From the Worldwide Faith News archives www.wfn.org


Lebenshilfe fuer das neue Jahrtausend


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Tue, 14 Aug 2001 22:00:51 -0500

Deutsche LutheranerInnen modernisieren Richtlinien fuer christlichen Alltag

Hannover (Deutschland)/Genf, 14. August 2001 (LWI) - Die Vereinigte
Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) will ihren rund elf Millionen
Mitgliedern moderne Richtlinien zu Gottesdienst und Alltag an die Hand geben. Die
"Leitlinien kirchlichen Lebens" sollen in den acht Mitgliedskirchen die Lebensordnung
von 1955 ersetzen, teilte die VELKD letzte Woche in Hannover mit. 

Beim Umgang mit gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften, mit Geldanlagen oder
kirchlichen Zeremonien wie Trauung, Taufe und Begraebnis soll den lutherischen
Kirchen konkrete Lebenshilfe fuer das neue Jahrtausend geboten werden. Die VELKD
will daher im kommenden Jahr ihre aus den 50er Jahren stammende Lebensordnung
modernisieren. Die Leitlinien seien jedoch keine vollstaendige kirchliche Ethik, sondern
beschraenkten sich auf Handlungsfelder, die fuer ChristInnen in der Gemeinde von
besonderer Bedeutung sind.

Die Kirchenleitung der VELKD hatte den Entwurf der Leitlinien in ihrer Sitzung Ende
Juni fuer das Stellungnahmeverfahren in den Gliedkirchen frei gegeben, das bis zum
31. Maerz 2002 abgeschlossen werden muss. Bischofskonferenz und Generalsynode
der VELKD werden im Herbst 2002 ueber die Annahme der Leitlinien entscheiden, die
anschliessend in den Gliedkirchen in Kraft gesetzt werden koennen. Sie wuerden dann
in den Landeskirchen von Bayern, Braunschweig, Hannover, Mecklenburg, Nordelbien,
Sachsen, Schaumburg-Lippe und Thueringen gelten.

Der jetzt vorgelegte Text, an dem seit 1993 gearbeitet wurde, beruecksichtigt die Voten
aus Kirchen, Gemeinden sowie von Theologischen Fakultaeten und bemueht sich um
weitgehende Kompatibilitaet mit der Lebensordnung der Evangelischen Kirche der
Union von 1999. 

Eine Lebensordnung regelt traditionell vor allem das Leben in den Kirchengemeinden.
In Zeiten des Abbruchs kirchlicher Traditionen ist vielen zum Beispiel nicht mehr klar,
dass nur Pate/Patin werden kann, "wer der evangelischen Kirche angehoert und zum
Abendmahl zugelassen ist". Auch die kirchliche Bestattung setzt grundsaetzlich voraus,
"dass die oder der Verstorbene der evangelischen Kirche angehoerte". In diesem Fall
sieht der Entwurf allerdings zahlreiche Ausnahmefaelle vor.

Neu sind die Leitlinien vor allem hinsichtlich der Regelung zum Umgang mit
gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften. Homosexuelle "sind auf Grund ihrer
Praegung nicht als Hilfsbeduerftige und Kranke zu betrachten", so der Entwurf
vorsichtig. Eine "abschliessende theologische Wertung" - etwa zur Segnung von
homosexuellen Partnerschaften - sei zur Zeit in den Kirchen jedoch nicht moeglich.

Konkreter wird das neue Papier beim Umgang mit Geld. Die Ausgabe der kirchlichen
Mittel geschehe immer nur treuhaenderisch "im Namen Jesu Christi". Die Kirche
koenne sich zwar den Gesetzen der Oekonomie und den Mechanismen rechtlicher
Regelungen nicht entziehen, sie duerfe sich solchen Gesetzen und Mechanismen
jedoch auch nicht ausliefern. "Ihr koennt nicht Gott dienen und dem Mammon", wird
das Neue Testament dazu zusammenfassend zitiert.

Die neue Lebensordnung will "Weisung des Evangeliums in die jeweilige Zeit hinein
sein" und ist kein lutherischer Katechismus, betont der Redaktionsausschuss aus
PfarrerInnen, OberkirchenraetInnen und TheologieprofessorInnen: "Die Zeiten aendern
sich." Daher sei schon lange eine Neufassung der kirchlichen Leitlinien notwendig
gewesen. 

Der Entwurf der "Leitlinien kirchlichen Lebens der Vereinigten
Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands - Kirchliche Lebensordnung" ist in der
Reihe *Texte aus der VELKD" Nr. 104 erschienen. Die 108-seitige Publikation kann
kostenlos ueber das Lutherische Kirchenamt (Richard-Wagner-Str. 26, 30177
Hannover, Tel.: 0511/62 61 235, Fax: 0511/62 61 211, E-Mail: zentrale@velkd.de)
angefordert oder im Internet unter www.velkd.de  heruntergeladen werden. (515
Woerter)

(Dieser Beitrag basiert auf Information der VELKD und des epd - Evangelischer
Pressedienst.)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer Kirchen weltweit.
1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er inzwischen 133 Mitgliedskirchen,
denen rund 60,5 Millionen der weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73
Laendern angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das ermoeglicht eine enge
Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der Kirchen (OeRK) und anderen
weltweiten christlichen Organisationen. Der LWB handelt als Organ seiner
Mitgliedskirchen in Bereichen gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische
Beziehungen, Theologie, humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und
verschiedene Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst des
Lutherischen Weltbundes (LWB) herausgegeben. Veroeffentlichtes Material gibt, falls
dies nicht besonders vermerkt ist, nicht die Haltung oder Meinung des LWB oder seiner
Arbeitseinheiten wieder. Die mit "LWI" gekennzeichneten Beitraege koennen kostenlos
mit Quellenangabe abgedruckt werden.

***
LUTHERISCHE WELT-INFORMATION
Postfach 2100, CH-1211 Genf 2, Schweiz
Deutsche Redaktion: Dirk-Michael Groetzsch
E-Mail: dmg@lutheranworld.org 
Tel.:     +41-22-791-6353
Fax: +41-22-791-6630
http://www.lutheranworld.org/News/Articles/DE/LWI


Browse month . . . Browse month (sort by Source) . . . Advanced Search & Browse . . . WFN Home