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Von Jerusalem nach Genf: Die bittere Wirklichkeit


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Sat, 16 Jun 2001 13:16:43 -0500

Die Bedraengten besuchen, hebt die Moral

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 10

Genf, 16. Juni 2001 (LWI) - Bischof Munib A. Younan von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELCJ) hat Verstaendnis,
dass der Rat des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom 12. - 19. Juni in
Genf und nicht, wie urspruenglich geplant, in Jerusalem tagt. Er kennt
"die bittere Wirklichkeit", die den LWB dazu veranlasst hat, einen
anderen Ort zu waehlen, nur zu gut. Trotzdem hegt er die Hoffnung, dass
der Rat im Jahr 2002 im Heiligen Land tagen wird, ohne Ruecksicht
darauf, wie die Lage dann sein wird. "Wenn die lutherischen Kirchen der
Welt in dieser kritischen Lage nicht an unserer Seite stehen, wann
wollen sie sich dann fuer uns einsetzen?" fragt er sich.

"Die Bedraengten besuchen, hebt die eigene Moral und hilft den
Bedraengten, nicht von ihren Bemuehungen abzulassen", meint Younan,
Bischof von rund 3.000 ChristInnen in Jerusalem, in den
palaestinensischen Gebieten und in Jordanien. Seit 1974 ist die ELCJ
Mitgliedskirche des LWB. Younan ist froh, dass viele Kirchen seine
Forderung unterstuetzt haben, "uns in diesen schweren Zeiten nicht
allein zu lassen." Eine ganze Reihe Delegationen aus einem breiten
Spektrum von Kirchen rund um die Welt haben die Solidaritaet ihrer
Kirchen mit der ELCJ im Ringen um gerechten Frieden und Versoehnung
bekundet. Nach seinen Beobachtungen haben die Besuche zugleich den
Besuchern geholfen, die Probleme der PalaestinenserInnen und der
sraelis, aber auch der ChristInnen im Lande zu verstehen.

Younan bittet diejenigen, die seine Kirche nicht selbst besuchen
koennen, eindringlich darum, Nachtgebete zu halten, wie sie in der
Demokratischen Republik Kongo, in Norwegen, Schweden und in den
Vereinigten Staaten von Amerika bereits stattfinden. "Das Gebet ist
unsere einzige Macht, und kein Staat, keine Sicherheitskraefte, keine
Armee oder militaerische Macht kann sie uns nehmen," sagt er.

Er wuenscht sich, dass sich ChristInnen ueberall in der Welt ueber die
Zukunft des Christentums in dieser Region Gedanken machen. Es bekuemmert
ihn, dass es in 20 Jahren moeglicherweise nur noch wenige ChristInnen
geben wird, die den wichtigen Dienst der ELCJ wahrnehmen, und dass ihnen
dann keine Hilfe von aussen mehr zuteil werden koennte.

Kirchen in Laendern, die sich politisch in der Krise befinden, sollten
bei ihren Regierungen als ehrliche Vermittler darauf dringen, sich fuer
gerechten Frieden einzusetzen, meint er. Younan bittet ferner die
Kirchen, denjenigen in ihrer Mitte, die eine eschatologische Theologie
oder eine auf goettliche Fuegung fuer dieses Land setzende Theologie
entworfen haben, zu widersprechen. "Das ist einem gerechten Frieden
abtraeglich", so Bischof Younan. "In unserem Land tobt ein politischer
und kein eschatologischer Konflikt."

"Die Religion ist dazu benutzt worden, Ungerechtigkeit, Besatzung und
Gewalt zu rechtfertigen", sagt er. "Unsere Kirche muss dem Islam und dem
Judentum klar machen, dass dieser Konflikt kein religioeser Konflikt
ist. Es ist ein politischer Kampf, und es geht dabei um Land. Die drei
monotheistischen Religionen sollten sich fuer Friedenserziehung und fuer
gegenseitige Verstaendigung einsetzen und dem Extremismus
entgegentreten."

Auf die Frage, was ihn in diesem Kampf traegt, antwortete Bischof
Younan: "Vor allem muessen Sie wissen, dass ich aus Jerusalem komme.
Jerusalem ist nicht nur der Ort, an dem das Kreuz aufgerichtet wurde,
sondern auch der Ort der Auferstehung. Das Kreuz ist die Mitte meines
Lebens, abe das Kreuz endet nicht in Golgatha. Gott sei Dank hat es sein
Ende in der Auferstehung."

"Diese Hoffnung, die tief in meinem Herzen verankert ist, gibt mir Kraft
auch im Dunkel des Tunnels, in dem diese Konflikte toben", so Younan.
"Wenn ich kein Licht sehe, dann weiss ich, dass es Auferstehung gibt.
Gott will nicht, dass die Ungerechtigkeit fortbesteht." (584 Woerter)

(Ein Beitrag von Pfr. Kenn Ward, Chefredakteur der Zeitschrift Canada
Lutheran, Magazin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada.)

Die LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni 2001 in Chavannes-de-Bogis bei
Genf steht unter dem Thema: "Die Kirche - berufen zum Dienst der
Versoehnung", einem Vorschlag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien (ELKJ). Der Rat des LWB hatte auf seiner Tagung im Juni 2000
im finnischen Turku entschieden, die Ratstagung in diesem Jahr auf
Einladung der ELKJ in Jerusalem abzuhalten, verlegte den Tagungsort
jedoch aufgrund des tragischen Konflikts im Nahen Osten von
Israel/Palaestina in die Schweiz. 

An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen. 

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Kommunikationsbuero
ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 der weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. as LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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