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Lutheraner sind zur Solidaritaet verpflichtet


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Date 15 Jun 2000 11:07:50

LWB-Generalsekretaer Noko benennt Rassismus als eines der zentralen
Themen der naechsten Jahre

LWB-Ratstagung in Turku, Finnland, 14.-21. Juni 2000
PRESSEMITTEILUNG NR: 03

Turku (Finnland)/Genf, 14. Juni 2000 (LWI) - Entsprechend des Mottos der
diesjaehrigen Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im finnischen
Turku: "Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung" formulierte heute
LWB-Generalsekretaer Dr. Ishmael Noko als Ziel des LWB das Saeen von
"Gottes Hoffnung". So wie Jeremias inmitten politischer,wirtschaftlicher
und religioeser Unsicherheit sich ein Stueck Land gekauft habe, sei auch
das Engagement des LWB ein "demuetiger Beweis", dass "die Zukunft, die
uns Gott verheissen hat, bereits angebrochen ist".

In seinem Bericht ueber die Arbeit des LWB seit der letzten Ratstagung
1999 im slowakischen Bratislava betonte Noko, dass das Gefuehl der
Hoffnungslosigkeit zugenommen haette. Angesichts unzaehliger
Schreckensmeldungen wie untragbare Verschuldung, Katastrophen, schwere
Verletzungen der Menschenrechte, physische Uebergriffe auf und Toetung
von Frauen, Umweltzerstoerung, politische Verantwortungslosigkeit und
die Verbreitung von HIV/AIDS wuerden sich die Menschen heute unsicher
fuehlen. In dieser leidvollen Realitaet, so Noko, sei unser Kontext
angesiedelt.

Berechtigterweise wuerden Fragen gestellt, warum der Lutherische
Weltbund angesichts dieser Unsicherheit theologische Studien
durchfuehre, Entwicklungs- und Katastrophenhilfe leiste und sich fuer
Frieden und die Durchsetzung der Menschenrechte engagiere. Dennoch seien
die Ergebnisse der Arbeit des LWB "glaubwuerdige und authentische
‘Zeichen‘der Gegenwart Gottes in der Geschichte", auch wenn die Liste
der Erfolge kuerzer sei als die der Klagen, erklaerte der
LWB-Generalsekretaer in Turku. Die Geburt Christi vor 2000 Jahren
bezeichnete Noko als einen Meilenstein und Wendepunkt im Blick auf die
Zukunft der Menschheit, da Gott durch Christus eins mit dem suendigen
Menschen geworden sei.

Noko rief dazu auf, zu akzeptieren, dass Christen nicht laenger in
Freude leben koennten, ohne die Gewissheit, dass auch die Mitmenschen an
dieser Freude partizipieren. Unsere Freude sei von der anderer abhaengig
und als eine Glaubensgemeinschaft seien Lutheraner dazu verpflichtet,
auf konkrete Weise solidarisch mit anderen zu sein.

Mit Blick auf die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklaerung zur
Rechtfertigungslehre am 31. Oktober 1999 in Augsburg erklaerte Noko,
dass zwischen Lutheranern und Katholiken zwar weiterhin Unterschiede in
den Auffassungen bestuenden, die Gemeinsamkeiten haetten jedoch
ausgereicht, die Erklaerung zu unterzeichnen. Nun stuenden, so Noko,
Planungen auf der Tagesordnung, wie die weitere wissenschaftliche Arbeit
mit den roemisch-katholischen Partnern an den noch offenen Fragen
erfolgen solle.

So fuehrt eine offizielle Dialogkommission zwischen dem LWB und der
roemisch-katholischen Kirche ihre Arbeit zum Thema Apostolizitaet der
Kirche fort, mit Ergebnissen sei jedoch erst in einigen Jahren zu
rechnen. Zu den zu eroerternden Themen gehoeren neben der Frage eines
gemeinsamen Abendmahls auch das unterschiedliche Amt- und
Kirchenverstaendnis.     

LWB-Generalsekretaer Noko wies in seinem Bericht an den LWB-Rat darauf
hin, dass das Jahr 2000 zum Internationalen Jahr fuer eine Kultur des
Friedens, das Jahr 2001 zum Jahr der Vereinten Nationen fuer den Dialog
zwischen den Kulturen und das Jahrzehnt 2001-2010 zur Internationalen
Dekade fuer eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit fuer die
Kinder der Welt erklaert wurde. Noko nannte als ein Ziel der Arbeit des
LWB, zur Schaffung einer Kultur des Friedens beizutragen.

In diesem Zusammenhang nannte der LWB-Generalsekretaer das
Zusammentreffen mit UN-Generalsekretaer Kofi Annan im Oktober letzten
Jahres in New York, USA, bei dem die Moeglichkeiten der Zusammenarbeit
zwischen Religionsgemeinschaften und den Vereinten Nationen eroertert
wurden.

Von zentraler Bedeutung sei auch die Beteiligung der oekumenischen
Gemeinschaft im Zusammenhang mit den Grenzstreitigkeiten zwischen
Botswana und Namibia im letzten Jahr gewesen. Zwar haetten sich die
Auseinandersetzungen ueber andere Bereiche des Grenzgebietes wieder
verschaerft, doch seien der Kirchenrat von Namibia und der Christenrat
von Botswana aktiv an der Unterstuetzung der Fluechtlinge und am
Erreichen einer gerechten Loesung beteiligt.

Als eines der zentralen Themen der Arbeit des LWB auf dem Weg zur
Zehnten Vollversammlung 2003 oder 2004 nannte Noko Rassismus als eines
der Grundprobleme. Rassismus sei ueberall anzutreffen, er reduziere sich
nicht nur auf die Frage unterschiedlicher Hautfarben. Gerade der
Konflikt in seinem Heimatland Simbabwe zeige, dass Rassismus eng mit der
Ausuebung von Macht korreliere. Das Beispiel Simbabwe mache aber auch
sehr deutlich, wie wichtig die Entwicklung einer Zivilgesellschaft sei,
dies sei auch Thema von Programmen und Projekten des LWB in den
naechsten Jahren.

Mit Blick auf die Ende der Ratstagung anstehende Entscheidung ueber Ort
und Datum der Zehnten LWB-Vollversammlung teilte LWB-Generalsekretaer
Noko mit, dass die Evangelische Landeskirche in Wuerttemberg und die
Evangelisch-Lutherische Kirche in Island ihre Einladungen zurueckgezogen
haetten. Somit laegen jetzt noch offizielle Einladungen der
Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland und der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada vor. Die Neunte
Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes fand 1997 in Hongkong statt
und stand unter dem Thema: "In Christus – zum Zeugnis berufen".

 An der LWB-Ratstagung vom 14. bis 21. Juni in Turku nehmen rund 155
VertreterInnen der 128 LWB-Mitgliedskirchen aus 70 Laendern und 46
Mitarbeiter der Ortskirche, UebersetzerInnen, Stewards, Pressevertreter
und Gaeste teil. Der jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechtse Gremium
zwischen den alle sechs, bzw. sieben Jahren stattfindenen
Vollversammlungen des LWB. Er besteht aus einem Praesidenten/einer
Praesidentin und 48 Mitgliedern und wird von der Vollversammlung
gewaehlt.

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 128 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen Lutheraner und Lutheranerinnen in 70 Laendern angehoeren. Das
LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine
enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und
anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
http://www.lutheranworld.org/


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