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LutheranerInnen und KatholikInnen - Brueder und Schwestern im Glauben


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 18 Jun 2001 11:53:10 -0500

LutheranerInnen und KatholikInnen verstehen sich als Brueder und
Schwestern im Glauben
Oekumenische Gaeste bei der LWB-Ratstagung in Genf

LWB-Ratstagung in Genf, Schweiz, 12. - 19. Juni 2001
PRESSEMITTEILUNG NR: 19

Genf, 18. Juni 2001 (LWI) - Als sehr gut bezeichnete Dr. Matthias
Tuerk, Mitarbeiter des Paepstlichen Rates zur Foerderung der Einheit der
Christen (PCPCU), die oekumenischen Beziehungen zwischen dem
Lutherischen Weltbund (LWB) und der roemisch-katholischen Kirche. Was
noch vor 40 Jahren schwer vorstellbar war, sei heute oekumenische
Wirklichkeit geworden: LutheranerInnen und KatholikInnen verstuenden
sich als Brueder und Schwestern im Glauben, die sich auf einem
gemeinsamen Weg zur "vollen sichtbaren Einheit" der Kirche, zu einer
"versoehnten Verschiedenheit in Einheit" befinden, so Tuerk in einem
Grusswort an den in Genf tagenden Rat des LWB.

Der bisher bedeutendste Meilenstein auf dem gemeinsamen oekumenischen
Weg sei "ohne Zweifel und trotz aller Kritik" die Unterzeichnung der
Gemeinsamen Erklaerung zur Rechtfertigungslehre (GE) am Reformationstag
1999 gewesen. Hinsichtlich der katholischen Erklaerung "Dominus Iesus",
die auf heftige Kritik gestossen war, erklaerte Tuerk, dass Papst
Johannes Paul II. unmittelbar nach der Erklaerung Kirche betont habe:
"Das Engagement der katholischen Kirche fuer die Oekumene ist
unwiderruflich".

Die Erklaerung habe vor allem schmerzlich die Unterschiede im
Verstaendnis von Kirche, ihrem Wesen und ihrer Bestimmung in Erinnerung
gerufen. Die noch bestehenden Unterschied in der Ekklesiologie seien es,
die zu weiterem Dialog aufforderten, so Tuerk.

Die Anfrage des LWB-Praesidenten, Landesbischof Dr. Christian Krause,
nach weiteren Moeglichkeiten zur "eucharistischen Gastfreundschaft" habe
der Paepstliche Rat zur Foerderung der Einheit der Christen sehr ernst
genommen. Tuerk versicherte, zur Zeit werde intensiv an einer
theologisch fundierten Antwort gearbeitet, die versuche, alle
verfuegbaren Moeglichkeiten auszuloten. 

Am Rande der LWB-Ratstagung sprach Klaus Rieth mit Dr. Matthias Tuerk.

LWI: Herr Tuerk, Sie sind 38 und Sie sind der fuer die Beziehungen zum
Lutherischen Weltbund zustaendige Mitarbeiter des Paepstlichen Rates zur
Foerderung der Einheit der Christen (PCPCU) in Rom. Ein langer Titel.

Tuerk: In der Tat, aber der Titel sagt ja schon einiges ueber meine
Aufgabe aus. Ich bin der fuer den LWB Zustaendige in diesem Rat, daneben
gibt es andere, die Kontakt zu den Reformierten oder zu den Anglikanern
halten.

LWI: Was qualifiziert Sie, gerade mit den LutheranerInnen eng
zusammenzuarbeiten?

Tuerk: Ich habe ein abgeschlossenes Theologiestudium und habe
promoviert. Danach war ich Sekretaer von Bischof Scheele in Wuerzburg
und Vorsitzender der oekumenischen Kommission der Deutschen
Bischofskonferenz. Bis heute bin ich Domvikar in der Dioezese
Wuerzburg.

LWI: Worueber haben Sie promoviert?

Tuerk: Ich habe ueber "Offenbarung und Struktur" promoviert. Ueber
Theologen wie Karl Barth und Wolfhart Pannenberg und ueber Karl Rahner
und andere. Darueber, wie sich der offenbarungstheologische Ansatz
veraendert hat zwischen dem Ersten und Zweiten Vatikanum. Oder anders
ausgedrueckt, wie man von den Glaubenssaetzen zu Christus als der
Selbstmitteilung Gottes in der Offenbarung gelangt ist.

LWI: Seit wann sind Sie in Rom und gefaellt es Ihnen dort?

Tuerk: Ich habe von 1985 bis 1991 in Rom an der Gregoriana studiert.
Seit Januar 1999 gehoere ich dem Einheitsrat an. Rom gefaellt mir ganz
ausserordentlich gut. Da trifft sich die Weltkirche!

LWI: Sie sind also im entrum der Macht?

