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Ein langer Weg zum Frieden


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Sun, 17 Jun 2001 21:23:42 -0500

LWB-Seminar zu Frieden und Versoehnung im Nahen Osten

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 16

Genf, 17. Juni 2001 (LWI) - Ein Hauptproblem bei einer Friedensloesung
im Nahen Osten ist die Siedlungspolitik der Israelis, so fasste Kamal
Hossain aus Bangladesh seine Erfahrung als Mitglied einer
UN-Menschenrechtskommission zusammen. Hossain hatte Palaestina und
Israel im letzten Jahr besucht. Seine Untersuchungskommission fordere
rasche Verhandlungen ueber die Rueckgabe von Land, Einhaltung der
Menschenrechte und des Voelkerrechts sowie vertrauensbildende
Massnahmen, um ein Gleichgewicht der Maechte im Nahen Osten zu schaffen,
erklaerte Hossain heute in einer Podiumsdiskussion im Rahmen der
Ratstagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) im Oekumenischen Zentrum in
Genf.

Gepraegt war das Seminar zum Thema: "Gerechtigkeit und Frieden im Nahen
Osten" von den persoenlich gehaltenen Berichten Betroffener. Etwa der
Bericht der palaestinensischen Mutter Huda Abu Gharbieh. Sie wies
besonders auf die Einkommensunterschiede zwischen PalaestinenserInnen
und Israelis hin. Wie koenne sie ihren Kindern erklaeren, dass ein
Israeli im Durchschnitt jaehrlich 16.000 US-Dollar verdiene, ein
Palaestinenser aber nur 1.400, fragte sie. Sie klagte die brutale
Siedlungspolitik der Israelis an, die illegal Land und Strassen
konfiszierten. Durch diese Handlungsweise Israels wuerde das Wort
"Frieden" zur leeren Huelse. Und Versoehnung sei nur moeglich durch
Gerechtigkeit und Menschenwuerde.

Auch Dalia Landau, die das Projekt "Open House" in Ramle nahe Jerusalem
begleitet, wies darauf hin, dass Frieden nur durch Gerechtigkeit
herzustellen sei. Die Israeli Dalia Landau warb dafuer, beide Seiten im
Nahostkonflikt als Opfer zu betrachten. "Nur wer beide Seiten als Opfer
sieht und wahrnimmt, kann Frieden bringen". Sie forderte die
Weltgemeinschaft und insbesondere die Europaeische Gemeinschaft auf,
einen neutralen Standpunkt einzunehmen, und so Frieden zu ermoeglichen.
In einer bewegenden Erklaerung entschuldigte sich Dalia Landau als
Juedin fuer das Unrecht, das 1948 den PalaestinenserInnen angetan wurde.
Auch die Siedlungspolitik verurteilte sie und bat um Verzeihung.

Ergaenzt wurden die Beitraege der zwei Muetter durch persoenliche
Stellungnahmen von Foutine Ansara und Said Mreibe. Die beiden jungen
Leute sind VertreterInnen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien (ELKJ) und sind in Jerusalem geboren. Beide sind in der
kirchlichen Jugendarbeit taetig und arbeiten gegenwaertig als Stewards
der Ratsversammlung des LWB.

So bedauerte Said Mreibe, dass zwar juedische EmigrantInnen aus allen
Teilen der Welt jederzeit nach Israel zurueckkehren koennten, dieses
Recht aber palaestinensischen Vertriebenen nicht gewaehrt werde. Mreibe
warnte davor, dass immer mehr palaestinensische ChristInnen ihr Land
aufgrund der schlimmen Bedingungen verliessen und es so fuer die
illegale Besetzung durch juedische SiedlerInnen freimachten. Er
beklagte, dass fuer die meisten PalaestinenserInnen keinerlei
Reisefreiheit bestehe und dass es kaum Arbeitsplaetze gebe. Gegenwaertig
stuenden palaestinensische Jugendliche vor der Entscheidung: "Entweder
sie emigrieren in ein anderes Land zu Freunden oder Verwandten, oder
aber sie bleiben in einem Land ohne Freiheit und ohne die minimalsten
Menschenrechte. In einem Land, in dem es nicht einmal erlaubt ist, am
Sonntag den Gottesdienst zu besuchen."

Bischof Munib A. Younan von der lutherischen Kirche in Jordanien und
Palaestina forderte die USA auf, ein ehrenwerter Haendler zwischen
beiden Konfliktpateien zu sein und nicht noch mehr Waffen in das
Unruhegebiet zu liefern. Die Region brauche wieder Fuehrer wie Rabin
oder Saddat und die israelische Regierung solle sich offiziell fuer
begangenes Unrecht entschuldigen. Younan bat den LWB um Finanzmittel
fuer effektive Versoehnungsprogramme, die der einzige Weg seien, etwas
dauerhaft zu veraendern.

Auch der Generalsekretaer des Oekumenischen Rates der Kirchen (OeRK),
Konrad Raiser, betonte die Chance der Zusammenarbeit zwischen LWB und
OeRK mit gemeinsamen Programmen in der Konfliktregion. Zugesagt wurde
ausserdem zu pruefen, inwieweit Genf als neutraler Ort fuer Treffen von
VertreterInnen beider Konfliktparteien infrage kaeme und wie solche
Programme finanzierbar waeren. (579 Woerter)

(Ein Beitrag von Klaus Rieth, Brot fuer die Welt.)

Die LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni 2001 in Chavannes-de-Bogis bei
Genf steht unter dem Thema: "Die Kirche - berufen zum Dienst der
Versoehnung", einem Vorschlag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien (ELKJ). Der Rat des LWB hatte auf seiner Tagung im Juni 2000
im finnischen Turku entschieden, die Ratstagung in diesem Jahr auf
Einladung der ELKJ in Jerusalem abzuhalten, verlegte den Tagungsort
jedoch aufgrund des tragischen Konflikts im Nahen Osten von
Israel/Palaestina in die Schweiz.

An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Kommunikationsbuero
ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78  666 27 33

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 der weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org
Tel.:	+41-22-791-6353
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