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ÖRK - Gemeinsam für die Einheit beten und arbeiten:


From smm@wcc-coe.org
Date 09 Apr 2001 00:28:44

Überlegungen zu einem gemeinsamen Osterdatum

Ökumenischer Rat der Kirchen
ÖRK-Feature
zur Veröffentlichung frei
9 April 2001

Gemeinsam für die Einheit beten und arbeiten:
Überlegungen zu einem gemeinsamen Osterdatum

Dieses Jahr feiern Christen in Ost und West Ostern/Pascha am selben Tag, nämlich am 15. April, - ein grosses Geschenk am Beginn des neuen Millenniums, darüber sind sich Christen und Christinnen weltweit einig.

Was die Christen in Ost und West eint, ist der gemeinsame Auferstehungsglaube, getrennt sind sie häufig aufgrund unterschiedlicher Osterfestdaten. Der Grund für die unterschiedlichen Ostertermine liegt in der Verwendung zweier voneinander abweichender Kalender: dem Gregorianischen Kalender aus dem 16. Jahrhundert, der hauptsächlich von den Kirchen im Westen verwendet wird, und dem älteren Julianischen Kalender, nach dem vor allem die orthodoxen Kirchen das Osterfest berechnen. Zur Zeit differiert der Julianische Kalender vom Gregorianischen um 13 Tage, im Jahr 2100 werden es 14 Tage sein. 

Gerade in Regionen, in denen Christen der westlichen und östlichen Tradition eng zusammenleben und in manchen Fällen eine religiöse Minderheit bilden, wird die Tatsache unterschiedlicher Osterdaten als äussert schmerzhaft empfunden.

Ein Meilenstein in den Bemühungen um ein gemeinsames Osterfest war die im März 1997 im syrischen Aleppo gemeinsam vom ÖRK und dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten durchgeführte Konsultation, die den Weg zu einem gemeinsamen Osterdatum ebnen helfen sollte. Wichtig war in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, dass Unterschiede bei der Berechnung des Osterdatums nicht auf grundlegende theologische Differenzen zurückzuführen sind. 

Darüber hinaus gab die Konsultation folgende Empfehlungen ab, um in Zukunft zu einem gemeinsamen Osterfest zu gelangen. So soll es weiterhin bei dem von den Kirchen in Ost und West anerkannten Berechnungsprinzip, wie es vom Konzil in Nicäa im Jahr 325 festgelegt wurde, bleiben. Danach fällt Ostern auf den Sonntag, der dem ersten Frühlingsvollmond folgt. Die astronomischen Daten für die Frühlings-Tagundnachtgleiche, sollen, so die Empfehlung weiter, "mit den genauestmöglichen wissenschaftlichen Methoden" bestimmt werden. Als Grundlage soll dabei für die Berechnung "der Meridian von Jerusalem, als dem Ort von Jesu Tod und Auferstehung", benutzt werden. Dies bedeutet aber sowohl für den Osten als auch für den Westen eine Änderung, da beide Kalender astronomisch ungenau sind. Für diejenigen Kirchen, die den Gregorianischen Kalender verwenden, würde dann im Jahre 2019 zum ersten Mal eine Abweichung eintreten: Rein wissenschaftlich fällt das Osterdatum in jenem Jahr auf den 24. März!
, nach dem Gregorianischen Kalender aber auf den 21. April und nach dem Julianischen auf den 28. April 

Die Konsultation von Aleppo verstand das Zusammenfallen der beiden Ostertermine zu Beginn des neuen Millenniums als eine Chance, die Suche nach einem gemeinsamen Datum wieder aufzunehmen und zu intensivieren. "Ostern/Pascha am selben Datum zu feiern sollte nicht die Ausnahme, sondern die Regel sein." Daher wurde angeregt, im Jahr 2001 die Reaktionen auf den Aleppo-Vorschlag zu überprüfen. 