Tuerk: Nein, nicht deshalb bin ich gerne in Rom, sondern ich sehe
dieses Zentrum der Macht als Dienstleistungszentrum fuer die Weltkirche.
Da stimme ich mit Kardinal Kasper ueberein, der gesagt hat, man muesse
gerade Menschen aus den Dioezesen nach Rom holen, um dort fuer eine
gewisse Zeit die Erfahrungen der Ortskirche einzubringen. Und dann
sollen sie wieder in diese Dioezesen zurueckkehren und ihre Erfahrungen
aus Rom weitertragen.

LWI: Welchen Eindruck haben Sie von der diesjaehrigen Ratstagung hier
in Genf?

Tuerk: Wie es Praesident Krause schon gesagt hat, man fuehlt sich ja
fast schon zugehoerig. Ich schaetze die Offenheit fuer Fragen und
Belange innerhalb des LWB. Und ich bekomme einen vertieften Einblick,
wie hier Entscheidungen fallen und wie Spiritualitaet gelebt wird.

LWI: Und wie beurteilen Sie die Umsetzung des Themas dieser Ratstagung,
also der "Versoehnung"?

Tuerk: Hier sehe ich eine starke Verbundenheit mit dem Engagement der
roemisch-katholischen Kirche im Nahen Osten. Auch der Papst sagt ja,
dass es jetzt die erste Aufgabe sei, unsere Stimme fuer die Bedraengten
dort zu erheben. Da sind wir uns voellig einig.

LWI: Wo sehen Sie gegenwaertig die groessten Schwierigkeiten, die der
LWB hat?

Tuerk: Im Prozess der Identitaetsfindung. Das scheint wichtig zu sein:
Wie koennen wir die grundsaetzlichen Fragen des Kircheseins zum Ausdruck
bringen. Wie gestalten wir den Communio-Gedanken? Dieser
Communio-Gedanke ist ja auch bei uns Katholiken zentrales Thema. Da
pruefen wir im Dialog mit anderen Konfessionen, wie weit das gehen kann.
Und der Communio-Gedanke ist der Gedanke, an dem wir gemeinsam in
Zukunft weiterarbeiten werden.

LWI: Was wuenschen Sie dem LWB?

Tuerk: Ich wuensche ihm ein Zusammenwachsen der Gemeinschaft in all
ihrer Vielfalt, in der Kultur, zwischen den Erdteilen, in der
Spiritualitaet, um eine lutherische Identitaet zu gewinnen, die dann in
das oekumenische Gespraech eingebracht werden kann. 

LWI: Bereits in Bratislava, aber dann auch in Turku und etzt hier
feiern Sie regelmaessig die katholische Messe. Meist fruehmorgens. Und
dabei haben Sie nicht wenige lutherische Gaeste.

Tuerk: Das ist richtig. Als katholischer Priester bin ich angehalten,
taeglich die Messe zu feiern. Das habe ich getan, wenn es irgendmoeglich
war, und ich habe mich sehr gefreut, wenn lutherische Gaeste anwesend
waren.

LWI: Gab es da kein Problem mit dem Abendmahl?

Tuerk: Ueberhaupt nicht. Die roemisch-katholischen TeilnehmerInnen
erhalten die Eucharistie und die lutherischen TeilnehmerInnen kommen
ebenfalls nach vorne und empfangen den Segen. Das hat sich mittlerweile
fast weltweit so eingespielt.

LWI: Was werden Sie nach dieser LWB-Ratstagung machen?

Tuerk: Heute fliege ich zurueck nach Rom, um dann bereits uebermorgen
nach Belfast zur Vollversammlung der Leuenberger Kirchengemeinschaft
(LKG) zu reisen. (914 Woerter)

(Mit Dr. Matthias Tuerk sprach Klaus Rieth, Diakonisches Werk der
EKD.)

Die LWB-Ratstagung vom 12. bis 19. Juni 2001 in Chavannes-de-Bogis bei
Genf steht unter dem Thema: "Die Kirche - berufen zum Dienst der
Versoehnung". An der LWB-Ratstagung nehmen 96 VertreterInnen der 131
LWB-Mitgliedskirchen aus 72 Laendern und 77 MitarbeiterInnen des LWB,
DolmetscherInnen, Stewards, PressevertreterInnen und Gaeste teil. Der
jaehrlich tagende LWB-Rat ist das hoechste Gremium zwischen den in der
Regel alle sechs Jahre stattfindenden Vollversammlungen des LWB. Er
besteht aus einem Praesidenten/einer Praesidentin und 48 Mitgliedern und
wird von der Vollversammlung gewaehlt. Der Lutherische Weltbund umfasst
zur Zeit insgesamt 131 Mitgliedskirchen in 72 Laendern und vertritt rund
60,2 Millionen der weltweit knapp 64 Millionen LutheranerInnen. 

Waehrend der LWB-Ratstagung erreichen Sie das LWB-Kommunikationsbuero
ueber den Mobilfunk-Anschluss: +41 - 78 - 666 27 33

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Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 131 Mitgliedskirchen, denen rund 60,2 de weltweit knapp 64
Millionen LutheranerInnen in 72 Laendern angehoeren. Das LWB-Sekretariat
befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation
und verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material
gibt, falls dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder
Meinung des LWB oder seiner Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI"
gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos mit Quellenangabe
abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
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Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
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