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ORK - Okumenisches Team zum internationalen Finanzsystem


From "Sheila Mesa" <smm@wcc-coe.org>
Date Wed, 24 Oct 2001 15:05:34 +0100

Okumenischer Rat der Kirchen
Feature, Feat-01-18
zur Veroffentlichung frei
24. Oktober 2001

Internationale Konferenz uber Entwicklungsfinanzierung im Jahr
2002:

Okumenisches Team erklart den "Umbau des internationalen
Finanzsystems" zur Prioritat

Angelpunkt des Themas Entwicklungsfinanzierung ist die Frage
nach Gerechtigkeit und nicht in erster Linie die Finanzfrage. Zu
diesem Ergebnis kamen Mitglieder des okumenischen Teams, das die
Vorbereitungsarbeit der Vereinten Nationen (UN) fur eine
Konferenz uber Entwicklungsfinanzierung verfolgt.  

Die bestehenden Entwicklungsmodelle mussten einer kritischen
Prufung unterzogen werden, "weil eine ethische
Entwicklungsperspektive die uneingeschrankte Beteiligung aller
Gemeinschaften erfordert und besonderes der Menschen, die
aufgrund von Armut und Ohnmacht ausgegrenzt werden", sagte das
Team zum Abschluss der dritten Tagung des
Vorbereitungsausschusses fur die Konferenz uber
Entwicklungsfinanzierung, die vom 15. bis 19. Oktober in New York
stattfand und die Hauptkonferenz, die fur Marz 2002 in Monterey,
Mexiko geplant ist, vorbereitete.   

Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) hat in Zusammenarbeit mit
dem Lutherischen Weltbund (LWB) ein 21-kopfiges Team nach New
York entsandt, um die Diskussionen zu verfolgen und Gesprache mit
den Delegierten zu fuhren. Gail Lerner, ORK-Mitarbeiterin mit
Sitz im Kirchlichen Zentrum bei den Vereinten Nationen,
berichtete, die Mehrzahl der Teammitglieder werde auch an der
vierten Vorbereitungstagung im kommenden Januar in New York sowie
an der Hauptkonferenz teilnehmen.  

Ein Teil der Mitglieder habe bereits an fruheren
Vorbereitungstagungen teilgenommen, und das Team formuliere eine
Erwiderung zu den Entwurfen des UN-Dokuments, mit dem sich die
Delegierten in Monterey beschaftigen wurden. 
Diese Erwiderung werde mit jedem neuen Entwurf auf den neuesten
Stand gebracht, fugte Lerner hinzu.  

Das System verandern

Der UN-Entwurf, der im Licht der Diskussionen der vergangenen
Woche erneut revidiert wird, beginnt mit einem Aufruf zur
"Mobilisierung einheimischer Finanzmittel fur die Entwicklung",
geht dann auf internationale Privatmittel, Welthandel und
internationale finanzielle Zusammenarbeit ein, um mit einem
sechsten und letzten Punkt, "systemimmanente Fragen", zu enden. 

Das okumenische Team stellte dieses Schema auf den Kopf und
erklarte den "Umbau des internationalen Finanzsystems" zur
obersten Prioritat. Ausserdem forderte das Team anstelle der
Prufung einer "nachhaltigen Schuldenfinanzierung" oder
Schuldenerleichterung einen "umgehenden Schuldenerlass" fur die
hochverschuldeten armen Lander, "eine substantielle
Schuldenreduzierung" fur Lander mit mittlerem Einkommen und eine
Streichung der von den internationalen Finanzinstituten
auferlegten strukturellen Anpassungsprogramme.  

Zur Veranderung des Gesamtsystems, so das Team, gehore, dass die
UNO anstelle des Internationalen Wahrungsfonds und der Weltbank
in Wirtschaftsfragen die Fuhrungsrolle ubernimmt. "Um die
Demokratisierung des internationalen Finanzsystems zu
gewahrleisten, muss die UNO ein tragender Pfeiler fur die
internationale Finanz und die Wirtschaftsstrukturen sein",
erklarte das Team.  