Wie weit sind die Kirchen nun auf dem in Aleppo vorgeschlagenen Weg? Das ÖRK-Team für Öffentlichkeitsarbeit und Information hat namhafte Vertreter der orthodoxen sowie der römisch-katholischen Tradition und eine protestantische Vertreterin gebeten, ihre Überlegungen zu einem gemeinsamen Osterdatum in kurzen Texten zusammenzufassen.

Den Anfang der Textsammlung macht Pfarrerin Dr. Dagmar Heller. Sie ist Beauftragte für Mission und Ökumene in Nordbaden, Evangelische Landeskirche Baden, Deutschland. Dagmar Heller war bis vor kurzem Stabsmitglied im ÖRK-Team "Glauben und Kirchenverfassung" und hat den Diskussionsprozess zu der Frage des gemeinsamen Osterdatums organisiert und begleitet. Seine Eminenz Metropolit von Damiette Bishoy von der Koptischen Orthodoxen Kirche, Ägypten, leistet einen Beitrag aus der Sicht der orthodoxen orientalischen Tradition. Monsignore John A. Radano vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen schreibt über "Katholische Hoffnungen für ein gemeinsames Osterdatum". Über die Erfahrungen einer orthodoxen Minderheitskirche in einem protestantischen Land berichtet Seine Eminenz Metropolit vom Oulu Ambrosius, denn in Finnland *erfahren Orthodox und Lutheraner bereits seit 1920 die Macht der Auferstehung an einem gemeinsamen Osterdatum". 

Ostern gemeinsam feiern
Pfarrerin Dr. Dagmar Heller
Beauftragte für Mission und Ökumene in Nordbaden
Evangelische Landeskirche Baden, Deutschland

Ostern wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Anschluss an die Tagundnachtgleiche im März gefeiert. Diese Regelung stammt aus dem 4. Jahrhundert und wird von allen Kirchen auf der ganzen Welt befolgt. Nicht so bekannt, besonders in Regionen mit einer überwiegend evangelischen oder katholischen Bevölkerung, ist die Tatsache, dass Ostern innerhalb der Christenheit in der Regel zweimal gefeiert wird, je nachdem, ob man sich nach dem (älteren) Julianischen Kalender oder nach dem Gregorianischen Kalender richtet, um die Tagundnachtgleiche und den darauffolgenden Vollmond zu bestimmen.

Die Tatsache, dass die beiden Daten im Jahr 2001, zu Beginn des neuen Jahrtausends, zusammenfallen, hat Anlass zu der Hoffnung gegeben, dies könnte der Beginn einer alljährlichen gemeinsamen Feier dieses zentralen Ereignisses des christlichen Glaubens sein. Allerdings haben die jüngsten Diskussionen in der ökumenischen Bewegung bereits gezeigt, dass mit einer Entscheidung der Kirchen über ein gemeinsames Osterdatum in naher Zukunft nicht zu rechnen ist, obwohl das Thema bereits Geschichte hat und ein konkreter Vorschlag vorgelegt wurde.

Dieser Vorschlag hat den Vorteil, dass er Änderungen auf beiden Seiten voraussetzt und nicht der einen Seite die Lösung der anderen aufzwingt. Er besagt, dass die Kirchen zur Berechnung des Datums der Tagundnachtgleiche und des Frühjahrsvollmonds weder den Julianischen noch den Gregorianischen Kalender benutzen, sondern sich auf die genauen astronomischen Daten stützen sollten, die im Gegensatz zu der Zeit, als die beiden Kalender aufgestellt wurden, heute verfügbar sind. Das Problem dabei ist allerdings, dass damit den Kirchen, die dem Julianischen Kalender folgen, immer noch eine grössere Veränderung abverlangt wird als den anderen, weil der Gregorianische Kalender den genauen astronomischen Daten bereits viel näher kommt.

