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Kongo - Vulkanausbruch: Schnelle Hilfe fuer Betroffene


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Fri, 01 Feb 2002 08:58:58 -0600

Hilfswerke lutherischer Kirchen helfen bei Versorgung und
Wiederaufbau

Goma (Demokratische Republik Kongo)/Genf, 31. Januar 2002 (LWI) -
"Es ist erstaunlich, wie sich die Menschen am Rande der Lavamassen
einrichten", so das Urteil von Anne Masterson, Leiterin des
Ruanda-Programms der Abteilung fuer Weltdienst (AWD) des
Lutherischen Weltbundes (LWB), als sie wenige Tage nach dem
Ausbruch des Vulkans Nyiragongo durch das zerstoerte Goma faehrt.
Ein riesiger Lavastrom hat die Stadt im Osten der Demokratischen
Republik Kongo nahe der Grenze zu Ruanda zweigeteilt. Die Lava hat
das Herz der Stadt zerstoert. Dort befand sich nicht nur das
Geschaeftszentrum, sondern auch wichtige von Kirchen getragene
Einrichtungen wie Schulen, Gaestehaeuser und Kliniken.

Bereits zwei Wochen nach der Katastrophe, die rund 400.000
Menschen zur Flucht zwang, entsteht inmitten des Chaos eine neue
Struktur im Zentrum der Stadt - auf den noch dampfenden
Lavamassen. Noch vor wenigen Tagen glich dieses Gebiet einer
Mondlandschaft. Zerbeulte Dachbleche, zerknaeulte Autos,
Dachgiebel und was sonst noch von den zerstoerten Haeusern uebrig
blieb, ragt aus der Lava heraus. Inzwischen wurden wieder Wege,
Strassen und Uebergaenge ueber den rund 300 Meter breiten
Lavastrom errichtet. Wird hier kuenftig wieder gebaut oder
entstehen die Gebaeude woanders, ist eine der entscheidendsten
Fragen, die BewohnerInnen und HelferInnen derzeit stellen.

Bereits wenige Tage nach dem Ausbruch des Nyiragongo begannen die
Menschen, nach Goma zurueckzukehren, sie wollten nicht in den
Fluechtlingslagern bleiben. Die schwedische Helferin Kerstin
Akerman, die fuer das Bureau Oecumenique d'Appui au Development
(BOAD) in Bukavu arbeitet, berichtet, dass die Menschen trotz
aller Not nicht verzweifelt seien. Sie versuchten, mit dem
wenigen, was ihnen verblieben sei, zurechtzukommen.

"Haben Sie Arbeit fuer mich?", ist die Frage, die jeder/jedem
Fremden zur Zeit als erstes gestellt wird. Die 100.000 Menschen,
die ihr Dach ueber dem Kopf verloren haben, sind entweder bei
Verwandten, FreundInnen, in Schulen oder in Kirchen untergekommen.
Und dennoch gibt es noch genuegend Gruppen, die bisher keine Hilfe
erreicht hat.

Zum Beispiel Agata Furaha, sie hat mit ihrem Mann und ihren
Kindern zusammen mit weiteren Familien Unterschlupf in einer der
Kirchen in Goma gefunden. Die 42-Jaehrige muss fuer das
Familieneinkommen sorgen - sie baeckt zu Hause und strickt und
verkauft ihre Produkte anschliessend auf dem Markt. Doch auf Hilfe
wartet sie auch zwei Wochen nach der Katastrophe vergeblich.

Gemeinsam mit den oertlichen Kirchen und Hilfswerken versuchen die
HelferInnen des LWB im Rahmen des Netzwerkes kirchlicher
Hilfsorganisationen ACT (Action by Churches Together/Kirchen
helfen gemeinsam), diesen Menschen schnell Hilfe zukommen zu
lassen.

Seit Beginn der Hilfsaktionen nach Ausbruch des Nyiragongo ist der
LWB aktiv beteiligt. So waren die LWB-HelferInnen in Ruanda die
einzigen, die in den ersten Tagen Plastikplanen verteilen konnten.
In Gisenyi und Ruhengeri in Ruanda betreibt die LWB-Abteilung fuer
Weltdienst im Auftrag des Welternaehrungsprogramms (WFP) zwei
Lagerhaeuser. Von dort kommt die gesamte Nahrungsmittelversorgung
fuer Goma. Das Lager in Ruhengeri hatte der LWB mangels Bedarf
kurz vor dem Vulkanausbruch geschlossen. "Innerhalb von drei Tagen
war das Lager wieder voll funktionsfaehig", berichtet Thomas van
Kampen, zustaendig fuer die Koordinierung der Not- und
Katastrophenhilfe des LWB in Ruanda.

Der LWB unterstuetzt auch den Bau von behelfsmaessigen
Schulraeumen, damit der Unterricht wie geplant am 25. Februar
wieder beginnen kann. Ausserdem will sich der LWB an
Rehabilitationsmassnahmen beteiligen. So soll sich ein technisches
Team eingehend mit Fragen des Wiederaufbaus befassen. Es muss in
Erfahrung gebracht werden, ob die Bevoelkerung bereit waere, sich
umsiedeln zu lassen, vorlaeufig oder endgueltig, was gerade
diskutiert wird oder ob sie bleiben will und welche Art von
Haeusern gebaut werden soll.

Eine wichtige Rolle im ACT-Netzwerk spielt auch NCA (Norwegian
Church Aid), das Hilfswerk der norwegischen lutherischen Kirchen.
NCA sorgt in Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen dafuer,
dass die BewohnerInnen von Goma moeglichst schnell wieder Zugang
zu Trinkwasser haben. So wurden bis jetzt zum Beispiel 20
provisorische Wassertanks und etwa 150 oeffentliche Toiletten zur
Verfuegung gestellt. In Kooperation mit den LWB-HelferInnen hat
NCA zwei Lastwagen im Einsatz, die rund um die Uhr Wasser zu den
provisorischen Verteilerstellen in Goma transportieren.

Als wichtigsten Aspekt der Arbeit von NCA beschreibt Anders
Haaland, NCA-Koordinator in Goma, die "Beratung anderer NGOs". In
Zusammenarbeit mit der regionalen Verwaltung stelle NCA
Ausruestung und Know-how zur Verfuegung, um das
Wasserleitungsnetz, das durch den Lavastrom zerstoert wurde,
wieder instand zu setzen. (696 Woerter)

(Ein Beitrag von Rainer Lang, der gegenwaertig aus Goma
berichtet.)

*       *       *

Der Lutherische Weltbund (LWB) ist eine Gemeinschaft lutherischer
Kirchen weltweit. 1947 in Lund (Schweden) gegruendet, zaehlt er
inzwischen 133 Mitgliedskirchen, denen rund 60,5 Millionen der
weltweit rund 64,3 Millionen LutheranerInnen in 73 Laendern
angehoeren.

Das LWB-Sekretariat befindet sich in Genf (Schweiz). Das
ermoeglicht eine enge Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Rat der
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Der LWB handelt als Organ seiner Mitgliedskirchen in Bereichen
gemeinsamen Interesses, z. B. oekumenische Beziehungen, Theologie,
humanitaere Hilfe, Menschenrechte, Kommunikation und verschiedene
Aspekte von Missions- und Entwicklungsarbeit.

Die LUTHERISCHE WELT-INFORMATION (LWI) wird als Informationsdienst
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***
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