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Rumaenische Christinnen rufen zu Versoehnung auf


From "Frank Imhoff" <FRANKI@elca.org>
Date Thu, 28 Feb 2002 16:07:13 -0600

Weltgebetstag der Frauen: Rumaenische Christinnen rufen zu
Versoehnung auf
"Zur Versoehnung herausgefordert" sind in Rumaenien auch die
Kirchen

Sibiu (Rumaenien)/Genf, 28. Februar 2002 (LWI) - Was wohl die
groesste Herausforderung beim Verfassen der Gebetstagsordnung fuer
den 1. Maerz 2002 gewesen ist? Elfriede Doerr, eine der
Rumaeninnen, die den diesjaehrigen Weltgebetstag vorbereitet
haben, braucht nicht lange nachzudenken. "Das war das Schreiben
eines gemeinsamen Geschichtsabrisses", bekennt die Pfarrerin der
Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses aus dem
siebenbuergischen Sibiu (Hermannstadt). Doerr hatte hier mit
Vertreterinnen der verschiedenen Landesteile, Ethnien und
Konfessionen zunaechst jeweils den eigenen Geschichtsentwurf
aufgeschrieben. Dann legten die Frauen die Beitraege wie Folien
uebereinander. "Und dann erst kam die Arbeit, das Ringen, die
Diskussion, also unsere geglueckte kleine Versoehnungsuebung". Die
bewertet die Pfarrerin aber innerhalb der rumaenischen
Gesellschaft als eine "punktuell herausragende". Denn im
Karpatenstaat sei man ja heute generell auf der Suche nach einer
neuen Identitaet.

Und da sind gemaess dem diesjaehrigen Weltgebetstags-Motto
letztlich alle gut 22 Millionen RumaenInnen "zur Versoehnung
herausgefordert". Schwer wiegt allein schon das politische Erbe.
Zudem misslang nach der Wende der Sprung in die Marktwirtschaft.
Noch 12 Jahre nach der Hinrichtung des kommunistischen Diktators
Nicolae Ceausescu befindet sich ein Drittel der Bevoelkerung
unterhalb der Armutsgrenze. Betroffen sind angesichts des maroden
Sozialsystem besonders Alte, Kranke, Behinderte und Kinderreiche.
Immerhin geht es unter der neuen Regierung in den letzten Monaten
wirtschaftspolitisch wieder aufwaerts, so dass auch NATO- und
EU-Beitritt nicht mehr in unerreichbarer Ferne erscheinen. Die
aktuelle Minderheitenpolitik im Vielvoelkerstaat wird derzeit
sogar vom zustaendigen OSZE-Kommissar fuer Minderheiten, Max van
der Stoel, als "modellhaft fuer andere Laender" eingestuft. Und
auch in den Kirchen, denen die zu 96 Prozent christlich getauften
RumaenInnen laut Umfrage einen immensen Vertrauensbonus verleihen,
ist Bewegung spuerbar - wenngleich bisher auch noch nicht eine von
ihnen ihre Geheimdienst-Akten offen gelegt hat.

"Die Kirchen nehmen jetzt bewusst diakonische Aufgaben wahr. An
den Schulen wird wieder Religionsunterricht erteilt. Die Eltern
duerfen waehlen, welchen", erklaert die lutherische
Gemeindehelferin Gerhild Cosoroaba, die die rumaenische
Weltgebetstags-Arbeit koordiniert. Geloest sind inzwischen auch
einige der Streitigkeiten, die sich die jahrzehntelang verbotene
Minderheitenkirche der Griechisch-Katholischen mit der absoluten
Mehrheitskirche der Rumaenisch-Orthodoxen, zu der rund 87 Prozent
der Bevoelkerung gehoeren, um die Rueckgabe ihres rechtmaessigen
Besitzes liefert. Schon regelrecht oekumenisch gehen derzeit
LutheranerInnen und Rumaenisch-Orthodoxe z. B. im Widerstand gegen
Rumaeniens ersten Vergnuegungspark "Dracula-Land" bei
Sighisoara/Schaessburg vor. Bei den LutheranerInnen selbst, die
sich mit 32.000 Ungarischsprachigen (Evangelisch-Lutherische
Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Rumaenien) und nur noch
16.000 Deutschsprachigen (Evangelische Kirche Augsburgischen
Bekenntnisses in Rumaenien) in wachsender Diaspora befinden, packt
man kraeftig in Seelsorge, Jugend- und Altenarbeit an.

