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LWB ruft zum Dialog ueber eine Loesung der Agrarlandkrise auf


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 26 Apr 2000 10:00:49

       Simbabwe
Dr. Ishmael Noko bezeichnet politische Gewalt als Tragoedie

Harare (Simbabwe)/Genf, 26. April 2000 (lwi) - Der Generalsekretaer des
Lutherischen Weltbundes (LWB), Dr. Ishmael Noko, hat den Praesidenten
von Simbabwe, Robert Mugabe, aufgerufen, Land und Leute zu einem Dialog
und zu Versoehnung zu fuehren, um die gegenwaertige politische
Gewaltanwendung und andere Entwicklungen im Zusammenhang mit der
Kontroverse um die Umverteilung des Landes zu beenden.

In einem Schreiben an den Praesidenten rief Dr. Ishmael Noko, der selbst
aus Simbabwe stammt, Robert Mugabe Mitte April auf, "die Menschen von
Gewaltanwendung, Ausgrenzung und Unterdrueckung wegzufuehren und dafuer
zu sorgen, dass jeder Buerger des Landes den gleichen Rechtsschutz
geniesst".

Der LWB-Generalsekretaer beschrieb die politische Gewalt in der
Hauptstadt Harare und damit zusammenhaengende Vorfaelle als eine
Tragoedie sowohl fuer das Land als auch fuer Mugabes eigenes Erbe als
erster Praesident eines unabhaengigen Simbabwe. "Sie haben nach der
Befreiung unseres Landes viele Beispiele fuer eine effektive Foerderung
von Versoehnung und den Aufbau des Staatswesens gegeben", meinte Noko
und wies darauf hin, dass dieses Erbe durch die juengsten Ereignisse in
dem Land, das rund 12 Millionen Einwohner zaehlt, gefaehrdet sei.

"Diese Entwicklungen haben auch die Herrschaft des Gesetzes untergraben,
die der Kampf um Unabhaengigkeit unseres Landes schaffen sollte",
betonte Dr. Noko in seinem Schreiben. Simbabwe, frueher Rhodesien, hat
am 18. April den 20. Jahrestag seiner Unabhaengigkeit gefeiert.

Noko, ein ordinierter Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Simbabwe, wies darauf hin, dass die Neuverteilung des Landes in Simbabwe
ein wesentliches politisches und oeffentliches Anliegen sei, das noch
nicht geloest werden konnte. Er erinnerte daran, dass dieses Problem von
den Parteien, die seinerzeit im Lancaster House in London die
Verhandlungen ueber die Entlassung Simbabwes in die Unabhaengigkeit von
den ehemaligen britischen Kolonialisten gefuehrt haetten, zwar
anerkannt, jedoch nicht geloest worden war. Die Landverteilung muesse
noch geregelt werden, so Noko.

Die juengsten Entwicklungen und die "illegale Besetzung von Eigentum,
Gewaltanwendung und Einschuechterung koennen meiner Auffassung nach
jedoch nicht hingenommen werden. Eine so schwierige Frage muss in
ruhigem und besonnenem Dialog und durch Konsens geloest werden und nicht
durch illegale Handlungen und Gewaltanwendung".

Noko bedauerte auch, dass durch die Gewaltanwendung Menschen ums Leben
kamen; zwei weisse Farmer und zwei schwarze Mitglieder der
oppositionellen Bewegung fuer Demokratischen Wandel (MDC) wurden
getoetet, weitere Menschen wurden zusammengeschlagen.

Die Besetzung Hunderter im Besitz von Weissen befindlichen Farmen, die
von Veteranen des Unabhaengigkeitskrieges und Anhaengern der
herrschenden Partei "Zimbabwe African National Union" (ZANU)
unterstuetzt wird, begann im Februar, nachdem in einer Abstimmung eine
neue Verfassung abgelehnt worden war, die die Beschlagnahme von
landwirtschaftlich genutztem Land ohne Entschaedigung zugelassen haette.
Weisse Farmer widersetzten sich der Verfassungsaenderung, und viele
unterstuetzten offen die Opposition.

Nach Angaben von J. W. Msika, Vorsitzender von Simbabwes
Landerwerbskommission, ist das Bodenreform- und Neuansiedlungsprogramm
der Regierung ein Prozess, der nicht zum Ziel hat, alles urspruenglich
von britischen Siedlern besiedelte Land zu erwerben, sondern nur die
Haelfte guten Ackerlandes, das sich in den Haenden von fast 4.000
weissen Farmern befindet.

In einer am 14. April herausgegebenen Erklaerung betonte Msika, die
Regierung werde fuer alle Verbesserungen, die die Farmer auf dem fuer
die Neuansiedlung erforderlichen Land vorgenommen haetten, volle
Entschaedigung zahlen.

Mugabe, der in einer Fernsehansprache am 18. April die weissen Farmer
als "Feinde Simbabwes" bezeichnet hatte, hat am 19. April als Vermittler
bei Gespraechen zwischen Vertretern von Tausenden von Landbesetzern, die
das Land weisser Farmer besetzt hatten, und Leitern der Gewerkschaften
fungiert, die die meisten weissen Farmer des Landes vertreten.

Chenjerai Hunzvi, Chef der Kriegsveteranen, sagte, man sei
uebereingekommen, dass die Feindseligkeiten beendet werden sollten und
man sich nunmehr auf eine Loesung konzentriere. Tim Chenwood sagte im
Namen der Commercial Farmers Union, das Gespraech habe allen Betroffenen
ermoeglicht, den Standpunkt der anderen Seite zu verstehen, und er
erwartet ein zufriedenstellendes Ergebnis im Interesse der nationalen
Einheit.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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