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Streit um Religionsunterricht an Schulen in Malawi


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 07 Jun 2000 11:45:04

Lutherischer Bischof ruft zu Besonnenheit auf

Lilongwe (Malawi)/Genf, 7. Juni 2000 (LWI) - In der Auseinandersetzung
um das neu eingefuehrte Unterrichtsfach "Moralische und religioese
Erziehung"(MRE) an den Schulen Malawis hat Bischof Joseph Paul Bvumbwe
von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Malawi (ELCM) zu Besonnenheit
aufgerufen. Nachdem der malawische Praesident Bakili Muluzi unlaengst
mit einer Direktive den Unterricht des neuen Schulfaches ausgesetzt hat,
sollen nun alle beteiligten Parteien die kontroversen Fragen eroertern,
so der Bischof.

Wie Bischof Bvumbwe gegenueber LWI erklaerte, unterstuetze der
Malawische Kirchenrat (MCC), dem alle grossen protestantischen Kirchen
einschliesslich der lutherischen Kirche angehoeren, zusammen mit der
katholischen Bischofskonferenz von Malawi offen den Beschluss der
Regierung, dieses Fach zu suspendieren. Im Lehrplan des Faches MRE sind
mehrere Religionen enthalten. Die Kirchen Malawis sind ueber die
vorgeschlagenen Aenderungen des Lehrplans besorgt, denn das Fach MRE
enthalte ein Element der Bekehrung zum Islam, so Bischof Bvumbwe. MRE
war neben dem Bibelunterricht fuer den Schullehrplan vorgeschlagen
worden, wobei der Bibelunterricht immer nur Kenntnisse ueber das
Christentum vermitteln sollte. Rein muslimische Schulen sind jedoch
nicht verpflichtet, Bibelunterricht zu geben. Der Malawische Kirchenrat
unterstuetzt die Empfehlung, den Bibelunterricht in Schulen
beizubehalten, bis die Beratungen abgeschlossen sind.

Bvumbwe rief Christen und Muslime auf, geduldig zu sein und zum Wohl des
malawischen Volkes im Geiste des Dialogs eine Loesung zu suchen. Er
unterstrich, dass das Fach MRE in der Grundschule ohne jegliche
vorherige Beratungen eingefuehrt worden sei und die Kirchenvertreter
dieses sorgfaeltig pruefen muessten, bevor ein neuer Beschluss ueber den
Lehrplan gefasst werden koenne.

Rund 75% der 10 Millionen Einwohner Malawis sind Christen, waehrend die
Muslime etwa 12% ausmachen. Praesident Muluzi, ein Muslim, wurde 1994 in
einer demokratischen Wahl zum Praesidenten gewaehlt. Der inzwischen
verstorbene damalige Praesident Kamuzu Banda, der sich selbst zum
Praesidenten auf Lebenszeit ausgerufen hatte, musste nach dieser Wahl
abtreten. Rund 60% der Schulen Malawis werden vom Staat und rund 30% von
Kirchen betrieben.

"Malawi ist ein demokratisches Land, Christen sind in der Mehrheit. Doch
wir alle, auch die Muslime, haben einen Beitrag zu leisten, und wir
muessen die Auffassungen der anderen wuerdigen und beruecksichtigen.
Niemand sollte Demokratie zum Nachteil anderer missbrauchen", betonte
Bvumbwe und verwies auf den grossen Unterschied zwischen der
30-jaehrigen Einparteienherrschaft Bandas seit der Entlassung Malawis in
die Unabhaengigkeit im Jahr 1964 und dem gegenwaertigen
Mehrparteiensystem.

Die malawische Mitgliedskirche des LWB hat 12.000 Mitglieder. Sie
betreibt eine Hauptschule fuer Maedchen mit rund 1.000 Schuelerinnen.
Weitere 6.000 Schueler besuchen eine der vier Grundschulen der ELCM.
Bvumbwe ist stellvertretender Vorsitzender des Projektausschusses der
LWB-Abteilung fuer Mission und Entwicklung (AME).

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
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***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
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