From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


ORK - "Respektiert Kyoto"


From "Sheila Mesa" <smm@wcc-coe.org>
Date Tue, 31 Jul 2001 14:10:54 +0200

Okumenischer Rat der Kirchen
ORK-Feature, Feat-01-10
zur Veroffentlichung frei
31. Juli 2001

"Respektiert Kyoto" -  das Motto der ORK-Delegation auf der
Bonner Klimakonferenz 

Vgl. ORK-Pressemitteilung, PR-01-24, 16. Juli 2001
Vgl. ORK-Pressemitteilung, PR-01-14, 15. Juni 2001
Vgl. WCC Press Update, Up-01-08, 30. Marz 2001

"Honour Kyoto" (Respektiert Kyoto) stand auf dem Button, den
sich Bonnie Wright aus Simbabwe an die Bluse gesteckt hatte. Sie
war Mitglied der Delegation des Okumenischen Rates der Kirchen
(ORK) auf dem Klimagipfel (Konferenz der Vertragsparteien, COP
6 Teil 2) vom 16. bis 27. Juli 2001 in Bonn. Die grosste Sorge
der ORK-Delegation galt dem Scheitern des Kyoto-Protokolls nach
dem Ruckzug von US-Prasident Bush aus der Vereinbarung.  

In dem Dokument, das auf dem Klimagipfel in Kyoto 1997 von der
Konferenz der Vertragsparteien verabschiedet wurde, sind erstmals
verbindliche Massnahmen und Zahlen zur Reduktion der
CO2-Emissionen durch die Industriestaaten festgeschrieben. Doch
bisher wollte sich noch keine Industrienation auf diese
Verbindlichkeiten festlegen lassen. Bis heute haben 84 Parteien
das Protokoll unterzeichnet, aber nur 37 Staaten, hauptsachlich
Entwicklungslander, haben es ratifiziert.  

Der ORK-Delegation - einer Kerngruppe von funf Mitgliedern aus
Argentinien, den Niederlanden, den USA, Russland und Simbabwe -
war es wie allen anderen Nichtregierungsorganisationen nicht
erlaubt, an den Debatten der Regierungsvertreter teilzunehmen.
Umso wichtiger war es, dass die ORK-Delegierten auf den Fluren
Kontakt zu den Regierungsdelegierten suchen konnten, um sich uber
den Verhandlungsstand zu informieren und ihnen die Position des
Okumenischen Rates der Kirchen naher zu bringen.  

Am Sonntagabend erreichten die Verhandlungen uber den
Kompromissvorschlag des Prasidenten der COP, Jan Pronk, die
entscheidende Phase. In den Gesichtern der Konferenzteilnehmer
spiegelte sich die Anspannung der Situation wider. Dennoch fand
Michael Grubb, ein Vertreter der Europaischen Union, Zeit, mit
der ORK-Delegation ein langeres Gesprach zu fuhren. Grubb ist
Wissenschaftler und Autor des Buches The Kyoto Protocol. A guide
and assessment. ORK-Delegationsmitglied Larissa Skuratowskaja aus
Russland hat erreicht, dass diese Analyse ins Russische ubersetzt
wird. Sie konnte sogar Botschafter Raul Estrada-Oyuela aus
Argentinien - ein wichtiger Vermittler auf der Bonner Konferenz -
dafur gewinnen, ein Vorwort zu schreiben. Trotz der angespannten
Stimmung an diesem Abend nahm sich Estrada die Zeit, in einer
Verhandlungspause ein Exemplar der russischen Version von Larissa
Skuratowskaja entgegenzunehmen.  

Am Montag, dem 23. Juli, erreichte das Ringen um den Kompromiss
seinen Hohepunkt. Die ORK-Delegierten trafen sich am Morgen zu
einer Besprechung. Sie wussten, dass die Vertreter der Lander
zwei Nachte hindurch uber das "Pronk-Papier" diskutiert hatten
und dass nun die Entscheidung fallen musste. Die Befurchtungen,
dass der Kompromissvorschlag und damit das Kyoto-Protokoll
scheitern wurden, waren gross. Als dann um 12 Uhr die
Regierungsvertreter dem Kompromiss zustimmten, fiel den
ORK-Delegierten ein Stein vom Herzen. "Ich bin wirklich
glucklich uber diese Entscheidung", erklarte Elias Abramides,
der Delegationsleiter aus Argentinien. "Es ist das beste, was
unter den gegebenen Umstanden moglich war. Die Ratifizierung des
Kyoto-Protokolls ist nicht mehr vollig vom Tisch."   

