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Palaestinensischer Bischof fordert gerechten Frieden


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 06 Sep 2000 10:03:22

       auf der Grundlage der UN-Resolutionen

Jerusalem/Genf, 5. September 2000 (LWI) - Eine gerechte Loesung der
Jerusalem-Frage auf der Grundlage einer gemeinsamen Stadt fuer
PalaestinenserInnen und Israelis sowie fuer die drei Religionen
Judentum, Christentum und Islam hat der lutherische Bischof Munib A.
Younan von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien
gefordert. Jerusalem koenne, so Younan in einem Statement gegenueber
der Lutherischen Welt-Information (LWI), die Hauptstadt beider
Nationen mit offenen Grenzen werden. "Ostjerusalem kann zum
palaestinensischen, Westjerusalem zum israelischen Staatsgebiet
gehoeren."

Mit Blick auf die ohne greifbare Ergebnisse Ende Juli abgebrochenen
zweiwoechigen Nahost-Friedensverhandlungen in Camp David, USA,
erklaerte Younan, es sei besser, "ein Abkommen mit einer soliden
Basis auszuhandeln, als eine fragwuerdige Einigung zu erzielen, die
spaeter Probleme verursacht." Als eine der lokalen christlichen
Kirchen wuenschten sich die palaestinensischen LutheranerInnen
allerdings "einen versoehnten, dauerhaften, gerechten Frieden in der
Region."

Wiederholt hatte der Vorsitzende der palaestinensischen
Autonomiebehoerde, Yassir Arafat, angekuendigt, am 13. September 2000
einseitig einen palaestinensischen Staat auszurufen. Bischof Younan
forderte "alle Regierungen der Welt, alle Kirchen, alle Menschen mit
wachem Gewissen auf, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass sich die
Standpunkte annaehern, und weiterhin fuer das Prinzip Land gegen
Frieden zu arbeiten."

Die Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien hat Gemeinden in
Jerusalem, in palaestinensischen Gebieten und in Jordanien. Sie hat
rund 3.000 Mitglieder und ist seit 1974 Mitgliedskirche des
Lutherischen Weltbundes (LWB).

Im Folgenden finden Sie das vollstaendige Statement von Bischof Munib
A. Younan:

Was kommt nach Camp David II?

Ist der Gipfel von Camp David fehlgeschlagen? Welche Konsequenzen hat
der Gipfel? Gegenwaertig analysieren die ExpertInnen den Gipfel und
legen dabei grosse Besorgnis an den Tag.

Positiv ist im Hinblick auf den Gipfel zu vermerken, dass alle
Aspekte, so z.B. Jerusalem und das Rueckkehrrecht der
palaestinensischen Fluechtlinge, in die Verhandlungen einbezogen
wurden. Die palaestinensischen christlichen Kirchen sind der Meinung,
dass es besser ist, ein Abkommen mit einer soliden Basis
auszuhandeln, als eine fragwuerdige Einigung zu erzielen, die spaeter
Probleme verursacht.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien (ELKJ) steht auf dem
Standpunkt, dass die einzige Moeglichkeit fuer einen gerechten
Frieden im Dialog ueber schwierige Fragen liegt, so zum Beispiel
Jerusalem, das Rueckkehrrecht der palaestinensischen Fluechtlinge,
juedische Siedlungen, Grenzen und Wasser. Es gibt keine Alternative
zu direkten Verhandlungen auf der Grundlage der UN-Resolutionen 242
und 338.

Die Jerusalem-Frage liegt allen Voelkern am Herzen. Aus diesem Grund
muss es fuer Jerusalem eine gerechte Loesung geben, auf der Grundlage
einer gemeinsamen Stadt fuer PalaestinenserInnen und Israelis sowie
fuer die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam. Es ist
Gottes Wille, dass beide Nationen in Gerechtigkeit, Gleichheit und
Gleichgewicht leben. Aus diesem Grund koennte Jerusalem die
Hauptstadt beider Nationen mit offenen Grenzen werden. Ostjerusalem
kann zum palaestinensischen, Westjerusalem zum israelischen
Staatsgebiet gehoeren. Ohne diesen gerechten Frieden fuer ein
"gemeinsames Jerusalem" kann es keinen Frieden im Nahen Osten geben.

Das Rueckkehrrecht der PalaestinenserInnen hat grundlegende
Bedeutung. Es ist Zeit fuer ein "mea culpa", fuer das Bekenntnis,
dass den PalaestinenserInnen Unrecht geschehen ist. Dieses Unrecht
koennte der Gerechtigkeit weichen, wenn das Rueckkehrprinzip nach
UN-Resolution 194 akzeptiert wird. Wir wollen die Welt auch daran
erinnern, dass es sowohl christliche als auch muslimische
palaestinensische Fluechtlinge gibt.

Als eine der lokalen christlichen Kirchen wuenschen wir einen
versoehnten, dauerhaften, gerechten Frieden in der Region. Wir
wollen, dass die Regierung der Vereinigten Staaten, der Gott grosse
Macht gegeben hat, als ehrlicher Makler handelt, nach Gerechtigkeit
und nichts als Gerechtigkeit strebt und die Schwachen gegen die
Starken verteidigt. Wir fordern auch die G8, die EU und die uebrigen
europaeischen Laender auf, dazu beizutragen, dass die
palaestinensischen und israelischen Kinder in Harmonie, gerechtem
Frieden und Versoehnung leben koennen.

Dies ist ein entscheidender Moment. Wir beten darum, dass Vernunft
und Weisheit sich durchsetzen, und dass Hass und Vergeltung ein Ende
haben. Wir beten darum, dass kein Blut vergossen wird. Daher rufen
wir alle Regierungen der Welt, alle Kirchen, alle Menschen mit wachem
Gewissen auf, ihren Beitrag dazu zu leisten, dass sich die
Standpunkte annaehern, und weiterhin fuer das Prinzip Land gegen
Frieden zu arbeiten.

Die Lutherische Kirche in Jerusalem will die Welt daran erinnern,
dass es im Land der Auferstehung seit 2000 Jahren eine lebendige
palaestinensische christliche Gemeinschaft gibt. Diese christliche
Gemeinschaft will Maklerin fuer Gerechtigkeit, Katalysator fuer einen
gerechten Frieden, Dienerin der Versoehnung, Beschuetzerin der
Menschenrechte, Initiatorin des interreligioesen Dialogs und
Apostelin der Liebe sein.

Wir rufen unsere Kirchen auf, fuer den Nahen Osten zu beten. Wir
rufen Sie auf, darum zu beten, dass kein politisches Vakuum entsteht,
und es nicht zu Ungerechtigkeit oder Gewalt kommt. Wenn kein
gerechter Friede erzielt wird, ist eine Zunahme des politischen und
religioesen Extremismus zu befuerchten. Jetzt ist der Kairos fuer
gerechten Frieden. Wir rufen darum nochmals alle Beteiligten auf,
fuer einen gerechten Frieden auf Grundlage der UN-Resolutionen zu
arbeiten. Die Menschen im Nahen Osten verdienen es, in gerechtem,
dauerhaftem Frieden zu leben.

Bischof Munib A. Younan

August 2000

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen knapp 59,5 der weltweit 63,1
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt
als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen
Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere
Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene Aspekte von
Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
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Material gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die
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***
Lutherische Welt-Information (lwi)
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-mail: dmg@lutheranworld.org
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