Neue Wirtschaftsmodelle sind moglich

Mit Blick auf die Oktobertagung berichteten einige
Teammitglieder, dass ein Teil der reicheren Lander sich gegen
Veranderungen wehre und darauf beharre, dass das bestehende
kapitalistische oder "neoliberale" System das einzig mogliche
sei. Es habe aber auch Rufe nach neuen Ansatzen gegeben. Das Team
zeigte sich zuversichtlich, dass ein nutzlicher Prozess in Gang
gesetzt worden sei, auch wenn die Ergebnisse von Monterey sich
als enttauschend erweisen sollten.  

Patricio Castillo-Pena, ein Methodist aus Chile, erinnerte
daran, dass es in der Vergangenheit keinen Platz in der Okonomie
fur soziale Aspekte der Entwicklung gegeben habe. Nun deute sich
aber in den Diskussionen im Vorfeld von Monterey ein Umdenken an.
 

Hellen Wangusa, Anglikanerin aus Uganda, erklarte, Veranderung
sei notwendig, weil "die Menschen an der Basis unzufrieden mit
den Ergebnissen von IWF und Weltbank" sind und lieber die UNO als
demokratischeres Gremium an deren Stelle sehen wurden.  

Taimalelagi Fagamalama, Laiin und Erzdiakonin aus Samoa, die im
August zur anglikanischen Beobachterin bei der UNO ernannt wurde,
meinte, wenn die Leute an Armut dachten, dachten sie automatisch
an Afrika, aber ihr Land, das eines der am wenigsten entwickelten
sei, verdiene ebenfalls Aufmerksamkeit.  

Auch wenn das okumenische Team unterschiedlicher religioser und
geografischer Herkunft war, so waren sich die Mitglieder doch in
den wesentlichen Punkten einig. Wendy Flannery, eine
romisch-katholische Schwester der Barmherzigkeit aus
Australien, berichtet von einer "starken Konvergenz". Demba
Moussa Dembele, Muslim aus dem Senegal, erklarte, er sehe Fragen
wie Schuldenerlass, Privatisierung und Entwicklungsfinanzierung
im Grossen und Ganzen so wie die Christen im Team.  

Hans Morten Haugen, ein norwegischer Lutheraner, der in seiner
Kirche fur internationale Angelegenheiten zustandig ist und der
norwegischen Delegation auf der Vorbereitungstagung angehorte,
sagte, Delegierte wie auch Vertreter und Vertreterinnen der
Nichtregierungsorganisationen (NRO) bewunderten das okumenische
Team wegen seiner sorgfaltigen Vorbereitung. Das Team beeindrucke
nicht nur als Gruppe, sondern auch durch die Orientierung, die
einzelne Teammitglieder anderen NRO-Gruppen geben, die sich mit
bestimmten Themen beschaftigten, fugte er hinzu.  
_______________________________________________

Der ORK wurde 1998 in Simbabwe von seiner Vollversammlung
beauftragt, die Herausforderung der Globalisierung zu einem
zentralen Thema auf der okumenischen Tagesordnung zu machen.
Seither hat sich der ORK bemuht, das Verstandnis der Folgen der
wirtschaftlichen Globalisierung zu zu verbessern und eine
okumenische Plattform fur entsprechende Reaktionen zu
schaffen. Des Weiteren bereitet sich der Rat auf zwei
bevorstehende Weltkonferenzen vor: den UN-Weltgipfel fur
Entwicklungsfinanzierung im Marz 2002 in Mexiko und den
Weltgipfel fur nachhaltige Entwicklung, der im September 2002 in
Johannesburg stattfinden wird.

Weitere Informationen erhalten Sie von:  Karin Achtelstetter,
Medienbeauftragte      
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Der Okumenische Rat der Kirchen (ORK) ist eine Gemeinschaft von
342 Kirchen in uber 100 Landern auf allen Kontinenten und aus
praktisch allen christlichen Traditionen. Die romisch-katholische
Kirche ist keine Mitgliedskirche, arbeitet aber mit dem ORK
zusammen. Oberstes Leitungsorgan ist die Vollversammlung, die
ungefahr alle sieben Jahre zusammentritt. Der ORK wurde 1948 in
Amsterdam (Niederlande) offiziell gegrundet. An der Spitze der
Mitarbeiterschaft steht Generalsekretar Konrad Raiser von der
Evangelischen Kirche in Deutschland.

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