Bonnie Wright zeigte sich skeptischer: "Mein Herz schlagt fur
die Entwicklungslander. Ich weiss, das sie viele Zugestandnisse
machen mussten. Dieser Kompromiss ist ein politischer Sieg, aber
er ist fur die Umwelt wenig effektiv. Fur Afrika ware es wichtig,
die USA dabeizuhaben. Sie produzieren weltweit am meisten CO2 und
ihre finanziellen Beitrage zu den Fonds fur die
Entwicklungslander waren sehr wichtig." Aber sie war ebenfalls
froh, dass der internationale Klimaschutz auch ohne die USA
weiterfortgefuhrt wird.  

So gratulierte sie Jan Pronk von Herzen fur seine Arbeit, als
sie ihm am nachsten Abend bei der abschliessenden Feier
begegnete. "Bleibt wachsam!", lautete seine Antwort. Denn in der
Tat sind die Schwierigkeiten noch keineswegs ausgestanden und die
Euphorie uber das Abkommen verfliegt schnell. Die Umweltminister
gaben zwar schon am Montag grunes Licht fur das Pronk-Papier,
doch formal nahmen es die Delegierten erst zwei Tage spater an,
nach langen Verhandlungen mit Russland, das dann doch nicht
bedingungslos zustimmen wollte.  

Immer wieder hatten die ORK-Delegierten den Eindruck, dass es
bei dieser Konferenz nicht in erster Linie um den Klimaschutz
ging. "Im Endeffekt geht es doch immer nur um Geld", stellte
Bonnie Wright fest. Und Elias Abramides sah hier eine ganz
wichtige Aufgabe fur den ORK: "Wir durfen nicht damit aufhoren,
immer wieder unsere Botschaft von Ethik, Gerechtigkeit und Liebe
weiterzusagen." Larissa Skuratowskaja erganzte: "Wenn wir nicht
mehr auf den Aspekt der Gerechtigkeit bei diesen Verhandlungen
hinweisen wurden, wer wurde es dann tun?"   

William Somplatsky-Jarman aus den USA war der Ansicht, dass
besonders die guten Seiten des Bonner Abkommens betont werden
mussten: "Prasident Bush wird es sicherlich wertlos nennen,
deshalb mussen wir den Leuten deutlich machen, was damit gewonnen
wurde, dass es ein gutes und wichtiges Dokument ist. So ist zum
Beispiel die Tatsache, dass die Finanzierung von Atomkraftwerken
nicht als Klimaschutzmassnahme angerechnet werden kann, ein
grosser Erfolg." Fur ihn beginnt die eigentliche Arbeit erst nach
der Klimakonferenz: "Es ist sehr wichtig, dass wir als ORK an dem
Prozess beteiligt bleiben. Die Kirchen mussen darauf hinarbeiten,
dass das Kyoto-Protokoll nun auch tatsachlich in Kraft tritt."
Auch fur sie gilt die Aufforderung: "Respektiert Kyoto!".  

Weitere Informationen erhalten Sie von Buro der
Medienbeauftragten, Tel.:  (+41.22) 791.61.53  

**********
Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) ist eine Gemeinschaft von
342 Kirchen in uber 100 Landern auf allen Kontinenten und aus
praktisch allen christlichen Traditionen. Die romisch-katholische
Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ORK
zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die
ungefahr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ORK wurde 1948 in
Amsterdam (Niederlande) offiziell gegrundet. An der Spitze der
Mitarbeiterschaft steht Generalsekretar Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

Okumenischer Rat der Kirchen
ORK-Medienbeauftragte 
Tel: (41 22) 791 6153 / 791 6421
Fax: (41 22) 798 1346
E-Mail: ka@wcc-coe.org 
Internet: www.wcc-coe.org 

Postfach 2100
1211 Genf 2, Schweiz


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home