Eine Veränderung bringt natürlich auch praktische Probleme mit sich. Ausschlaggebend ist aber die Tatsache, dass der Kalender für einige Orthodoxe so eng mit der Tradition verbunden ist, dass Änderungen einfach undenkbar sind. Dahinter verbirgt sich auch das tief sitzende Trauma, das im Laufe der Geschichte durch das Verhalten eines Teils des Westens im Osten entstanden ist und das sich in Misstrauen gegenüber dem Westen äussert. Obwohl der Vorschlag zuerst auf einer pan-orthodoxen Tagung formuliert wurde, so legt doch die Tatsache, dass den westlichen Kirchen nur wenige Änderungen zugemutet werden, auf den ersten Blick den Eindruck nahe, dass es sich um eine Übernahme des Gregorianischen Kalenders handelt. Die orthodoxen Kirchen haben ganz klar gesagt, dass sie mehr Zeit brauchen, um ihre Gläubigen vorzubereiten.

Wir können also sagen: Obwohl es sich bei der Frage des Osterdatums um eine rein praktische Frage handelt, so sieht es doch zurzeit in einigen Kirchen so aus, als könne eine Änderung nicht ohne das Risiko einer Spaltung vorgenommen werden.

Deshalb müssen alle an der Diskussion Beteiligten Geduld aufbringen. Allerdings meine ich, dass es in den kommenden Jahren gute Gelegenheiten gibt, um an dieser Frage weiter zu arbeiten, denn in diesem Zeitraum fallen die beiden Daten öfter zusammen (2004, 2007, 2010, 2011, 2014, 2017). Könnten die Kirchen dies nicht als ein Zeichen, als "kairos" dafür betrachten, dass sie sich weiter auf ein gemeinsames Osterdatum zubewegen? Wenn der oben beschriebene Vorschlag nicht in die Praxis umgesetzt werden kann, könnten dann vielleicht regionale Lösungen gefunden werden? Oder könnten die westlichen Kirchen nicht um der Einheit willen das Julianische Osterdatum übernehmen, wie es eine österreichische Gruppe vorgeschlagen hat?

Viele Kirche, vor allem der westlichen Tradition, aber auch eine aus dem Kreis der orientalisch-orthodoxen Kirchen, haben jedoch ihre Bereitschaft erklärt, dem oben erwähnten Vorschlag zuzustimmen, wenn sich auch alle anderen Kirchen darauf einigen können. So gesehen haben die westlichen Kirchen einen Schritt auf die Orthodoxen zu gemacht, indem sie sich einverstanden erklärt haben, die alte Regelung beizubehalten, wohingegen sie in früheren Diskussionen eher eine dritte Möglichkeit vorgeschlagen haben (im Grunde genommen ein drittes Datum!), nämlich das Osterdatum auf einen bestimmten Sonntag im April festzulegen.

Das zeigt, dass Einstellungen geändert werden und dass die Kirchen aufeinander zugehen können. Und deshalb muss die Diskussion über das Osterdatum weitergehen und müssen wir die Hoffnung auf eine Lösung bewahren.(

Die Tatsache, dass Ostern in diesem Jahr zum selben Datum gefeiert wird, ist in den westlichen Kirchen auf einiges Interesse gestossen, so weit ich das hier in meinem Umfeld in Deutschland beurteilen kann. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) hat einen Vorschlag für einen ökumenischen Vespergottesdienst zu Ostern vorgelegt. Und viele Kirchen ermutigen ihre Gemeinden, dem Ereignis einen besonderen Charakter zu verleihen. Das ist ein Hoffnungszeichen und beweist, das die Menschen verstanden haben, wie wichtig es ist, dass Christen ihr zentrales Fest gemeinsam feiern, um ein glaubwürdiges Zeugnis vor der Welt ablegen zu können, besonders in einer Zeit, wo die Christen sich immer häufiger in Minderheitssituationen befinden oder in säkularisierten Kontexten leben.