"Viele Menschen sind auf die Hilfe der Kirche angewiesen, sei es
materieller oder spiritueller Art", weiss Birgit Hamrich aus dem
siebenbuergischen Bistritz. Die Pastorin war Mitte der 90er Jahre
als erste Frau in der Evangelischen Kirche A. B. in Rumaenien
ordiniert worden. Inzwischen sind schon die Haelfte aller
TheologiestudentInnen in Hermannstadt weiblich - auch das
signalisiert den kirchlichen Aufbruch. Und der ist bei den
deutschsprachigen LutheranerInnen auch in anderer Hinsicht
greifbar. Zwar sind die Glaeubigen im letzten Jahrzehnt zu vielen
Zehntausenden in die "fremde Heimat Deutschland" abgewandert. Auch

einige PfarrerInnen gingen. Unter den verbliebenen Siebenbuerger
Sachsen sind nun aber sogenannte Mischehen mit RumaenInnen nicht
mehr verpoent. Folgerichtig oeffnet man sich auch sprachlich.
Jetzt wird in Gottesdiensten zunehmend deutsch und rumaenisch
gepredigt, wenngleich das natuerlich einige aeltere
Gemeindeglieder, denen die Kirche gerade ihre ethnische Identitaet
staerkte, schmerzt.

"Aber nur Zweisprachigkeit erhaelt unserer Kirche die Chance auf
eine Zukunft", argumentieren die Juengeren. Die wiederum in der
diesjaehrigen Weltgebetstags-Arbeit, fuer die sich in Rumaenien
gerade die Lutheranerinnen schon seit den 70er Jahren einsetzen,
ein Zeichen der Oekumene setzen wollen. "Es gibt in Rumaenien das
ganze Jahr ueber geschwisterliche Zusammenarbeit, die Menschen
verschiedener Kirchen und unterschiedlicher Volkszugehoerigkeit
verbindet", betont Gerhild Cosoroaba. (616 Woerter)

(Ein Beitrag von Ebba Hagenberg-Miliu, Mitautorin der Materialien
2002 des Deutschen Weltgebetstags-Komitees.)

Das aktuelle Stichwort: Weltgebetstag der Frauen
Zum traditionellen Weltgebetstag der Frauen haben fuer diesen
Freitag (1. Maerz) Christinnen aller Konfessionen in rund 170
Laendern eingeladen. Unter dem Motto *Zur Versoehnung
herausgefordert" formulierten in diesem Jahr Rumaeninnen die
Gebete und waehlten die Lieder aus. An der Vorbereitung des
Weltgebetstages nahmen insgesamt sieben Konfessionen teil, die
damit auch ein Stueck Aufarbeitung der Vergangenheit in dem
ehemaligen kommunistischen Land leisten wollen.

Der alljaehrlich am ersten Freitag im Maerz begangene
Weltgebetstag gilt als die groesste oekumenische Laienbewegung
weltweit. Gemeinsame Gebete sollen Grenzen ueberwinden helfen und
das Verstaendnis untereinander foerdern. Mit den Kollekten des
Weltgebetstages werden Frauenprojekte in Entwicklungslaendern
gefoerdert.

Die Idee des Weltgebetstages stammt aus der USA. Dort versammelten
sich 1887 Christinnen zu einem ersten Gebetstag. (122 Woerter)

(Ein Beitrag von epd - Evangelischer Pressedienst.)

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