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Betet fuer Frieden und Versoehnung in Israel/Palaestina


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Sun, 17 Jun 2001 21:19:31 -0500

Bischof Younan: Wann wacht die Welt auf und beendet die Spirale der
Gewalt?

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 15

Genf, 17. Juni 2001 (LWI) - Bischof Munib A. Younan von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ) hat die lutherischen
Kirchen weltweit dazu aufgerufen, fuer einen gerechten Frieden und fuer
Versoehnung in Israel/Palaestina zu beten. Die Kraft des Gebetes koenne
uns und die Welt veraendern. Sein Volk rufe nach mehr Unterstuetzung
durch die Partnerkirchen, erklaerte der palaestinensische Bischof heute
in seiner Predigt waehrend eines Gottesdienstes im Oekumenischen Zentrum
in Genf aus Anlass der Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) vom
12. bis 19. Juni.

Der seit September letzten Jahres wieder aufgeflammte Konflikt zwischen
Israelis und PalaestinenserInnen habe keine religioesen, sondern
politische Wurzeln, auch wenn Religionen schon oft die Ursache fuer
Konflikte gewesen seien. Die Religionen muessten zu einem Instrument
fuer Gerechtigkeit und Frieden werden, so wie von den Propheten des
Alten und des Neuen Testaments und des Korans vorgelebt, so Bischof
Younan. Die Menschen in den Synagogen, Moscheen und in den Kirchen
muessten sich erheben und gegen das Blutvergiessen, gegen den Hass und
gegen Vergeltung protestieren.

Er habe seine Predigt in einer sehr angespannten politischen Atmosphaere
geschrieben, berichtete Younan. Jede Minute sei etwas anderes geschehen.
Einmal habe er israelische Panzer ehoert, Helikopter, sogar F16
Kampfflugzeuge, wie sie gerade palaestinensische Haeuser bombardierten
und zerstoerten. An einem anderen Tag habe er von einem
Selbstmordattentat gehoert, bei dem viele Unschuldige mit in den Tod
gerissen wurden. Das habe zu einer verschaerften Abriegelung der
palaestinensischen Gebiete gefuehrt, die Menschen gelangen weder zur
Arbeit, noch in die Universitaet. Gleichzeitig wuerden aber neue
israelische Siedlungen errichtet, weiteres arabischen Land konfisziert.

Als er vor kurzem die lutherische Schule in Ramallah besuchte, habe sich
ein sechsjaehriges Maedchen bei ihm entschuldigt, berichtete der
palaestinensische Bischof, weil ihr Bruder nicht in den Kindergarten
gekommen war. Auf die Frage warum, habe ihm das Maedchen geantwortet,
weil er durch Schuesse in Arme und Beine verletzt worden war. Wenn er
von diesen Schicksalen hoere, so der Bischof von rund 3.000
Gemeindegliedern in Jerusalem, Palaestina und Jordanien, habe er Traenen
in den Augen.

Um der vielen traumatisierten Kinder im Heiligen Land willen frage er,
wie lange das Blutvergiessen, Hass, Vergeltung und Extremismus noch
weitergehen muessen, ehe die Welt wirklich ernsthaft die furchtbare
Spirale der Gewalt beende. Muesse erst ein Voelkermord oder eine Serie
von Massakern geschehen, ehe das Gewissen der Welt aufwache, so Younan.
Er rief die Regierungen auf, keine Waffen mehr in den brodelnden
Krisenherd im Nahen Osten zu schicken. Vielmehr solle das Geld zur
Verbesserung der Lebensbedingungen und zur Schaffung eines gerechten
Friedens in Israel/Palaestina ausgegeben werden.

Nur wenn die besetzten Gebiete an die PalaestinenserInnen zurueckgegeben
wuerden, wenn die Fluechtlinge zurueckkehren koennten, die Probleme
hinsichtlich der Siedlungen, der Zugang zu Wasser und die Jerusalemfrage
gerecht geloest worden sei, koenne es Frieden im Nahen Osten geben,
betonte Bischof Younan. Er verwies auf die UN-Resolutionen 242, 338 und
194, zu denen es keine Alternative gebe.

Die palaestinensischen LutheranerInnen sein aufgerufen, betonte Bischof
Younan, Anwaelte eines gerechten Friedens zu sein, Bruecken zwischen
Israelis und PalaestinenserInnen zu bauen und sich fuer eine Kultur der
Vergebung und des Verstehens anstatt einer Kultur des Zorns und der
Rache einzusetzen. Weiterhin haetten sie die Aufgabe, den Dialog
zwischen Christen- und Judentum sowie dem Islam zu foerdern und sich
fuer einen gerechten Frieden und Versoehnung einzusetzen.

Der Gottesdienst im Oekumenischen Zentrum in Genf war einer der
Hoehepunkte der diesjaehrigen LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni. Der
LWB-Rat hatte vor einem Jahr entschieden, die Ratstagung im Jahr 2001
auf Einladung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ)
Younan in Jerusalem abzuhalten. Aufgrund des tragischen Konflikts im
Nahen Osten wurde der Tagungsort im Februar 2001 von Israel/Palaestina
in die Schweiz verlegt. Das von der ELKJ vorgeschlagene Thema "Die
Kirche - berufen zum Dienst der Versoehnung" wurde beibehalten und
bestimmte massgeblich die Diskussionen im Rat mit einem besonderen
Schwerpunkt auf der Situation in Israel/Palaestina.

An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen. (728
Woerter)

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie uns ueber den
Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 der eltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
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