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LWB besorgt ueber drohendes Ende derWaffenruhe im Nahen Osten


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 01 Jun 2001 22:09:02 -0500

LWB-Generalsekretaer besorgt ueber drohendes Ende der Waffenruhe im
Nahen Osten
Noko ruft Premierminister Scharon zu weiteren Verhandlungen auf

Genf, 1. Juni 2001 (LWI) - Der Generalsekretaer des Lutherischen
Weltbundes (LWB), Pfr. Dr. Ishmael Noko, hat in einem Schreiben an den
israelischen Ministerpraesidenten Ariel Scharon vor dem "Einsatz der
vollen militaerischen Macht Israels gegen palaestinensische Kommunen und
Infrastruktur" gewarnt. Eine weitere Verstaerkung des "bereits
bestehenden Wuergegriffs" gegen die Bewegungsfreiheit und
wirtschaftliche Aktivitaet der PalaestinenserInnen in den besetzten
Gebieten koennten nur zu noch "groesserer Verzweiflung" auf
palaestinensischer Seite fuehren, was wiederum mehr Gewalt und
langfristig weniger Sicherheit zur Folge haette.

Anlass zur Besorgnis des LWB-Generalsekretaers gaben Aeusserungen des
israelischen Wohnungsbauministers Natan Scharansky, der in einem
Interview mit der Jerusalem Post (Ausgabe vom 31. Mai) hinsichtlich der
seit 22. Mai bestehenden einseitigen Waffenruhe erklaert hatte: "wenn
der Vorsitzende der palaestinensischen Autonomiebehoerde, Jassir Arafat,
diese Gelegenheit nicht ergreift, um die Gewalt zu beenden, wird der
naechste Schritt Israels wahrscheinlich Krieg sein", um die "Militaer-
und Terrorinfrastruktur" innerhalb der palaestinensischen
Autonomiebehoerde zu zerstoeren. 

In den Abendstunden des 22. Mai hatte der israelische
Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser die Armee ueberraschend
angewiesen, mit sofortiger Wirkung auf offensive Aktionen in den
Palaestinensergebieten zu verzichten. Weiterhin hatte er an die
palaestinensische Autonomiebehoerde appelliert, gewalttaetige Handlungen
einzustellen. Am gleichen Tag hatte auch Ministerpraesident Scharon eine
sofortige Waffenruhe gefordert. Angesichts der zunehmenden Gewalt
militanter PalaestinenserInnen soll der israelische Staatspraesident
Mosche Katzav nach Angaben des israelischen Rundfunks inzwischen
erklaert haben, er gehe davon aus, dass die einseitige Waffenruhe im
Westjordanland und im Gazastreifen "nur noch wenige Tage halten werde".

Laut Jerusalem Post sprach sich der israelische Arbeits- und
Sozialminister Schlomo Benizri auf einer Sitzung des israelischen
Sicherheitskabinetts am 30. Mai gegen eine weitere Zurueckhaltung aus
und forderte die "hermetische Abriegelung" der palaestinensischen
Gebiete. LWB-Generalsekretaer Noko betont in seinem Schreiben an
Premierminister Scharon, der LWB sei der Ueberzeugung, "dass nur
Gewaltlosigkeit und Verhandlungen einen Weg zu tragfaehigem Frieden" in
Israel/Palaestina gewaehrleisten koennten. Er begruesse den von der
israelischen Regierung erklaerten einseitigen Waffenstillstand, sei
jedoch "zutiefst beunruhigt" ueber die Aussagen einiger Mitglieder der
israelischen Regierung, wie sie in der Jerusalem Post zitiert worden
seien, so Noko. 

Er unterstuetze, so Noko, die ebenfalls in der Jerusalem Post zitierte
Ansicht des israelischen Verkehrsministers Efraim Sneh, der vor einer
Gewaltanwendung gewarnt habe, die zur Isolierung Israels fuehren wuerde.
Der LWB teile diese Sorge und sei der Meinung, "dass die Integration und
aktive Einbindung Israels in die internationale Gemeinschaft von
zentraler Bedeutung ist, sowohl fuer Israel und seine Voelker, als auch
fuer die internationale Gemeinschaft als ganzes", betonte der
LWB-Generalsekretaer.

Es gehe nicht darum, sich auf Kosten der Sicherheit israelischer
Kommunen um die Billigung der internationalen Gemeinschaft zu bemuehen.
Dies sei im Gegenteil eine Moeglichkeit, so Noko, eine nachhaltige
Sicherheit zu garantieren. Er sei ueberzeugt, erklaerte der
LWB-Generalsekretaer, "dass die gesamte juedisch-christliche Tradition
von ihrer Grundorientierung her die unwiderlegbare Feststellung bezeugt,
dass ein dauerhafter Frieden und ein stabiler Staat nicht auf Gewalt und
bewaffnete Eroberung gegruendet sein koennen". 

Er fuerchte, so Noko, dass engagierte Einzelpersonen und Gruppen,
einschliesslich des LWB und der LWB-Mitgliedskirche in
Israel/Palaestina, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien, die
sich in zahlreichen Initiativen um eine Foerderung des Dialogs und ein
besseres Verstaendnis zwischen Israelis und PalaestinenserInnen
bemuehten, "eine solch aggressive Reaktion der israelischen Regierung
nicht ueberstehen" werden. "Diese Zeichen der Hoffnung und der Aussicht
auf Versoehnung werden durch solche Massnahmen mit grosser
Wahrscheinlichkeit ausgeloescht", erklaerte Noko.

Abschliessend betonte LWB-Generalsekretaer Noko, dass Waffengewalt
keinen Frieden schaffe "und die Sicherheit, die sie erringt, ist von
kurzer Dauer". Er ermutige die israelische Regierung, so Noko, "durch
politische Verhandlungen den Weg des Friedens zu beschreiten". (594
Woerter)

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