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Erster Besuch eines SELK-Bischofs beim LWB in Genf


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 01 Jun 2001 21:12:52 -0500

Gespraeche ueber engere Zusammenarbeit und zukuenftige Beziehungen

Genf, 1. Juni 2001 (LWI) - Die verschiedenen Formen einer
Mitgliedschaft im Lutherischen Weltbund (LWB), die Zusammenarbeit mit
Kirchen, die nicht zu den Mitgliedskirchen des LWB gehoeren, und Fragen
des Ordinationsverstaendnisses waren die Hauptthemen eines Treffens
zwischen LWB-Generalsekretaer Pfr. Dr. Ishmael Noko und Bischof Dr.
Diethardt Roth von der Selbstaendigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Deutschland (SELK) am 29. und 30. Mai im Oekumenischen Zentrum in Genf.

Bischof Roth war einer Einladung von LWB-Generalsekretaer Noko gefolgt,
die waehrend eines Treffens im letzten Jahr in der Lutherstadt
Wittenberg ausgesprochen worden war. Dieser Besuch sei der erste eines
Bischofs bzw. eines kirchlichen Leiters der SELK beim LWB in Genf,
betonte Roth gegenueber der Lutherischen Welt-Information (LWI). Die
Gespraeche mit LWB-Generalsekretaer Noko und weiteren MitarbeiterInnen
des LWB-Stabes haetten u.a. dem Informationsaustausch ueber die
umfangreiche Arbeit des LWB weltweit gedient. Die Gespraeche habe er als
sehr offen erlebt, so Bischof Roth.

Weiterhin wurden die verschiedenen Formen der Mitgliedschaft im
Lutherischen Weltbund diskutiert. LWB-Generalsekretaer Noko erlaeuterte
die Formen einer vollen und einer assoziierten Mitgliedschaft sowie den
Status anerkannter Gemeinden. Grundlage der Gespraeche mit Gemeinden und
Kirchen, die nicht zu den Mitgliedern des LWB zaehlen, sei, so Noko, der
von den Vollversammlungen des LWB immer wieder bekraeftigte Grundsatz,
mit lutherischen Kirchen weltweit einen offenen und konstruktiven Dialog
zu fuehren. 

Die Eroerterung der Frage, in welcher Weise die SELK mit dem LWB unter
der Massgabe, "was kann der LWB der SELK geben und umgekehrt"
zusammenarbeiten koenne, sei eines der zentralen Anliegen seines
Besuches gewesen, so Bischof Roth. Nun stuende eine Auswertung der
Gespraeche mit den entsprechenden Gremien seiner Kirche an, erklaerte
Roth, "dann werden wir sehen, was sich aus diesen Gespraechen und
Diskussionen weiterhin ergibt". Erfreut sei er "festzustellen, dass es
vor allem im Bereich der Diakonie und Entwicklungshilfe ueber
verschiedene Organisationen in Deutschland (u. a. Brot fuer die Welt,
Evangelischer Entwicklungsdienst, Diakonische Arbeitsgemeinschaft
evangelischer Kirchen, Anm. d. Red.), zu denen die SELK gehoert, schon
eine Zusammenarbeit mit dem LWB gibt und diese auch fruchtbar gestaltet
wird".

Hinsichtlich der Diskussion zum unterschiedlichen
Ordinationsverstaendnis betonte LWB-Generalsekretaer Noko, dass die
Ordination das Amt der Getauften, d. h. von Maennern und Frauen, ist,
dies sei keine Frage der Lehre. Er nahm Bezug auf die entsprechenden
Resolutionen von LWB-Vollversammlungen und Ratstagungen und stellte
fest, diese Aussagen seien in keiner Weise verfassungsmaessige Bedingung
fuer LWB-Mitgliedskirchen, sondern Ausdruck der Verpflichtung der
Kirchen, "konstruktive Schritte" zu unternehmen und "das Engagement fuer
die Frauenordination als Ausdruck der Gemeinschaft aller in Christus
Getauften bei der Bezeugung des Evangeliums zu bekraeftigen". Die SELK
formuliert in ihrer Grundordnung hinsichtlich der Ordination von Frauen,
dass das "von Christus gestiftete Amt der Wortverkuendigung und
Sakramentsverwaltung" nur ausueben koenne, "wer berufen und ordiniert
ist". Dieses Amt, so die Grundordnung der SELK, koenne "nur Maennern
uebertragen werden".

Als ein weiterer Schwerpunkt der Gespraeche wurde die Gruendung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Weissrussland diskutiert, die auf
Kritik innerhalb der ELKRAS und des LWB gestossen war. Am 2. Dezember
2000 hatten VertreterInnen evangelisch-lutherischer Gemeinden in
Weissrussland eine unabhaengige, "konfessionelle"
Evangelisch-Lutherische Kirche in Weissrussland gegruendet. Zuvor
gehoerten diese weissrussischen Gemeinden zur ELKRAS. Hier sei es
wichtig, so Bischof Roth, "die unterschiedlichen Positionierungen zu der
dortigen Situation gegenseitig wahrzunehmen und Verstaendnis
fuereinander zu entwickeln, soweit das moeglich ist".

LWB-Generalsekretaer Noko kritisierte, dass die Gruendung der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Weissrussland ohne die erforderliche
vorherige Beratung und Diskussion zustande kam. Es habe im Vorfeld der
Amtseinfuehrung von Bischof Leonid Zwicki im Maerz, an der Bischof Roth
beteiligt war, keine Konsultation zwischen der SELK und der
Kirchenleitung der ELKRAS stattgefunden. Der LWB respektiere, wenn
Gemeinden oder Teile einer Kirche sich fuer die Gruendung einer
unabhaengigen Kirche entscheiden, betonte Noko. Doch sollte dies in
gegenseitiger Konsultation innerhalb einer Kirche geschehen. 

Die SELK hat in Deutschland rund 40.000 Mitglieder. Ihre Schwerpunkte
liegen in Berlin, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen. Die
fast 200 Gemeinden werden von rund 140 Pfarrern betreut. Sie unterhaelt
eine eigene theologische Hochschule in Oberursel (bei Frankfurt/Main),
betreibt ein eigenes Missionswerk und ist verantwortlich fuer mehrere
diakonische Einrichtungen. Die SELK finanziert sich durch freiwillige
Mitgliedsbeitraege. 

Die SELK versteht sich als bewusst lutherische Bekenntniskirche und
geht in ihrem Ursprung auf selbstaendige lutherische Minderheitskirchen
zurueck, die im 19. Jahrhundert entstanden sind. 1972 schlossen sich die
bis dahin eigenstaendigen kleinen lutherischen Kirchen der
Bundesrepublik Deutschland zur SELK zusammen, 1991 trat auch die
Evangelisch-Lutherische (altlutherische) Kirche der frueheren DDR der
SELK bei. (729 Woerter)

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 Millionen der weltweit
knapp 64 Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht
eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK)
und anderen weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als
Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B.
oekumenische Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte,
Kommunikation und verschiedene Aspekte von Missions- und
Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

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LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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