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Eines Tages werden Israelis und PalaestinenserInnen in Frieden leben


From "Frank Imhoff" <franki@elca.org>
Date Mon, 18 Jun 2001 06:34:43 -0500

Hudas Traum
"Unsere Kinder haben keine normale Kindheit"

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 18

Genf, 18. Juni 2001 (LWI) - Ihre Kinder, so Huda Abu Gharbieh, sind
nicht mehr bereit, ihr alles zu glauben, was sie ihnen sagt. Wenn die
vierfache Mutter mit ihren Kindern ueber Frieden, Wahrheit und
Gerechtigkeit redet, dann sieht die Wirklichkeit gerade ganz anders aus.
Das Gegenteil von Frieden, Wahrheit und Gerechtigkeit sei ihre
Realitaet. Huda Abu Gharbieh leidet wir ihre Kinder unter diesem
Zwiespalt. "Unsere Kinder haben keine normale Kindheit", klagt sie. Sie
wachsen unter hohem Druck auf, die Intifada hat sie zu anderen Menschen
gemacht. Sie sind nicht wie andere Kinder dieser Welt.

Deshalb traeumt Huda Abu Gharbieh diesen Traum, den sie schon oft
getraeumt hat: Sie lebt mit ihren Kindern in ihrem eigenen Land, sie ist
stolz, eine Palaestinenserin zu sein und sie lebt in Frieden mit ihren
israelischen Nachbarn. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Huda
hat Traenen in den Augen, wenn sie von den toedlichen Schuessen eines
israelischen Siedlers auf das Kind ihrer Nachbarn berichtet. Traenen der
Trauer und Traenen der Wut, dass die Spirale der Gewalt sich anscheinend
immer weiterdrehen muss.

Huda ist aber gleichermassen empoert ueber die Angriffe und Massaker von
palaestinensischer Seite. Deshalb muesse Frieden, gerechter Frieden
geschaffen werden - in Schulen, in Jugendverbaenden, mit Hilfe von
Frauenvereinigungen. Die Hemmnisse auf diesem steinigen Weg elebt sie in
der eigenen Familie. Der 18jaehrige Sohn haette gern das Programmieren
von Computern gelernt. Doch die Strasse von Ramallah nach Jerusalem ist
gesperrt, er wuerde nicht einmal die Universitaet taeglich erreichen.
Und das Wohnen in Jerusalem ist zu teuer. Sie selbst hat beim letzten
Mal fuer die Strecke statt 15 Minuten ganze drei Stunden gebraucht.
Stolz erklaert die Muslimin Huda Abu die Bedeutung der Namen ihrer
Kinder. So hat sie ihren Aeltesten Ivar genannt, das heisst: "Der sich
mehr um andere als um sich selbst kuemmert".

Dieser Name mit seiner Bedeutung ist Programm fuer die vierfache Mutter,
die im Auguste Victoria-Krankenhaus in Jerusalem arbeitet und dort den
Bereich Wirtschaft und Technik leitet. Noch jetzt ist deshalb der 29.
September letzten Jahres fuer Huda ein traumatisches Datum. Als das
erste Opfer des Massakers in der Al-Aksa-Moschee in ihrem Krankenhaus
eingeliefert wurde und dort starb.

Huda will die andere Seite verstehen, deshalb sucht sie den Kontakt zu
Israelis, zu Muettern wie sie. Sie will pragmatisch den Frieden
schaffen. Sie will ihrem Gegenueber die eigene Geschichte erklaeren und
sie will zuhoeren, um so besser zu verstehen. Dabei hilft ihr ihr
Glauben, die anderen so zu sehen, wie Gott sie geschaffen hat. Und sie
weiss, dass Frieden nur moeglich ist, wenn die grundsaetzlichen Fragen
des Landbesitzes geklaert sind. "Die Siedler muessen unser Land
verlassen", fordert sie, "sonst kann kein Frieden einkehren".

Und dann erzaehlt sie die fast unglaubliche Geschichte von dem
30-jaehrigen Palaestinenser Mazan Julani, der von einem juedischen
Siedler erschossen worden war und dessen Organe seine Eltern fuer die
Transplantation bei drei israelischen Empfaengern gespendet hatten.
Niemand haette diese Eltern verstanden, erklaert sie, doch deren fester
Glaube und die Ueberzeugung, dass Versoehnung nicht nur ein Wort ist,
habe sie bei dieser Entscheidung geleitet.

Huda leidet ganz offensichtlich unter der Situation in ihrem Land. Immer
wieder fragt sie, warum ihre Kiner nicht die gleichen Voraussetzungen
haben wie die Kinder in der Schweiz oder anderswo in der Welt. Aber sie
hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Der Intifada will sie die Suche nach
Wahrheit, Verstaendnis und Versoehnung entgegensetzen. Und so erzieht
sie auch ihre Kinder, selbst wenn die nicht immer mit ihrer Mutter einig
sind. Aber langfristig, so der Traum Hudas, werden sie und beide Voelker
diesen Weg des Friedens gehen. Und diesen Traum wird sie nie aufgeben.
(616 Woerter)

(Ein Beitrag von Klaus Rieth, Brot fuer die Welt.)

Die LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni 2001 in Chavannes-de-Bogis bei
Genf steht unter dem Thema: "Die Kirche - berufen zum Dienst der
Versoehnung", einem Vorschlag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in
Jordanien (ELKJ). Der Rat des LWB hatte auf seiner Tagung im Juni 2000
im finnischen Turku entschieden, die Ratstagung in diesem Jahr auf
Einladung der ELKJ in Jerusalem abzuhalten, verlegte den Tagungsort
jedoch aufgrund des tragischen Konflikts im Nahen Osten von
Israel/Palaestina in die Schweiz.

An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen.

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Kommunikationsbuero
ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 der weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
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