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Die Israeli war so menschlich, das war neu fuer mich


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Sun, 17 Jun 2001 21:24:27 -0500

Palaestinensische Stewardess auf der LWB-Ratstagung in Genf

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 17

Genf, 17. Juni 2001 (LWI) - Im Rahmen der Ratstagung des Lutherischen
Weltbundes (LWB) vom 12. bis 19. Juni fand heute ein Seminar zum Thema:
"Gerechtigkeit und Frieden im Nahen Osten" im Oekumenischen Zentrum in
Genf statt. In einer Podiumsdiskussion versuchten eine Reihe von
RednerInnen die rechtlichen, humanitaeren und menschlichen Konsequenzen
des gegenwaertigen Konflikts in Israel/Palaestina zu beleuchten und
Perspektiven fuer konkrete Massnahmen seitens der Kirche darzulegen.

An der Diskussion beteiligte sich auch Foutine Ansara von der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien (ELKJ). Sie ist in der
kirchlichen Jugendarbeit taetig und arbeitet gegenwaertig als Stewardess
bei der Ratsversammlung des LWB. Mit ihr sprach Klaus Rieth, Brot fuer
die Welt:

LWI: Frau Ansara, wie sind Sie auf diese Ratstagung des LWB als
Stewardess gekommen?

Ansara: Mein Bischof, der zugleich mein Gemeindepfarrer ist, hat mich
gefragt, ob ich nicht mit nach Genf zur Ratstagung gehen moechte. Auch
mein Bruder ist Pfarrer und so habe ich von dieser Versammlung schon
frueher gehoert.

LWI: Haben Sie noch mehr Geschwister?

Ansara: Ich habe drei Brueder, ich selbst bin die Juengste.

LWI: Welchen Beruf haben Sie?

Ansara: Ich lerne gerade Hotelfachfrau in Ramallah. Das ist eine Stadt
mit etwa 80.000 EinwohnerInnen. Dort arbeite ich in einem
Vier-Sterne-Hotl mit 82 Zimmern. Meine Ausbildung dauert schon zwei
Jahre und ist bald abgeschlossen.

LWI: Wollen Sie nach der Berufsausbildung in ein anderes Land gehen?

Ansara: Nein, ganz sicher nicht, ich liebe meinen Beruf und ich moechte
gerne in Ramallah bleiben.

LWI: Wieviel verdienen Sie?

Ansara: Gegenwaertig erhalte ich zwischen 400 und 500 Dollar im Monat.

LWI: Das ist nicht viel!

Ansara: Ich weiss, aber seit der Intifada ist mein Lohn gekuerzt worden,
weil der Hotelbesitzer einfach nicht mehr genug zur Verfuegung hat. Aber
es reicht zum Leben und ich wohne noch bei meiner Familie.

LWI: Sie arbeiten ehrenamtlich in Ihrer Kirchengemeinde mit. Was machen
Sie genau?

Ansara: Ich leite zusammen mit zwei Kollegen eine Jugendgruppe in
unserer Kirchengemeinde. Wir treffen uns einmal die Woche in den Raeumen
unter unserer Kirche in Ramallah.

LWI: Wieviele kommen da regelmaessig und was machen Sie bei diesen
Treffen?

Ansara: Wir haben zwischen 30 und 50 Jungs und Maedchen, die alle
zwischen 18 und 30 Jahre alt sind. Zum Programm gehoeren Sport, Tanz,
Bibelstunden, Musik, Partys, Treffen mit anderen Jugendgruppen, was man
halt so macht. Und zweimal hatte ich auch die Moeglichkeit zum Austausch
mit anderen Jugendlichen in anderen Laendern. So konnte ich etwa schon
zweimal nach Deutschland reisen. Das war sehr schoen.

LWI: Kommen immer gleich viele oder muessen Sie um neue Mitglieder
werben?

Ansara: Leider muessen wir werben, sonst waeren es nicht immer so viele.

LWI: Wie haben Sie die Diskussion beim Seminar ueber Frieden und
Gerechtigkeit im Nahen Osten heute empfunden?

Ansara: Ich habe mich ueber die Aussagen der palaestinensischen Muslimin
gefreut. Das war ein Tatsachenbericht. Das konnte ich gut
nachvollziehen. Ueber die Worte der Israeli habe ich mich gewundert. Sie
war so menschlich! Das war neu fuer mich. Aber es hat mich gefreut und
ich hoffe, dass es noch mehr solche Menschen in Israel gibt.

LWI: Wie beurteilen Sie Ihre Zukunft in Ihrem Land?

Ansara: Ich denke, dass wir noch lange au einen gerechten Frieden warten
muessen. Derzeit wird die Situation immer schlimmer. Deshalb sollten die
Konfliktparteien ganz schnell an den Verhandlungstisch zurueckkehren und
eine Loesung finden, die auf beiden Seiten auf Gewalt verzichtet. Die
meisten PalaestinenserInnen suchen Frieden. Und ich hoffe, wir werden
dereinst mit den Israelis wie Brueder und Schwestern zusammenleben.

LWI: Fuehlen Sie sich in Palaestina mehr als Lutheranerin oder mehr als
Protestantin?

Ansara: Ich fuehle mich als Christin.

LWI: Und welche Aufgaben hatten Sie hier in Genf als Stewardess zu
erledigen?

Ansara: Wir verteilen Kopien der Schriftstuecke an die Ratsmitglieder,
wir reichen Nachrichten an ihre Empfaenger weiter und helfen mit, dass
die Tagung reibungslos ablaeuft.

LWI: Das scheint Ihnen Spass zu machen!

Ansara: Und wie. Ich hoffe nur, dass wir naechstes Jahr mit der
Ratstagung in Palaestina sein werden. Dann werde ich wieder dabei sein
und mithelfen, aber dann als Gastgeberin. Eigentlich hoffe ich es nicht
nur, ich glaube es ganz gewiss. (691 Woerter)

(Mit Foutine Ansara sprach Klaus Rieth, Brot fuer die Welt.)

An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen. (728
Woerter)

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie uns ueber den
Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitglidskirchen, denen rund 60,2 der weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
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