Gemeinsam für ein gemeinsames Osterdatum beten und arbeiten: eine Annäherung an das Gebot der christlichen Einheit
Metropolit von Damiette Bishoy, Koptische Orthodoxe Kirche

Zu Beginn dieses dritten Jahrtausends nach der Geburt unseres Herrn Jesus Christus, in diesem Jahr 2001 A.D., feiern alle christlichen Traditionen - die orientalischen und die östlichen Orthodoxen, die römischen Katholiken und die Protestanten -zur gleichen Zeit Ostern.

Da Jesus Christus der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, ist er der Kern der Einheit der Kirche.

Bereits im 4. Jahrhundert begannen die Kirchen, für ein gemeinsames Osterdatum zu beten und zu arbeiten. Gleichzeitig kam es aber zu Spaltungen über unterschiedliche Auffassungen von der Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus und seiner Konsubstantialität mit dem Vater. In jener entscheidenden Zeit wurde auf dem ersten Ökumenischen Konzil das Nizänum eingeführt, das Jesus Christus als eines Wesens (homoousion) mit dem Vater bekennt, als konsubstantianisch und als ewig wie der Vater. Auf dem Konzil von Nizäa wurden sowohl ein gemeinsames christliches Glaubensbekenntnis als auch ein gemeinsames Osterdatum festgelegt. Die Kirche von Alexandrien wurde beauftragt, jedes Jahr nach einem beschlossenen Verfahren das gemeinsame Osterdatum festzulegen und den Kirchen in der ganzen Welt mitzuteilen.

Geschichtlich wie auch theologisch können wir sagen, dass die Person des Fleisch gewordenen Wort Gottes der Grund für die Einheit der Kirche ist. Der auferstandenen Herr ist immer eine Quelle der Inspiration und der Erneuerung in unserem Leben.

Bevor unser Heiland seinen Leidensweg antrat, sagte er zu seinen Jüngern: *Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir" (Johannes 16, 32). "Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen" (Johannes 16, 22).

Die verstreuten Jünger versammelten sich wieder um den auferstandenen Herrn am Tag der Ostern, als er ihnen erschien, wie es geschrieben steht: Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen" (Johannes 20, 19-20).(

Zweifellos hat die Auferstehung des Herrn im Leben seiner Jünger eine radikale Veränderung bewirkt. Der auferstandene Herr ist die Quelle der Macht, der Freude, des Friedens und der Einheit der Kirche. Alles, was wir tun müssen, ist, uns mit ihm in dem heiligen Leben des Sieges über die Sünde zu vereinen.

Alles, was wir tun müssen, ist, uns selbst zu vergessen und den auferstandenen Herrn zu sehen, der in seiner göttlichen Herrlichkeit erstrahlt und unsere Gedanken und Herzen erleuchtet.

Alles, was wir tun müssen, ist, seine göttliche Liebe anzunehmen, damit wir einander lieben können, und mit ihm vereint zu sein.

Es ist das Leben der Heiligung, das uns alle zusammenbringen wird, auf dass wir froh werden und gemeinsam den einen, heiligen und apostolischen Glauben bekennen.

Gemeinsame Feier der Erlösung in Christus:
Katholische Hoffnungen für ein gemeinsames Osterdatum
Monsignore John A. Radano, Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen  

Im Unterschied zu den meisten Jahren feiern die Christen in Ost und West im Jahr 2001 Ostern am selben Tag. Leider ist dies eine Ausnahme, die uns daran erinnert, dass die Christen in vielen Fragen gespalten sind, selbst über das Datum, an dem dieses zentrale Geheimnis des Christentums gefeiert wird.

Schon sehr früh haben sich die Christen mit der Frage eines gemeinsamen Osterdatums beschäftigt. Über diese Frage ist auch im 20. Jahrhundert und speziell in den vergangenen drei Jahrzehnten wieder diskutiert worden. Der christlichen Hoffnung auf ein gemeinsames Osterdatum liegen vor allem theologische Anliegen zugrunde. Eine gemeinsames Datum, so hiess es 1970 auf einer Konsultation des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) "würde... ein Hindernis aus dem Weg räumen, das die Einheit der Christen überschattet, und dem gemeinsame Zeugnis von unserem auferstandenen Herrn einen neuen Rahmen geben " (The Ecumenical Review, April, 1971, 171).

