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Abkommen ueber "volle Kirchengemeinschaft" von Lutheranern und Brueder-Unitaet in den Vereinigten Staaten


From "News News" <NEWS@elca.org>
Date 13 Mar 2000 09:04:37

Feierlichkeiten stellen Geschichte beider Kirchen in den Mittelpunkt

Winston-Salem (USA)/Genf, 13. Maerz 2000 (lwi) - Am 27. Januar 2000
fanden in Winston-Salem im Bundesstaat North Carolina, USA, die
Feierlichkeiten anlaesslich des neuen Abkommens ueber "volle
Kirchengemeinschaft" zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Amerika (ELKA) und der Brueder-Unitaet in Amerika statt. Hohe kirchliche
Wuerdentraeger betonten, dass unter dem Titel des Abkommens "Unserem
Hirten in die volle Kirchengemeinschaft folgen" zukuenftig zwei Kirchen,
deren Geschichte bis dato parallel verlief, eine gemeinsame Geschichte
schreiben wuerden.

Dem Abkommen war eine sechsjaehrige Phase des Dialogs und der Studien
vorausgegangen. 1998 erteilten die beiden Provinzen der Brueder-Unitaet
in Amerika ihre Zustimmung zur "vollen Kirchengemeinschaft", im August
1999 folgte die ELKA-Vollversammlung. Unter Kirchengemeinschaft sind
allerdings keine Fusionsplaene zu verstehen, vielmehr verpflichten sich
die Kirchen, regional und international zusammenarbeiten. Weiterhin
ermoeglicht das Abkommen ueber "volle Kirchengemeinschaft" unter
bestimmten Umstaenden den Wechsel von Pastoren. Beide Kirchen haben sich
auf ein Verfahren verstaendigt, nach dem Geistliche einer kirchlichen
Gemeinschaft als Pastoren in der anderen Gemeinschaft dienen koennen.

Wie die ELKA mitteilte, aeusserte sich Bischof H. George Anderson,
Leitender Bischof der ELKA, sehr erfreut ueber die Kirchengemeinschaft.
"Wir feiern eine Art Wiedervereinigung", so Anderson bei einer
Lunchveranstaltung im Salem College. Die Geschichte von Lutheranern und
Bruedergemeine in den Vereinigten Staaten sei seit der Kolonialzeit
"parallel verlaufen", so Anderson.

An den Feierlichkeiten nahm auch Pfr. Hans-Beat Motel, Vorsitzender des
"Unity Board" (Unitaetsbehoerde), dem Leitungsgremium der weltweit 19
Provinzen der Unitaet, teil. Er war aus Deutschland angereist, um dem
historischen Ereignis beizuwohnen. Nach seiner Meinung wird das Abkommen
ueber volle Kirchengemeinschaft ein internationales Echo finden.

"Die Brueder-Unitaet befasst sich weltweit mit ihren Grundlagen", so
Motel. "Vielleicht koennen wir "Unserem Hirten in die volle
Kirchengemeinschaft folgen' als Ausgangspunkt unserer theologischen
Studien nutzen", fuegte Motel hinzu. "In wesentlichen Dingen Einheit, in
unwesentlichen Dingen Freiheit und in allen Dingen Liebe", ein Motto der
Bruedergemeine, illustriert fuer Motel die Bedeutung solcher Studien.

Am Beginn der Feierlichkeiten standen Fuehrungen durch Old Salem im
historischen Teil Winston-Salems, der Salem College umgibt. Angehoerige
der Unitaet siedelten sich Ende des 18. Jahrhunderts dort an und
gruendeten Salem, das sich 1913 mit Winston zu Winston-Salem
zusammenschloss. Zum Programm der Feierlichkeiten gehoerte auch eine
Podiumsdiskussion in der Home Moravian Church, die sich mit dem Einfluss
von Lutheranern und Brueder-Unitaet auf die US-amerikanische Geschichte
befasste.

Ebenfalls in der Home Moravian Church fand ein der neutestamentlichen
Agapefeier entsprechendes "Liebesmahl" nach der Herrnhuter Tradition
statt, einer Gottesdienstform, bei der auch Kaffee und Broetchen
gereicht werden. Gerald R. Harris, Pfarrer der Home Church, beschrieb
das Liebesmahl als "eine Erinnerung daran, dass das Evangelium auf
Gemeinschaft ausgerichtet ist und dass Jesus Christus ebenfalls
Gemeinschaft lebte".

Waehrend eines leichten Abendessens nach dem Liebesmahl verlas Pfr.
Darlis J. Swan, beigeordneter Direktor der Abteilung fuer oekumenische
Angelegenheiten der ELKA, eine Stellungnahme des Generalsekretaers des
Lutherischen Weltbundes, Dr. Ishmael Noko.

In seiner Botschaft stellte Dr. Noko fest, dass das Abkommen "Unserem
Hirten in die volle Kirchengemeinschaft folgen" "den gemeinsamen Glauben
von Lutheranern und Herrnhutern bestaetigt, dass die Einheit der Kirche
grundlegend eine Einheit der Christen im Leib des auferstandenen
Christus ist".

