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El Salvador: Lutherischer Bischof kritisiert fahrlaessige Beamte


From FRANKI@elca.org
Date 06 Mar 2001 12:07:06

Zahl der Todesopfer bei Erdbeben haette geringer ausfallen koennen

San Salvador (El Salvador)/Genf, 6. Maerz 2001 (LWI) - Der lutherische
Bischof von El Salvador, Medardo E. Gomez, hat schwere Vorwuerfe gegen
Regierung, Privatunternehmen und Bauunternehmer in El Salvador erhoben.
Waere fuer die noetigen Vorsichtsmassnahmen gesorgt worden, so haette
sowohl die Zahl der Todesopfer als auch die der Verletzten und das
Ausmass der Zerstoerung der schweren Erdbeben der letzten Monate in El
Salvador geringer ausfallen koennen, so Bischof Gomez von der
Lutherischen Salvadorianischen Synode.

In einer Erklaerung betonte Gomez, dass es in vielen Laendern
Zentralamerikas haeufig zu Naturkatastrophen komme und deshalb die
gesamte Bevoelkerung und vor allem hohe Verantwortungstraeger in Politik
und Wirtschaft den damit verbundenen Gefahren grosse Aufmerksamkeit
schenken sollten. "Naturkatastrophen werden immer Teil unseres Lebens
sein, besonders in El Salvador, wo wir in staendiger Gefahr leben," so
Gomez. Sicherheit sei nur moeglich, wenn solide Unterkuenfte errichten
wuerden.

Die schweren Erdbeben zwischen 13. Januar und 17. Februar diesen Jahres
haben Schaeden von schaetzungsweise sechs Milliarden Mark verursacht.
Ueber 3.000 Menschen kamen ums Leben, Tausende wurden verletzt. Rund
330.000 Haeuser, zahlreiche Bruecken, Kirchen, Schulen und
Gesundheitseinrichtungen wurden zerstoert. Mehr als 500.000 der
insgesamt rund sechs Millionen Einwohner des Landes wurden obdachlos. 

Seit dem 13. Januar ist El Salvador von rund 5.000 Nachbeben
erschuettert worden. Bischof Gomez betonte, das zweite verheerende
Erdbeben vom 13. Februar habe gerade die Bevoelkerungsteile getroffen,
die bereits geschwaecht waren. "Wir waren bereits bei den
Wiederaufbauarbeiten der vom ersten Erdbeben verursachten Schaeden", so
Gomez. Die Folge der zahlreichen Nachbeben sind sprunghaft ansteigende
seelische Erkrankungen. Aus Angst und Anspannung schlafen viele Menschen
im Freien.

Nachdem das Programm der Abteilung des Lutherischen Weltbundes (LWB)
fuer Weltdienst (AWD) in El Salvador unmittelbar nach dem ersten
schweren Erdbeben im Januar Nahrungsmittel und anderes Hilfsmaterial an
die Ueberlebenden verteilte, liegt jetzt ein zentraler Schwerpunkt der
Unterstuetzung auf der Hilfe zur Selbsthilfe. 

Fuer Rudelmar Bueno de Faria, LWB-Beauftragter in El Salvador, ist ein
Hauptanliegen, den ueber 1,1 Millionen Menschen, nahezu 20 Prozent der
Bevoelkerung, zu helfen, die bisher aus den betroffenen Gebieten
evakuiert werden mussten. Viele der Obdachlosen befinden sich in
provisorisch ueberfuellten Zentren. Eines der zentralen Probleme ist die
katastrophale Wasserknappheit, weiterhin gibt es nur ungenuegend
Nahrungsmittel, Decken, Latrinen und eine unzureichende
Gesundheitsversorgung.

In San Salvador arbeiten das LWB-Buero und die lutherische Kirche des
Landes mit anderen Mitgliedern von ACT (Action by Churches Together -
Kirchen helfen gemeinsam) zusammen, einem weltweiten Netzwerk von
Kirchen und Partnerorganisationen, die ihre Hilfsmassnahmen fuer
Menschen in Not gemeinsam koordinieren. Der LWB gehoert zu den
Gruendermitgliedern von ACT, das beim LWB und beim Oekumenischen Rat der
Kirchen in Genf angesiedelt ist.

ACT hat um Spenden in Hoehe von knapp sechs Millionen USD gebeten, um
Hilfsprojekte im Erdbebengebiet zu unterstuetzen. Das bisherige
Spendenaufkommen deckt rund 25 Prozent des Aufrufes. In einer ersten
Phase hat ACT ueber 200.000 Menschen mit Lebensmitteln, Matratzen,
Schutzdaechern und medizinischer Hilfe unterstuetzt. In der zweiten
Phase sollen 25.000 Familien Hilfe bekommen beim Hausbau, der
Instandsetzung von Wasserleitungen und der Wiederaufnahme der
landwirtschaftlichen Produktion. Schwerpunkt ist auch hier die
Selbstorganisation der Betroffenen und MaBnahmen der
Katastrophenvorbeugung. 

Dem zentralen Katastrophenkomitee der Regierung (COEN) wird von
zahlreichen Beteiligten vor Ort organisatorische Unfaehigkeit und
Politisierung der Hilfe vorgeworfen. Rudelmar Bueno de Faria berichtete,
dass die Regierung des Landes ueber keinerlei Netzwerke verfuegte, um
schnell und koordiniert zu helfen. Die Katastrophe waere noch
verheerender gewesen, haetten nicht andere Netzwerke und insbesondere
die Kirchen des Landes sofort reagiert und eine zentrale Rolle in der
Katastrophenhilfe uebernommen. 

In einem "Solidaritaetsschreiben" begruesste der Generalsekretaer des
LWB, Dr. Ishmael Noko, Mitte Februar das Engagement der lutherischen
Kirche in El Salvador. "Die Tatsache, dass dieses Zeugnis heute in enger
Zusammenarbeit mit anderen Kirchen moeglich ist, wird von der
Gemeinschaft lutherischer Kirchen sehr anerkannt," so Noko. Er
versicherte, dass der LWB den Prozess des Wiederaufbaus in El Salvador
weiterhin unterstuetzen werde. Der LWB-Generalsekretaer befuerwortete
auch das mutige Vorgehen der Lutherischen Salvadorianischen Synode, den
Allgemeinzustand der Gebaeude in El Salvador heftig zu kritisieren. 

LWB/AWD ist seit 1983 in El Salvador taetig. Er stellte der
Bevoelkerung von El Salvador nach dem Erdbeben 1986 humanitaere
Unterstuetzung zur Verfuegung und unterstuetzte den Wiederaufbau des
Landes, nachdem es 1998 von Hurrikan Mitch heimgesucht wurde. 

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 Millionen der weltweit
knapp 64 Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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