Besonders nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat die katholische Kirche ein starkes Interesse an der Festlegung eines gemeinsamen Osterdatums gezeigt. Das Konzil hatte dazu ermutigt, sich im Falle ökumenischer Zustimmung um ein festes Datum zu bemühen (cf. Anhang zur Konstitution über die Heilige Liturgie, 1963). Bis dies erreicht sein würde, beauftragte als Zwischenlösung das Dekret über die katholischen Ostkirchen die Patriarchen oder die höchsten örtlichen Obrigkeiten, sich bei einhelliger Zustimmung und nach Beratung mit allen Beteiligten auf einen bestimmten Sonntag als Ostertermin zu einigen.

Nach Vatikan II wurde diese Hoffnung in der Korrespondenz zwischen Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchat wie auch in der gemeinsamen Arbeitsgruppe der römisch-katholischen Kirche und des ÖRK zum Ausdruck gebracht. In seinem Schreiben an den Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. (26. März 1975) geht der Papst auf die Evangeliumsgemässheit eines gemeinsamen Osterdatums ein:

Die Welt, in der wir leben, bedarf vielleicht mehr denn je zuvor unseres Zeugnisses... von unserem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi, unseres Herrn. Überdies ist seine Auferstehung die Grundlage unseres Glaubens - dieses Glaubens, der von vielen in Frage gestellt wird. Hat nicht Paulus geschrieben, dass unser Glaube vergeblich ist, wenn Christus nicht auferstanden ist (1.Kor 15, 14)? Getrieben von dieser Überzeugung und im Vertrauen auf die Macht des auferstandenen Christus und seines Geistes geben Wir unserer Hoffnung Ausdruck, dass wir, indem wir das Geheimnis der Geheimnisse mit einem Herzen und einer Stimme feiern, Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, der ihn von den Toten auferweckt hat, die Ehre erweisen (Röm 16, 6; Kol 2, 12). (Freie Übersetzung, Sprachendienst des ÖRK) 

1975 legte die katholische Kirche in Abstimmung mit dem ÖRK einen konkreten Vorschlag vor, der von ökumenischer Sensibilität zeugte. Kardinal Willebrands, der Präsident des Sekretariats (seit 1988 Päpstlichen Rates) zur Förderung der Einheit der Christen, schlug im Namen des Papstes in einem Schreiben an Patriarch Dimitrios I. (18. Mai 1975) und an andere orthodoxe Führer sowie in Schreiben ähnlichen Inhalts an den Generalsekretär des ÖRK, Dr. Philip Potter, und an die Verantwortlichen der konfessionellen Weltbünde vor, ab 1977 (ein Jahr, in dem alle Christen Ostern am selben Tag feiern würden), "Ostern immer am Sonntag nach dem zweiten Samstag im April zu feiern". Der ÖRK führte im Rahmen seiner Vorbereitungen für die Vollversammlung 1975 in Nairobi ebenfalls eine Umfrage hierzu unter seinen Mitgliedskirchen durch, aus der er den Schluss zog, dass "ein konkreter Vorschlag in diesem Stadium nicht zur Festlegung eines Datums führen würde, das alle Christen am selben Tag in der !
Osterfeier vereint". Es wurde klar, dass man diesen Vorschlag zum damaligen Zeitpunkt nicht weiterverfolgen konnte. Und da die katholische Kirche keine Entscheidung treffen wollte, die ein weiteres Hindernis für die Einheit sein würde, wurde ihr Plan nicht verwirklicht.

Ein weiterer Vorschlag für ein gemeinsames Osterdatum entstand aus einer Konsultation 1997 in Aleppo (Syrien), die gemeinsam vom Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Rat der Kirchen im Mittleren Osten veranstaltet worden war. Der Aleppo-Plan sieht im Unterschied zu dem 1975 vorgeschlagenen festen Datum ein gemeinsames, allerdings bewegliches Osterdatum vor. Edward Kardinal Cassidy, der damalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, sagte 1997 seine Unterstützung bei der Prüfung dieses Vorschlags zu und äusserte sich positiv dazu.

