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Christliche Kirchen Kanadas bitten indianische Bevoelkerung um


From FRANK.IMHOFF@ecunet.org
Date 01 Nov 2000 11:05:18

Vergebung

Ottawa (Kanada)/Genf, 1. November 2000 (LWI) - Im Zusammenhang mit dem
Erlassjahr 2000 haben VertreterInnen der christlichen Kirchen Kanadas,
einschliesslich der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada (ELKIK), eine
gemeinsame Botschaft unterzeichnet, in der sie die indianische Bevoelkerung
des Landes um Vergebung bitten und an die Nation appellieren, sich fuer die
Rechte der Urbevoelkerung einzusetzen.

Ausser der ELKIK unterzeichneten die Botschaft vom 25. September auch die
katholische Bischofskonferenz, der Rat christlich-reformierter Kirchen in
Kanada, die Kanadische Jahresversammlung der Gesellschaft der Freunde
(Quaeker), die Vereinigte Kirche von Kanada und die Canadian Religious
Conference.

Es folgen Auszuege der gemeinsamen Botschaft:

An diesem Punkt in der Geschichte Kanadas erscheint es klar ersichtlich,
dass wir dringend aufgefordert sind, uns fuer den Frieden in den
Beziehungen zwischen den indigenen Voelkern dieses Landes und der Mehrheit
der Menschen, die hier leben und sich erst spaeter angesiedelt haben,
einzusetzen. Die Geschichte dieser Beziehungen ist gezeichnet von
politischen Entscheidungen und gebrochenen Versprechen, die bis heute die
Wohlfahrt der indigenen Gemeinschaften schwer beeintraechtigen. Wenn wir
auf Gottes Friedenswort hoeren und gemeinsam nach dem Frieden streben
wollen, muessen wir uns vergangenen und gegenwaertigen Ungerechtigkeiten
stellen, die Graeben zwischen uns aufgerissen haben und auch heute noch
aufreissen.

*Das biblische Gebot des Erlassjahres ist eine Herausforderung im Blick auf
die ungeloeste Frage nach den Landrechten der indigenen Bevoelkerung in
Kanada. Es ist deutlich, dass die Anerkennung und Anwendung dieser Rechte
von entscheidender Bedeutung ist fuer das Wohl indigener Gemeinschaften und
die Heilung der Beziehungen zwischen indigenen und anderen BewohnerInnen
Kanadas. Der Bericht der koeniglichen Kommission fuer indigene Voelker, der
1996 vorgelegt wurde, schlaegt konkrete Moeglichkeiten fuer das Aufbrechen
falscher, verhaerteter Verhaltensmuster innerhalb dieser Beziehungen vor.
Als grundlegend wichtig sieht dieser Bericht die Sicherung einer
angemessenen Basis von Landbesitz fuer indigene Voelker, die Zugang bietet
zu Ressourcen, die fuer ein lebensfaehiges Wirtschaften ausreichen. Wir
glauben, dass es im Namen der Gerechtigkeit und um einer erneuerten
gemeinsamen Hoffnung willen fuer die KanadierInnen moralisch notwendig ist,
sich intensiv mit der Frage indigener Rechte auf Land und natuerliche
Ressourcen auseinanderzusetzen. Seit einigen Jahren gibt es von Seiten der
jeweiligen kanadischen Regierungen offizielle Verfahren fuer die
Anerkennung und Anwendung indigener Rechte, aber diese konfliktbeladenen
Verfahren haben grossteils nur Frustration, Fehlschlaege und
Zusammenbrueche zur Folge gehabt.

Mit diesem Schreiben an die Mitglieder unserer Kirchen bitten wir um Gebet
und Reflexion zu einer bedeutenden Frage der Gerechtigkeit.  Diese Frage
sollte aufmerksam, engagiert und gewissenhaft erwaegt werden - in viel
groesserem Mass als dies bisher in unserem gemeinsamen Leben in Kanada der
Fall war. Um den Menschen in unseren Kirchen, als Glaeubige und
BuergerInnen, die Reflexion zu dieser Frage zu erleichtern, ist ein
umfangreicheres Dokument unter dem Titel "Aboriginal Land Rights: A Jubilee
challenge facing Canada" (Indigene Landrechte: Eine Herausforderung des
Erlassjahres an Kanada) ausgearbeitet worden. Wir bitten, diesem Dokument
aufmerksame Beachtung zu schenken.

Die kanadische oekumenische Initiative zum Erlassjahr (eine Koalition von
30 kirchlichen Organisationen, an der unsere Kirchen beteiligt sind) laedt
die KanadierInnen ein, eine an den Premierminister gerichtete Petition zu
unterzeichnen, die aufruft, Schritte zu einem erneuten Verfahren zur
Anerkennung und Anwendung indigener Ansprueche und inhaerenter Rechte zu
unternehmen.

*Die Aufgabe, die vor uns liegt, erfordert einen grosszuegigeren Geist, als
er bisher in der kanadischen Gesellschaft geherrscht hat.  Bei diesen
schwierigen Bemuehungen haben unsere indigenen Brueder und Schwestern ueber
die Jahre hin ausdauernde und langmuetige Geduld bewiesen, sowie einen
immer brennenderen Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. Die
Hauptverantwortung fuer die Befreiung und Heilung indigener Gemeinschaften
liegt zwangslaeufig auf den Schultern der indigenen Bevoelkerung. Aber
damit eine gerechte und ausgewogene gegenseitige Beziehung hergestellt
wird, damit diese Wunde im Leben Kanadas wahrhaft geheilt wird, bleibt
Arbeit zu tun, die die aktive Beteiligung der gesamten kanadischen
Bevoelkerung erfordert.

Als ChristInnen sind wir aufgerufen, fuer einen tiefen gegenseitigen
Respekt zwischen Menschen und Voelkern zu beten und darauf hin zu leben.
Der Wandel unserer Herzen, radikal unsere/n Naechsten wie uns selbst zu
lieben, muss hart erarbeitet werden, egal ob es um die Nachbarfamilie oder
die Strukturen und Haltungen der Gesellschaft als Ganzes geht*

(Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel der internationalen
Nachrichtenagentur ZENIT, Rom)

*       *       *

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