Dr. Noko brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die oekumenische
Entwicklung zwischen beiden Kirchen ein neuer Meilenstein sein moege in
der Bewegung "hin zur Einheit der Christen, fuer die Christus unser Herr
gebetet hat." Noko betonte: "Moegen wir dieses Ereignis auch als eine
Frucht betrachten, die - zu gegebener Zeit - von Lutheranern und
Herrnhutern auch anderswo auf der Welt geerntet werden kann."

Der LWB-Generalsekretaer wies darauf hin, dass die Brueder-Unitaet in
Suedafrika zu den 128 Mitgliedskirchen des Weltbundes zaehle und
beschrieb die Feierlichkeiten in Winston-Salem als einen Ausdruck
dafuer, wie nahe sich Lutheraner und Brueder-Unitaet in der weltweiten
Gemeinschaft christlicher Kirchen stehen.

Die Feierlichkeiten fanden ihren Abschluss mit dem Herrenmahl bei einem
Gottesdienst in der Augsburg Lutheran Church. Die VertreterInnen der
ELKA und beider Provinzen der Brueder-Unitaet schlossen den Wortlaut des
Abkommens ueber Kirchengemeinschaft in die Eroeffnung des feierlichen
Gottesdienstes ein.

"Wir kommen zusammen, um ineinander den einen, heiligen, katholischen
und apostolischen Glauben anzuerkennen, wie er in der Schrift
niedergelegt ist und in den historischen Bekenntnissen der Kirche zum
Ausdruck kommt", so Pfr. R. Burke Johnson, Praesident der Provincial
Elders Conference (Kirchenleitung) der Brueder-Unitaet, Noerdliche
Provinz, Bethlehem, Pennsylvania.

"Wir kommen zusammen, um einander als Kirchen anzuerkennen, in denen das
Evangelium rechtmaessig verkuendigt wird und die Sakramente dem Wort
Gottes gemaess rechtmaessig gespendet werden", so Bischof Anderson, der
auch einer der Vizepraesidenten des LWB ist. "Wir kommen zusammen, um
gegenseitig unseren Dienst anzuerkennen und um die Verkuendigung des
Wortes und die Feier der Sakramente durch unsere ordinierten Geistlichen
fuer gueltig zu erklaeren."

"Wir kommen zusammen, um einander Herz und Verstand zu staerken,
gegenseitig unsere Taufe anzuerkennen und unsere Mitglieder zur
gemeinsamen Feier des Abendmahls zu ermutigen. Wir kommen zusammen, um
uns zu verpflichten, in gegenseitiger Staerkung und Ermahnung unter dem
Evangelium zu leben, damit Achtung vor- und Liebe fuereinander wachsen
moegen", so Pfr. Robert E. Sawyer, Praesident der Provincial Elders
Conference (Kirchenleitung) der Brueder-Unitaet Southern Province,
Winston-Salem.

Bischof Anderson sagte in seiner Predigt: "Jesus kennt uns, und dennoch
liebt er uns. Er gibt dennoch sein Leben fuer uns." Er betonte, wie weit
Gottes Gnade reichen wuerde. "Kontinente wurden in den groesser
werdenden Kreis aufgenommen", als die Christen das Evangelium ueberall
auf der Welt verkuendeten. Diese Arbeit haben Lutheraner und Herrnhuter
gemeinsam getan und koennen sie auch weiter tun, so Anderson.

Pfarrer Sawyer wuerdigte Bischof Andersons Predigt und fuegte hinzu:
"Eine so grosse Vielfalt von Menschen verschiedener Traditionen in einem
wahren Gottesdienst der Einheit und der Ehre Gottes vereint zu sehen,
war eine wirklich reiche Erfahrung fuer mich."

Lutherischen Gemeinden und Brueder-Gemeinden in den USA steht ein
liturgisches Handbuch zur Verfuegung, dass auch bei diesem Gottesdienst
benutzt wurde, und anhand dessen sie ebenfalls das Abkommen ueber
Kirchengemeinschaft gottesdienstlich feiern koennen.

Die Brueder-Unitaet oder Unitas Fratrum entstand 1457 in Europa und gilt
als die aelteste Kirche der Reformation. Sie geht auf den tschechischen
Reformator Jan Hus zurueck, der ca. ein Jahrhundert vor dem deutschen
Reformator Martin Luther lebte.

Die ELKA gehoert seit 1988 zum Lutherischen Weltbund und hat 5,2
Millionen Mitglieder in den Vereinigten Staaten und der Karibik. Die
Suedliche Provinz der Brueder-Unitaet hat ihr Zentrum in Winston-Salem.
Zur Provinz gehoeren etwa 25.000 Mitglieder, die sich auf Gemeinden in
drei Bundesstaaten der suedoestlichen USA verteilen. Zur Noerdlichen
Provinz gehoeren etwa 30.000 Glaeubige in 14 Bundesstaaten, dem District
of Columbia (Bundeshauptstadt Washington) und zwei kanadischen
Provinzen.

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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