Genauso wie Papst Paul VI. befürwortete auch Papst Johannes Paul II. die Bemühungen um ein gemeinsames Osterdatum. Die Erlösung in Christus nimmt im Zeugnis Papst Johannes Pauls vom Evangelium einen zentralen Platz ein, wie es auch in einigen Titeln seiner Enzykliken zum Ausdruck kommt: Redemptor hominis (1979), Redemptoris Mater (1987) und Redemptoris Missio (1990). Für Papst Johannes Paul hat die Feier der Erlösung ökumenische Konsequenzen, denn "wir gehen über historische Missverständnisse und dadurch bedingte Kontroversen hinaus, um einander auf der gemeinsamen Grundlage unseres Christseins zu begegnen, d.h. des Erlöstseins. Die Erlösung vereinigt uns alle in der einen Liebe Christi, der gekreuzigt wurde und auferstanden ist" (23. Dezember 1982). (Freie Übersetzung, Sprachendienst des ÖRK)

Der Papst hat sich bemüht, ein gemeinsames Zeugnis von dem Erlösungsgeheimnis Christi, des Gekreuzigten und Auferstandenen, zu fördern. So hat er seit 1994 bei mehreren Gelegenheiten orthodoxe oder protestantische Verantwortliche eingeladen, die Meditationen für den Weg des Kreuzes zu schreiben, den er jedes Jahr am Karfreitag am Kolosseum in Rom anführt. Vor kurzem hat er darauf hingewiesen, dass im Jahr 2001 alle Christen die Auferstehung Christi am selben Tag feiern, und damit die Hoffnung verbunden, dass "dies uns ermutigen (sollte), uns auf ein gemeinsames Datum für dieses Fest zu einigen" (Homilie, 25. Januar 2001). (Freie Übersetzung, Sprachendienst des ÖRK)

Es ist eine Gnade, dass wir im Jahr 2001 Ostern am selben Tag feiern können. Es ist die Hoffnung der katholischen Kirche, dass die Christen einen Weg finden werden, dies alljährlich zu tun. Mögen wir, seine Jünger und Jüngerinnen, diese Gelegenheit, gemeinsam über die Auferstehung des Erlösers zu meditieren, dazu nutzen, seine Vergebung und sein Erbarmen für unsere Trennung zu erbitten und seinen Beistand für unsere Schritte zur Einheit zu erflehen, für die er gebetet hat (cf. Joh 17, 21).

Das Geschenk eines gemeinsamen Osterdatums - von zentraler Bedeutung für Sendung und Zeugnis in einer säkularen Gesellschaft
Metropolit von Oulu Ambrosius, Orthodoxe Kirche von Finnland

Es ist Gottes grosses Geschenk an uns alle in den verschiedenen christlichen Traditionen, dass wir das Fest der Auferstehung unseres Herrn zum Beginn des dritten christlichen Jahrhunderts zusammen feiern dürfen.

In meiner Heimat erfahren Orthodoxe und Lutheraner bereits seit 1920 die Macht der Auferstehung an einem gemeinsamen Osterdatum. Damals erteilte der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel den finnischen Orthodoxen die vorläufige Erlaubnis, dem Gregorianischen Kalender zu folgen.

Dies hat sich als grosser Segen für die kleine Minderheitskirche in diesem protestantischen Land herausgestellt. Wir sind in der Lage, ein gemeinsames Zeugnis vom Geheimnis der Auferstehung abzulegen. Das macht uns stärker. Wir haben teil an dem grossen Reichtum sowohl der östlichen als auch der westlichen theologischen und spirituellen Erkenntnisse, die unser nationales religiöses Erbe im Zusammenhang mit Ostern bietet.

