dritte Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts eintrafen. Brasilien heisst
den buddhistischen Japaner, die europdische J|din, den Muslimen arabischen
oder t|rkischen Ursprungs willkommen. Brasilien schdtzt die
rvmisch-katholischen und New Age-Nachfahren der portugiesischen und spanischen
Konquistadoren und achtet ebenfalls die Candomblistas, Umbandistas, Muslime
und Christen, die von den Afrikanern abstammen, die man aus ihrem Heimatland
verschleppte und zur Sklavenarbeit zwang.  
 
Dar|ber hinaus bekennt der ganze amerikanische Kontinent schmerzlich und
re|voll, dass seine Pluralitdt auch die Religionen der indigenen Bevvlkerung
einschliesst, deren Nachfahren das wiederholte Morden |berlebt haben, das h
ufig mit Hilfe oder stillschweigender Billigung der Kirche geschah. Es ist
mvglich, dass tief in den Wdldern Lateinamerikas noch indigene Vvlker leben,
die Gott auf wieder andere Weise erkennen und noch nicht mit anderen Kulturen
in Kontakt gekommen sind. 
 
Wir kommen zusammen, um inmitten vieler anscheinend widerspr|chlicher oder
einander ausschliessender Wahrheiten, \bereinstimmung zu erzielen. An der
Geschichte von Abraham und Sara (1. Mose 17ff.), von Hagar (1. Mose 16&21) und
von Ketura (1. Mose 25) und ihren Kindern sehen wir, dass wir viel von unseren
Schwestern, Br|dern und Vettern anderer Glaubensrichtungen lernen kvnnen. 
 
Wir bekrdftigen, dass der christlichen Mission am besten gedient ist, wenn wir
unsere zentralen Verpflichtungen als Christen kennen, um so im Geist Christi
in Dialog zu treten und festzuhalten an unserem Vertrauen in den dreieinigen
Gott. 
 
Wir bekrdftigen, dass die Sprache der Toleranz und die Sprache der Akzeptanz
manchmal auch die Sprachen der Arroganz sind. Wir streben nach gegenseitiger
Achtung und gegenseitigem Vertrauen auf der Grundlage echter Freundschaft und
guten Willens. 
 
Im Geist der Demut hoffen wir, das Vorbild Christi nachzuahmen, der voller
Mitgef|hl der Samariterin zuhvrte (Joh. 4) und den Glauben der Kanaaniterin
lobte, die Heilung f|r ihre Tochter suchte (Mt. 15,27). 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
ein, in einer solchen Weise auf andere zu hvren, dass sie sich, wenn wir von
ihnen sprechen, in unserer Beschreibung wiedererkennen. 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
ein, konstruktiv zum Wiederaufbau dessen beizutragen, was in den anderen
Religionen und Kulturen zerstvrt wurde, als wir unsere erste missionarische
Saat zu sden begannen. 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
ein, mit unseren Schwestern und Br|dern der traditionellen indigenen
Religionen auf dem amerikanischen Kontinent und anderswo zu sprechen; sie als
vor Gott uns gleichgestellt zu betrachten; sie nicht mehr an zweiter oder
dritter Stelle hinter unseren Gesprdchen mit den "grossen" Religionen
einzuordnen, die wir bereitwillig anerkennen. 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
ein, Gottes Hand in der gesamten Schvpfung, wie sie durch Religionen und
Kulturen erkannt wird, wahrzunehmen. 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
ein, mit den Vvlkern anderer Religionen zusammenzuarbeiten und in Versvhnung
und Frieden zusammenzuleben in tdglichem Bem|hen um den Aufbau von Nationen,
in denen Gerechtigkeit und Fairness es den Menschen guten Willens mvglich
machen, zu leben und nicht nur zu |berleben. 
 
Wir verpflichten uns, und laden unsere Mitchristen im LWB und dar|ber hinaus
zu einer Form des interreligivsen Dialogs ein, die mit einschliesst, dass wir
die vorhandenen Ber|hrungspunkte erkennen sowohl in unserem jeweiligen Verst
ndnis von Gott, unserem praktischen Glaubensleben, als auch da, wo wir des
Wirkens Gottes in unserem Leben gedenken und es feiern. Wir gehen davon aus,
dass dies manchmal auch bedeuten wird, dass wir aufgerufen sind, prophetisch
diejenigen Praktiken von Christen und Menschen anderer Glaubensrichtungen
anzuprangern, die das Leben bedrohen oder gering schdtzen. 
 
Wir streben danach, weiterhin an interreligivsen Dialogen teilzunehmen, die im
Frieden verwurzelt sind. Wir wissen, dass es nach wie vor Differenzen gibt. Wo
sie sp|rbar werden, bem|hen wir uns, daf|r zu sorgen, dass aus unseren
verschiedenen religivsen Standpunkten keine physische oder emotionale Gewalt
erwdchst. 
 
Wir sprechen dem LWB f|r seine visiondre Bereitschaft, unser Gesprdch hier in
Sco Leopoldo anzuregen und zu ermvglichen, unsere Anerkennung aus. Aus unserem
gemeinsamen Arbeiten sind mehr Fragen als Antworten erwachsen. Wir sind jedoch
|berzeugt, dass Gott zu den anderen Menschen dieses Kontinentes spricht. Wir
kehren nach Hause zur|ck mit einem besseren Verstdndnis f|r die Aufgaben, die
vor uns liegen, und sind gestdrkt f|r die notwendigen ndchsten Schritte, f|r
Forschung, die Definition von Begriffen, den Austausch von Gesten der
Freundschaft, den Aufbau von Vertrauen, f|r Akte der Reue und das Annehmen der
Vergebung. Wir fordern den LWB und seine Mitgliedskirchen auf, in der Zukunft
einen Raum anzubieten, wo die Arbeit, die wir hier begonnen haben, fortgesetzt
werden kann. 
 
*       *       * 
 
Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen
weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegr|ndet, zdhlt er inzwischen 128
Mitgliedskirchen, denen rund 58 der 61,5 Millionen Lutheraner und
Lutheranerinnen in 70 Ldndern angehvren. Das LWB-Sekretariat befindet sich in
Genf (Schweiz). Das ermvglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Vkumenischen
Rat der Kirchen (VRK) und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der
LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. vkumenische Beziehungen, Theologie, humanitdre Hilfe,
Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit. 
 
Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des Lutherischen
Weltbundes (LWB) herausgegeben. Vervffentlichtes Material gibt, falls dies
nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder
seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi" gekennzeichneten Beitrdge kvnnen
kostenlos mit Quellenangabe abgedruckt werden.  
 
*** 
 
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION 
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz 
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Grvtzsch 
Tel.:	+41-22-791-6353 
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E-mail: dmg@lutheranworld.org 


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