wfn.org | Noko (LWB): Diskussion ueber eine/n SprecherIn fuer die gesamte Christenheit

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Stellungnahme von Dr. Ishmael Noko, Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), zur momentanen Diskussion ueber eine/n SprecherIn fuer
die gesamte Christenheit

Als Papst Johannes Paul II. in seiner Enzyklika "Ut Unum Sint" (1995)
andere ChristInnen zu einer breiteren Diskussion ueber das Papstamt
einlud, begruesste der LWB diese Initiative. Wir sollten uns jetzt nicht
aus dieser Diskussion zurueckziehen, sondern kritisch und konstruktiv zu
ihr beitragen.

Fuer die lutherischen Reformer war die Grundvoraussetzung fuer das
Papsttum, dass es den freien Fluss des Evangeliums in Kirche und Welt zu
foerdern habe. Diese Erwartung gilt auch heute, und in diesem Sinne
koennen die LutheranerInnen den Papst, als Oberhaupt der
roemisch-katholischen Kirche, sicherlich als einen der geistlichen
LeiterInnen unserer heutigen Welt verstehen.

Allerdings koennen wir die geistliche Rolle des Papstes nicht von seiner
Funktion innerhalb der institutionellen Kirche, der er vorsteht,
trennen, da diese Funktion sein Amt vorrangig definiert. Er ist der
Bischof von Rom und er hat dementsprechend den Primat unter den
roemisch-katholischen Bischoefen inne.

In jeder Diskussion ueber die Rolle des Papstes oder einer anderen
christlichen Leitungspersoenlichkeit als SprecherIn fuer alle
ChristInnen muss sorgfaeltig definiert und diskutiert werden, was eine
solche Rolle bedeuten koennte. Es muss geklaert werden, welche Aufgabe
wir fuer eine/n globale/n SprecherIn fuer alle ChristInnen sehen. Macht
die Globalisierung wirklich eine/n globale/n SprecherIn fuer alle
ChristInnen notwendig?

Ein weiterer wichtiger Aspekt betrifft die extreme Komplexitaet der
weltweiten christlichen Kirchen. Wir muessen von Anfang an
sicherstellen, dass wir als LutheranerInnen und KatholikInnen die Rolle
eine/s globalen Sprechers/in fuer alle ChristInnen nicht aus einer zu
sehr westlichen Perspektive betrachten.

Eine weitere fundamentale Frage, die in der naechsten Zeit bedacht
werden muss, ist die Rechenschaftspflicht eines/r solchen globalen
Sprechers/in. Was waere eine allgemein akzeptierte Grundlage, auf der
er/sie sprechen koennte? Wie waere diese Rechenschaftspflicht allen
ChristInnen gegenueber zu definieren?

Indem wir diese Fragen stellen, wollen wir nicht die Diskussion
unterdruecken, sondern vielmehr einige grundlegende Probleme aufzeigen,
die mit den neu ins Gespraech gebrachten Perspektiven in Zusammenhang
stehen. Wir muessen ihnen auf den Grund gehen und sie eingehend pruefen.
Die oekumenische Bewegung verpflichtet uns dazu.

Genf, 8. Maerz 2001

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