Die östlich-orthodoxe liturgische Feier der Osterandacht und -liturgie, die um Mitternacht beginnt, wird vom staatlichen Rundfunk und Fernsehen übertragen. Diese Übertragung ist das beliebteste religiöse Programm des Jahres in Finnland.

Auch in anderen Massenmedien steht dieses Ereignis an prominenter Stelle. Finnische Zeitungen drucken Leitartikel über und Interviews mit Orthodoxen, die sich um die Kultur des Landes verdient gemacht haben und die berichten, wie sie persönlich Ostern feiern und was es für sie bedeutet. Sogar traditionelle orthodoxe Rezepte für besondere Ostermahlzeiten werden veröffentlicht.

Dies sind nur kleinere Beispiele dafür, wie die östlich-orthodoxe Minderheit, die nur ein Prozent der Bevölkerung ausmacht, zur religiösen Kultur in Finnland beiträgt.

Vielleicht ist uns hier in Finnland tiefer als jemals zuvor gemeinsam auch bewusst geworden, dass die beiden Feste - Karfreitag und Ostern, die Macht des erlösenden, Leben spendenden Kreuzes und die herrliche Auferstehung Christi - nicht voneinander getrennt werden können. In dem orthodoxen Hymnus, der bereits beim Abendgebet am Karfreitag, im Angesicht des Leidens und Sterbens gesungen wird, erstrahlt bereits das Licht der Auferstehung: "Wir verherrlichen, was du gelitten hast, o Christ...zeige uns auch deine herrliche Auferstehung."

Wir in Finnland freuen uns darüber, dass im Augenblick ausführliche Diskussionen über ein gemeinsames Osterdatum in der ökumenischen Bewegung stattfinden und intensiv darum gebetet wird. Wir wissen auch, dass in dieser Frage Spannungen zwischen den Orthodoxen bestehen.

Unsere Erfahrung in Finnland hat uns zu der Überzeugung gebracht, dass das Geschenk eines gemeinsamen Osterdatums für unsere Sendung und unser Zeugnis in einer säkularen Gesellschaft von zentraler Bedeutung ist. Speziell als eine kulturelle Minderheit können es sich die Orthodoxen nicht leisten, zu einem religiösen Ghetto zu werden. Wir haben eine Rolle zu spielen und müssen unsere Berufung im Zentrum unseres gemeinsamen Lebens als Nation verwirklichen.

Ein gemeinsamer Kalender für alle Christen ist ein eminent wichtiger Teil unseres täglichen Lebens durch das ganze Kirchenjahr hindurch. Alle Kinder gehen zur selben Schule, ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Konfession. Wichtige christliche Feste sind Feiertage für alle Finnen. Der besondere Wert unseres "finnischen Kalenders" macht sich speziell im Familienleben bemerkbar, weil die meisten Orthodoxen in konfessionsverschiedenen Ehen leben.

Es ist eine Gabe des Heiligen Geistes, dass das traditionellste östlich-orthodoxe Auferstehungslied gemeinsam von uns und unseren lutherischen Schwestern und Brüdern gesungen wird, da es vor kurzem in das Gesangbuch der finnischen Lutheraner aufgenommen worden ist: Christ ist erstanden von den Toten, im Tode bezwang er den Tod, schenkt denen, die entschlafen, ewiges Leben.

Weitere Informationen finden Sie auf der ÖRK-Website unter:
http://wcc-coe.org/wcc/what/faith/easter.html 

Weitere Informationen erhalten Sie von:  Karin Achtelstetter, Medienbeauftragte      
Tel:   (++41.22) 791.61.53    Handy:  (+41) 79.284.52.12

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Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist eine Gemeinschaft von 342 Kirchen in über 100 Ländern auf allen Kontinenten und aus praktisch allen christlichen Traditionen. Die römisch-katholische Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ÖRK zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die ungefähr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ÖRK wurde 1948 in Amsterdam (Niederlande) offiziell gegründet. An der Spitze der Mitarbeiterschaft steht Generalsekretär Konrad Raiser von der Evangelischen Kirche in Deutschland.

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