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Dominikanischer Bischof zum Praesidenten der CLAI gewaehlt


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Date 26 Mar 2001 11:44:05

Neue Fuehrung des Lateinamerikanischen Kirchenrates oeffnet sich fuer
Pfingstbewegung
Dominikanischer Bischof zum Praesidenten der CLAI gewaehlt

Barranquilla (Kolumbien)/Genf, 26. Maerz 2001 (LWI/ENI) - Mit dem
Aufruf, sich "einem neuen Faktor in der oekumenischen Bewegung" zu
stellen, ging am 19. Januar die einwoechige Vierte Generalversammlung
des Lateinamerikanischen Kirchenrates (CLAI) in Barranquilla, Kolumbien,
zu Ende. Rund 500 kirchliche Fuehrungskraefte aus ganz Lateinamerika und
der spanischsprachigen Karibik nahmen an der Versammlung der
bedeutendsten oekumenischen Organisation des Kontinents teil.

In der Abschlusserklaerung der Generalversammlung umreissen die
TeilnehmerInnen die Hauptherausforderungen fuer die lateinamerikanische
Oekumene in den kommenden Jahren. Hierzu gehoeren die gewaltsamen
Konflikte in Kolumbien, schwierige Beziehungen zwischen den
verschiedenen christlichen Gruppierungen in der Region, eine staerkere
Integration von Frauen, die Beteiligung von VertreterInnen der
Bevoelkerungsgruppen indigener und afrikanischer Herkunft in den
CLAI-Fuehrungsgremien sowie die Neuorganisation des Kirchenrates
insgesamt. 

Zum neuen Praesidenten des Lateinamerikanischen Kirchenrates waehlten
die Delegierten den 53-jaehrigen anglikanischen Bischof Julio Cesar
Hulguin, Leiter der Episkopalkirche in der Dominikanischen Republik.
Hulguin setzte sich gegen Juan Schvindt, Generalsekretaer der
Evangelischen Kirche am La Plata in Argentinien, und Noemi Espinoza,
Vertreterin der Evangelisch-Reformierten Kirche in Honduras, durch. Auf
der ersten Sitzung des neuen CLAI-Exekutivausschusses am Ende der
Versammlung wurde Espinoza zur ersten Vizepraesidentin und Schvindt zum
zweiten Vizepraesidenten des Ausschusses gewaehlt.

Lange Zeit haben die traditionellen Kirchen im suedlichen Teil
Lateinamerikas die CLAI-Fuehrung dominiert. Die Wahl von Bischof Holguin
bedeutet zwar, dass die Fuehrung von CLAI weiterhin in den Haenden der
traditionellen protestantischen Kirchen der Region bleibt, doch ist
Holguin der erste karibische Kirchenfuehrer und der erste Anglikaner in
diesem Amt. 

Eines der zentralen Themen der Generalversammlung waren die
gegenwaertigen gewaltsamen Auseinandersetzungen in Kolumbien. Die
lateinamerikanischen Kirchen beklagten, dass angesichts der sehr
komplizierten politischen und militaerischen Lage nur wenig Bereitschaft
bestehe, auf ihren Rat zu hoeren. Weiterhin ist der Kirchenrat bestrebt,
Kontakte zu allen am Konflikt Beteiligten aufrecht zu halten und die
Friedensbemuehungen der kolumbianischen Kirchen zu unterstuetzen. Viele
dieser Kirchen sind von den Auseinandersetzungen direkt betroffen,
Kirchen wurden geschlossen, Pastoren ermordet und ganze Gemeinden
vertrieben. 

Ein weiterer Themenschwerpunkt, der heftige Debatten ausloeste, war der
wachsende religioese Pluralismus und die Frage, wie man darauf reagieren
sollte. Der scheidende CLAI-Praesident, der brasilianische lutherische
Theologe Walter Altmann, betonte, dieser Pluralismus sei oft von grosser
Rivalitaet und verleumderischen Reden gekennzeichnet.
CLAI-Generalsekretaer Israel Batista, ein kubanischer Methodist,
forderte mehr Bescheidenheit. "Manchmal wiederholen wir in oekumenischen
Kreisen den gleichen Konfessionalismus, den wir an den Kirchen
kritisieren", erklaerte Batista.

Der neue CLAI-Praesident Holguin sprach sich dafuer aus, die
oekumenische Gruppe weiter zu oeffnen und die rasch wachsenden
Pfingstkirchen in den Kirchenrat aufzunehmen. Auch die neuen
VizepraesidentInnen des CLAI-Exekutivausschusses befuerworten eine
groessere Oeffnung gegenueber der erstarkenden Pfingstbewegung.

Schvindt erklaerte: "Was waeren wir ohne unsere Bibel, den Katechismus
und das Gesangbuch? Wenn ich diese allerdings verwenden moechte, muss
ich lesen und schreiben koennen. Wie koennen die Armen der Region, von
denen viele Analphabeten sind, unsere Spiritualitaet verstehen, wenn sie
diese nicht in Buechern finden? Die Pfingstbewegung ist das Gegenteil
des historischen Protestantismus. Protestanten lesen zuerst, die
Angehoerigen der Pfingstbewegung erfahren zuerst und koennen spaeter
eventuell lesen. Hier handelt es sich um zwei Arten von Spiritualitaet
mit unterschiedlicher Logik. CLAI hat fuer beide Platz."

Im neu gewaehlten Exekutivausschuss gehoert nur eines der 17 Mitglieder
zu einer Pfingstkirche. Dem vorhergehenden Ausschuss gehoerten drei
Mitglieder aus Pfingstkirchen an.

Ebenfalls heftig debattiert wurde die geplante Neuorganisation von CLAI.
Die von Batista unterstuetzten Plaene sehen vor, einige Stellen fester
MitarbeiterInnen in verschiedenen geographischen Regionen zu streichen
und durch Freiwillige aus Kirchen in diesen Gebieten zu ersetzten. Von
Kritikern wurde dieser Vorschlag als Versuch bezeichnet, die Amtstraeger
der CLAI-Hauptgeschaeftsstelle in Quito, Ecuador, zu staerken. Grosse
Teile des Vorhabens fanden nicht die Unterstuetzung der Delegierten.
Jeder Region wurde die Moeglichkeit eingeraeumt, alternative
Personalplaene vorzuschlagen.

In der Schlusserklaerung anerkannten die Delegierten, dass es noetig
sei, den Lateinamerikanischen Kirchenrat "kreativ umzugestalten". Noetig
sei u.a. eine groessere finanzielle Unterstuetzung durch die nationalen
Kirchen. Ueber das genaue Vorgehen soll im Einzelnen vom neuen
17-koepfigen Exekutivausschuss entschieden werden.

(Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von Paul Jeffrey, ENI -
Ecumenical News International.) 

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