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Palaestinensischer Bischof: "Wo fuehrt uns das hin?"


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Mon, 10 Dec 2001 09:31:47 -0600

Bischof Younan fuerchtet weitere Vergeltung als Folge
gegenwaertiger Auseinandersetzungen

Chicago (USA)/Genf, 9. Dezember 2001 (LWI/ELCANEWS) - Er sei "sehr
betroffen" ueber die Ermordung israelischer und palaestinensischer
ZivilistInnen, erklaerte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen
Kirche in Jordanien (ELKJ), Munib A. Younan, am 4. Dezember in
einem Telefoninterview mit ELCANEWS (Evangelical Lutheran Church
in America News Service/Nachrichtendienst der
Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika).

"Wo fuehrt uns das hin?" - fragte der lutherische Bischof und
brachte seine groesste Besorgnis ueber die gegenwaertigen
Feindseligkeiten im Nahen Osten zum Ausdruck. "Es fuehrt uns
nirgendwo hin. Ausser zu mehr Hass, mehr Vergeltung, mehr Rache",
so Younan.

Nach wiederholten Selbstmordattentaten und Bombenanschlaegen
mutmasslicher palaestinensischer Extremisten in den letzten Wochen
in Israel, bei denen zahlreiche Menschen verletzt und getoetet
wurden, hatte die israelische Regierung Palaestinenserfuehrer
Jassir Arafat fuer die Terroranschlaege fuer verantwortlich
erklaert. Als Vergeltung fuer die Anschlaege zerstoerten die
israelischen Streitkraefte palaestinensische Ziele und Gebaeude in
Gaza und im Westjordanland.

Viele PalaestinenserInnen sind laut Younan aufgebracht darueber,
dass die US-amerikanische Regierung Israel "gruenes Licht" fuer
eine militaerische Reaktion gegeben habe. Die US-amerikanische
Regierung sollte eine "ehrliche Maklerin" in den Bemuehungen um
Frieden in der Region sein, forderte der palaestinensische
Bischof.

"Man darf uns als Nation nicht dafuer bestrafen, was einige wenige
getan haben", so Younan. "Vergeltung und Wiedervergeltung fuehren
zu nichts. Wir hatten von George Bush erwartet, dass er beide
Seiten auffordert, sofort damit aufzuhoeren."

Younan widersprach auch der Aussage des israelischen Premiers
Ariel Scharon, Israel verteidige sich in der gleichen Weise, wie
dies die USA in Afghanistan taeten. "Das ist etwas anderes", so
Younans Einschaetzung. Worum es hier wirklich gehe, sei die
israelische Besetzung palaestinensischer Gebiete. Die Besetzung
sei die Ursache fuer den Zorn der PalaestinenserInnen und muesse
beendet werden, betonte er.

Younan wies darauf hin, Hauptziel muesse es sein, alle Parteien an
den Verhandlungstisch zu bringen, wo sie "Vertrauen in einander
aufbauen" koennten.

Die lutherische Kirche in Jordanien mit rund 3.000 Mitgliedern hat
Gemeinden in Jerusalem, Jordanien und Palaestina. Der Bischof
berichtete, die meisten PalaestinenserInnen koennten nicht
arbeiten gehen, da das israelische Militaer den Zugang ueber die
wichtigsten Checkpoints blockiert oder stark eingeschraenkt habe.
In Ramallah haette die lutherische Hoffnungsschule, die zur
lutherischen Hoffnungskirche gehoert, wegen Beschuss geschlossen
werden muessen, so Younan.

Man koenne Bethlehem zwar erreichen, da dieses Gebiet unter
palaestinensischer Kontrolle stehe, aber die Stadt zu verlassen,
sei "ein Alptraum", betonte Younan. In Bethlehem befindet sich die
evangelisch-lutherische Weihnachtskirche.

Die ELKJ trat dem Lutherischen Weltbund (LWB) 1974 bei. Der LWB
engagiert sich durch fortgesetzte Anwaltschaft fuer die
Friedensbemuehungen im Nahen Osten. Bei seiner jaehrlichen
Ratstagung betonte der LWB im vergangenen Juni die Forderung nach
Verhandlungen, die zu einer umfassenden und gerechten Beilegung
des israelisch-palaestinensischen Konflikts fuehren muessen. (448
Woerter)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
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humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
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