From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Lutherische Kirche in Polen "wichtiger Partner" des Staates


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 18 Apr 2000 15:39:07

LWB-Praesident Landesbischof Christian Krause (Wolfenbuettel) hat
Polen-Reise beendet - Gespraeche u.a. mit dem Premierminister und dem
Praesidenten sowie Spitzenvertretern der katholischen Kirche des Landes

Warschau (Polen)/Genf, 18. April 2000 (lwi) - Als "Zeichen der Achtung
und des Respekts" vor der lutherischen Kirche Polens wertete der
Praesident des Lutherischen Weltbundes (LWB), der Braunschweiger
Landesbischof Christian Krause, die Moeglichkeit, dass er mit den
hoechsten Vertretern des Staates Gespraeche fuehren konnte. Krause
besuchte Polen vom 5. bis 9. April auf Einladung der 88.000 Mitglieder
zaehlenden lutherischen Kirche des Landes. Der LWB-Praesident traf u.a.
mit Staatspraesident Alexander Kwasniewski, Premierminister Jerzy Buzek
und dem Vorsitzenden des Parlamentes, Maciej Plazynski, zusammen.
Unmittelbar nach der Rueckkehr von seiner Reise zog der LWB-Praesident
ein positives Fazit. Er habe bei den staatlichen Gespraechspartnern
gespuert, dass die lutherische Kirche Polens als "wichtiger Partner"
angesehen werde.

Landesbischof Krause forderte die Politiker auf, bei der Neugestaltung
des Verhaeltnisses von Staat und Kirche die kleineren Kirchen der
roemisch-katholischen Kirche des Landes gleich zu stellen. Waehrend ein
Konkordat die Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Staat regelt,
gibt es noch nichts Vergleichbares fuer die orthodoxe und die
lutherische Kirche. Die Lutheraner streben nach den Worten ihres
Leitenden Bischofs, Bischof Jan Szarek, die "volle Gleichberechtigung
aller Kirchen" an. "Gesetze kann der Staat aendern, Vertraege nicht",
erklaerte Szarek. Er dankte Krause fuer die Unterstuetzung dieses
Anliegens bei den Vertretern des Staates. Der Besuch des
LWB-Praesidenten habe der lutherischen Kirche "Anerkennung fuer unsere
Rolle in der neuen Situation" beschert. Derzeit seien die Lutheraner
dabei, eine kirchlich-diakonische Sozialarbeit mit Alten- und
Pflegeheimen sowie Sozialstationen aufzubauen.

Staatspraesident Alexander Kwasniewski bezeichnete in der Begegnung mit
dem Praesidenten des Lutherischen Weltbundes die deutsch-polnischen
Beziehungen als gut. Erstmals bestehe eine "Nachbarschaft ohne
Bedrohung". Kwasniewski hob hervor, dass ihm die Gleichberechtigung der
Kirchen ein zentrales Anliegen sei.

In den Gespraechen mit den Politikern und den Vertretern der
katholischen Kirche - dem Paepstlichen Nuntius Erzbischof Josef
Kowalczyk und dem Primas der katholischen Kirche, Josef Kardinal Glemp -
stand auch die kuenftige oekumenische Zusammenarbeit der Kirchen im
Mittelpunkt. Krause betonte, es komme nicht auf eine organisatorische
Einheit an, sondern auf gemeinsames Bekennen und Handeln in "versoehnter
Verschiedenheit". Nur in oekumenischer Gemeinschaft koennten die Kirchen
einer "Globalisierung der Maechtigen" die notwendige "Solidarisierung
mit den Schwachen" entgegensetzen. Nach der Ueberwindung der
Ost-West-Spannung duerfe die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen
nicht zu neuen Trennungen fuehren. Europa brauche nicht nur eine
wirtschaftliche und kulturelle Grundlage, sondern auch eine religioese.

Die "Gemeinsame Erklaerung zur Rechtfertigungslehre" zwischen
Lutheranern und Katholiken hat nach Krauses Einschaetzung "ein neues
Klima in der Beziehungen zur katholischen Kirche geschaffen". Man pflege
jetzt einen normaleren, selbstverstaendlicheren Umgang, der von "neuem
Respekt voreinander" gepraegt sei.

Der Praesident des Lutherischen Weltbundes forderte die katholische
Kirche dazu auf, auf der Grundlage der "Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre" der "eucharistischen Gastbereitschaft" den Weg zu
ebnen. Katholische Christen seien "aus pastoralen Gruenden", nicht
zuletzt aufgrund der konfessionsverbindenden Ehen, zum evangelischen
Abendmahl eingeladen. "Die Menschen gehoeren am Tisch des Herrn
zusammen, wenn sie Christus gemeinsam bekennen", begruendete Krause
seine Bitte an die katholische Kirche, auch evangelische Christen zu
ihrer Eucharistiefeier zuzulassen. Dieser Schritt sei schon jetzt
moeglich. Auf dem Weg zu voller Abendmahlsgemeinschaft muessten jedoch
die unterschiedlichen Auffassungen zum Kirchen- und Amtsverstaendnis
geklaert werden.

(Dieser Artikel wurde verfasst von: Udo Hahn, Pressesprecher des
Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes.)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "lwi"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home